Kapitel 19- distance

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Harrys Sicht

Es ist menschenleer.

Verzweifelt sinke ich auf die Knie. Dass der Sand nass ist, ist mir mehr als egal. Ich hatte so gehofft ihn hier zu finden. Verdammt!

Nein! Meine Augen werden groß. Weit hinten bestimmt 300 Meter entfernt ist etwas in den Dünen. Es ist Louis, er sitzt dort. Ich renne los. So schnell wie noch nie. Meine Beine zittern, während mein Herz Marathon läuft. Vom Wind kalte Tränen der Erleichterung, gemischt mit dem peitschenden Regen laufen meine Wangen hinab. Noch vielleicht zwanzig Meter. Es ist eindeutig Louis dreht seinen Kopf in meine Richtung. Ich lasse mich vor ihm in der Sand fallen. "Louis... oh Gott.", murmele ich und drücke einen Kuss auf seine eiskalte Stirn. "Es tut mir so leid.", murmele ich immer wieder unter Tränen. "Harry?", höre ich Louis geschwächte Stimme. "Ich bin hier. Alles Gut. Alles wird wieder gut.", murmele ich zu ihm als auch zu mir und drücke noch einen Kuss auf seine Stirn, erleichtert ihn wiederzuhaben.

Kurzerhand lege ich die Handtücher, welche er sich umgewickelt hat und wahrscheinlich seine Liegehandtücher und Trockentücher waren, weg und gebe ihm dafür meine von ihnen warme Jacke. Ich helfe sie ihm anzuziehen, während wir still sind. Keiner hat so wirklich Kraft zu reden.

Die klitschnassen Handtücher über meine Schulter geworfen, hebe ich ihn hoch. Sein Kopf fällt erschöpft an meine Brust. Von weitem sehe ich, wie Maya und Niall uns entgegen kommen.

Niall legt uns eine Decke über. "Wo hast du die denn her?" Er deutet auf seinen Rücken. Erst jetzt fällt mir der Rucksack dort auf. "Einer muss ja klar denken, wenn der andere es nicht tut." Dankend sehe ich ihn an. Im Leben hätte ich vorhin nicht daran gedacht. Als wir etwas entfernt von der windigen Küste und geschützt von den Bäumen sind, spannt Maya außerdem einen Regenschirm auf.

Louis ist derweil an meiner Brust eingeschlafen. Dunkle Augenringe zieren sein sonst so schönes Gesicht. Verdammt! Was hab ich getan?

Ich merke sehr wohl Mayas fragenden Blick auf mir, aber ich ignoriere ihn einfach. Nachdem Niall mir gesagt hat, dass er Miriam informieren wird, kommen wir um zehn vor sieben in meinem Zimmer an.

Ich drücke sanft einen Kuss auf seinen Kopf um ihn zu wecken. "Louis du musst duschen.", meine ich sanft. Seine Augen flattern und er wacht auf. Erst jetzt lasse ich ihn aus meinen Armen und stelle ihn vorsichtig auf seine Füße. Seine Knie sind etwas wackelig, weshalb ich probiere ihn etwas an der Hüfte zu stützen.

In der Dusche angekommen, ziehe ich ihm seine nassen Sachen aus. Sein Körper zittert immer noch leicht, meiner auch nur hat dies einen anderen Grund. Ich fühle mich mehr als schuldig. Das darf einfach nicht passieren und es ist meine Aufgabe, dass es das nicht tut. Ich hab ganz einfach gesagt verschissen. Als Freund und als Betreuer.

Ich stelle das Wasser erstmal auf Körpertemperatur. Wir reden immer noch nicht und ich weiß nicht, ob es an seiner Kraft oder daran liegt, dass er sauer ist. Ich kann es verstehen. Als Louis aufhört zu zittern, stelle ich das Wasser langsam immer wärmer. Gut 15 Minuten stehen wir stillschweigend in der Duschkabine, er dieses Mal alleine unter der Duschhaube. Mein T-Shirt wird etwas nass von dem Wasser, was auf meine Arme an seiner Hüfte prasselt, aber das tut nichts zur Sache.

Seine Lippen bekommen wieder ihre zartrosa Farbe, als das Blau weicht. Ich trockne ihn vorsichtig mit dem Handtuch, was ich mitgebracht habe ab. "Ich kann das auch selber.", meint er. "Tschuligung.", murmele ich und reiche ihm dann den gleichen Bademantel wie noch heute Morgen. "Möchtest du zu mir ins Zimmer?", frage ich vorsichtig. Er nickt stumm. Es vergehen einige Sekunden bis ich das Wort ergreife: "Es tut mir leid.", meine ich ehrlich. "Ich weiß.", meint er während er nickt, aber die Stimmung ist immer noch bedrückt, so kommt es mir zumindest vor.

Im Zimmer gebe ich ihm drei paar Socken, Boxershorts, eine Jogginghose und zwei Pullover, die er sich überzieht, ehe ich schnell in den Gruppenleiterraum laufe und dort noch eine Decke hole, Tee mache und eine Wärmflasche erhitze. All das nehme ich mit ins Zimmer, wo ich schon einen, in die Laken eingewickelten, Louis sehe. Nachdem ich den Tee auf dem Nachttisch abgestellt habe, lege ich die zweite Decke über ihn und gebe ihm die Wärmflasche.

Ich war gerade im Inbegriff ihm einen Kuss auf den Mundwinkel zu drücken, aber ich stoppe mich. "Brauchst du noch irgendwas?", frage ich stattdessen, "Soll ich dir was zu Essen holen?"-"Nein.", sagt er während er den Kopf schüttelt. "Gut...", ich räuspere mich, nicht sicher, was ich jetzt tun soll. "Komm schon her.", murmelt er, klingt dabei nicht unfreundlich, aber auch nicht fröhlich. Wieso sollte er auch?

Ich lege mich zu ihm und er dreht sich auf die Seite von mir weg. Nicht sicher ob ich ihn umarmen darf oder nicht bleibe ich auf dem Rücken liegen. Lange. Irgendwann höre ich seinen regelmäßigen Atem. Nur ich kann nicht an Schlaf denken. Die Schuldgefühle sind zu stark. Sein Vertrauen zu mir sicherlich gebrochen und das Problem ist, dass ich niemanden, wirklich niemanden anderen als mich dafür verantwortlich machen kann.

Wiedermal steigen mir Tränen in die Augen. "Ich liebe dich.", flüstere ich noch halb schluchzend, ehe ich mich auf die andere Seite drehe und auch einschlafe.

Als ich am Morgen auf dem Bauch aufwache, spüre Louis Körper auf meinem Rücken. Glückshormone strömen durch meinen Körper. "Lou? Bist du schon wach?", flüstere ich ganz leise und spüre kurz darauf, wie seine Finger über meine Taille tanzen.

"Es tut mir so leid, dass das passiert ist. Ich weiß das ist nicht zu entschuldigen. Aber- Nein. Es tut mir einfach nur leid.", meine ich. "Ich weiß, Harry. Ich weiß...", seine Stimme ist viel sanfter als noch gestern Abend. Er geht von meinem Oberkörper und ich drehe ich zu ihm. "Kannst du mir noch vertrauen?", traue ich mich die Frage zu stellen, die ich nie stellen wollte, aber ich weiß, dass diese Frage einfach gestellt werden muss. "Ich weiß es ehrlich nicht. Ich will dir nichts vorspielen. Ich schätze, ich bin einfach enttäuscht." Es tut weh. Ich wusste es schon vorher und ich weiß auch, dass er jedes Recht dazu hat, so zu fühlen. Aber es tut weh es zu hören. "Aber ich liebe dich, Harry. Und wir schaffen das. Gib mir einfach etwas Zeit, ja?" Erleichtert Atme ich aus. "Gott, wie hab ich dich nur verdient?", murmele ich, ehe seine Lippen auf meine treffen.

Mir ist bewusst, dass wir an unserem Vertrauen arbeiten müssen. Einerseits wegen Zayn und andererseits wegen der Sache jetzt. Der Kuss ist sehnsüchtig und übermittelt eine Nachricht. Es tut mir leid.

[1123 Wörter, 14. Jan. 2020]

Ich hab beim Schreiben geheult 😂

J

Blind// Larry //GermanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt