Kapitel 25- listen to me

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Wir liegen seit 20 Minuten auf meinem Bett, aber unser Gespräch hat noch kein Ende gefunden. "Weißt du? Es ist einfach so das die Blindheit Unsicherheiten mit sich gebracht hat. Ich weiß man merkt es nicht, weil ich mich traue ohne jeglichen Scham nach Hilfe zu fragen, aber trotzdem habe ich Angst, dass die Leute mir irgendwann nur noch aus Mitleid helfen. 'Er ist ja Blind und so. Da muss ich ja helfen.' Wenn es niemand mehr tut, weil ich es bin, sondern nur noch weil ich blind bin. Das ist im übrigen auch der Grund warum ich keine Sonnenbrille trage... Wenn ich Leute frage, ob sie mir helfen können, sie zustimmen und dann erst überrascht meinen 'Oh du bist blind.', freut mich das immer. Ich weiß dann einfach, dass sie mir nicht aus Mitleid geholfen haben.", erzähle ich, während ich Kreise auf Harrys Bauch male.

"Und ich muss das einfach sagen.", beginne ich, "Bitte bleib niemals bei mir, wenn du es nur noch tust, weil ich blind bin 'und einen Blinden kann man ja nicht verlassen.' Bitte mach das niemals. Das musst du mir versprechen." Harry spannt sich unter mir an.

"Das tue ich.", meint Harry. "Danke." Eigentlich wollte ich nie dieses Thema ansprechen, aber er muss es einfach wissen, weil er glücklich sein soll und nicht aus Mitleid bei mir bleiben soll.

"Und im übrigen habe ich nie etwas aus Mitleid für dich getan. Immer nur, weil ich dich glücklich machen oder bei mir haben wollte." Ich muss aufpassen, dass nicht schon wieder eine Träne meine Augen verlässt, so sehr freuen mich diese Worte. "Du hast keine Ahnung, wie sehr mich diese Worte freuen." Ich richte mich auf. "Ich liebe dich.", flüstere ich gegen seine Lippen, ehe wir in einen leidenschaftlichen Kuss verfallen, der genau diese Nachricht überbringt.

Harry und ich verweilen einige Zeit in Stille, ich liege komplett auf ihm, aber es stört ihn nicht. "Und tut mir leid, dass ich deinen Taten nicht vertrauen konnte. Das war nicht fair und einfach unbegründet."-"Ist okay.", mein Harry liebevoll. "Danke für deine Geduld mit mir.", schiebe ich noch hinterher. Harry drückt mich nah an sich und von dem beruhigenden Geräusch seiner regelmäßig atmenden Brust schlafe ich ein. Das Gespräch hat mir unglaublich gut getan, aber auch viele Kräfte geraubt. Es war schwer für mich, obwohl ich diese Gedanken schon länger in mir habe, sie auszusprechen. Es waren mal wieder Harrys Worte, die es geschafft haben ein Gewicht von mir zu nehmen. Und jetzt fühlt sich mein Körper leicht an.

Als ich aufwache, kommt mir ein Gedanke. "Harry.", flüstere ich immer wieder, bis er irgendwann brummt "Ja?"-"Ich hab dir noch nicht gesagt, warum ich dich liebe..." flüstere ich ins dunkle Zimmer. Es muss schon Abends sein, denn ich spüre nicht mehr die warme Sonne auf meiner Haut. Er lacht leise. "Aber immer wieder gezeigt." Ich lege meine Hände an seine Wangen. Mit Blicken kann ich meine Worte nicht bekräftigen, weshalb ich es mit Berührungen probiere. "Ich würde es dir trotzdem gerne sagen.", meine ich. Er nickt.

"Ich liebe dich, weil du lustig bist und weil du mich glücklich machst. Und ich liebe deine Stimme. Sie war das Erste, was mir aufgefallen ist. Und ich liebe deinen Geruch nach Zitronen. Ich liebe es, wie dein Lachen sich anhört und deine Haare sich anfühlen. Und wie du es immer schaffst mich aufzubauen und mich zu trösten. Und wie du mich einfach gut fühlen lässt. Ich fühle mich wohl in deinen Armen. Danke, dass du mich wertvoll fühlen lässt und, dass ich dir vertrauen kann. Danke, dass du mir immer zuhörst und für deine endlose Geduld. Ich kann mich garnicht genug dafür bedanken, dass du nicht einfach weggegangen bist. Und danke einfach, weil du immer für mich da bist." Unter meinen Händen spüre ich Harrys Grinsen und zwei Tränen die an den Seiten seines Gesichtes über meine Fingerkuppen laufen. "Ich liebe einfach die Art, wie du mich fühlen lässt."

"Danke.", flüstert Harry schwach in die Stille. Vollkommen zufrieden bleiben wir in der Stille, bis Harrys Mangen knurrt und wir runter gehen.

"Louis, können wir kurz reden?", werde ich sofort von Liam abgefangen. "Ich mach' uns Sandwiches, alles gut.", meint Harry und seine Schritte verschwinden in die Küche.

Ich hingegen folge Liam ins Wohnzimmer. Er macht die Schiebetür zur Küche zu. "Warum hast du geweint, Lou?", fragt Liam direkt. "Hat Harry etwas gemacht?", sofort klingt er angespannter. "Ja, genau deshalb bin ich ihm auch in die Arme gefallen.", erwidere ich sarkastisch. "Nein, wir mussten einfach nur mal reden. Wir haben uns nicht gestritten, oder so..."-"Warum hast du dann so viele Tränenspuren auf deiner Wange?." Ich verdrehe die Augen und seufze genervt.

"Wir mussten mal reden. Es musste einfach sein.", erkläre ich. "Ok, gut.", Liam seufzt und lässt das Thema auf sich beruhen. Er weiß, wo die Grenzen liegen. Ich ziehe ihn in eine kurze Umarmung. "Du hast schon einen guten Geschmack, muss ich sagen." Ich lache an seiner Schulter. "Ich weiß."

Ich gehe wieder zu Harry in die Küche schließe nach kurzem Suchen meine Arme von hinten um ihn. Meinen Kopf lege ich an seinen oberen Rücken ab. Für alles andere bin ich zu klein. "Hey.", meint er sanft. "Hey.", gebe ich leicht lächelnd zurück. Mein Daumen wandert immer wieder über seinen Bauch, der vom T-Shirtstoff bedeckt ist. Die Schmetterlinge fliegen alleine deshalb wild in meinem Bauch.

"Alles in Ordnung?" Ich brumme zustimmend an seinen Rücken. Harry dreht sich um, sodass ich mich lösen muss. "Ich hoffe du magst den Käse, den ihr im Kühlschrank hattet?"-"Ich liebe ihn!", gebe ich mittlerweile auch hungrig zurück. Ich beiße rein. "Du hast dir ja richtig Mühe gegeben.", stelle ich erstaunt fest, als ich Paprika, Gurken und ein Salatblatt schmecke. Harry drück mir einen Schmatzer auf den Mund, während ich noch kaue. Leicht kichere ich darüber.

Und als Harry an diesem Abend geht, weiß ich, wie sehr unsere Beziehung in den letzten Stunden gewachsen war.

[1016 Wörter, 02.02.2021]

Die letzten beiden Kapitel waren sooo schwer zu schreiben. 6 Tage hin und her und endlich bin ich zufrieden. Puhh! 😂

Und danke für die ganzen Kommentare unter dem letzten Kapitel! Ihr seid echt unglaublich.

J

Blind// Larry //GermanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt