Kapitel 11

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Ben stand alleine in seinem Büro, komplett geschockt von den ganzen Geschehnissen und der Wendung, die dieser Morgen genommen hatte.

Als Rey heute morgen nicht rechtzeitig zur Arbeit erschienen war, hatte er fast schon Panik gespürt. Eine Emotion die für ihn eigentlich komplett unbekannt war. Normalerweise war er immer der Jenige, der die volle Kontrolle über sein Leben hatte. Über seine Angestellten, seine Investments einfach alles. Doch Rey- Rey konnte er nicht kontrollieren. Sie reagierte immer spontan mitten aus dem Moment heraus und er musste machtlos zusehen. Genau diese Machtlosigkeit verunsicherte ihn.

Was wenn sie sich nun doch dazu entschieden hatte ihren Deal platzen zu lassen? Für zehn qualvoll lange Minuten war er seinen schlimmsten Gedanken ausgesetzt gewesen. Als sie dann schließlich später als sonst angekommen war, hatte ihn eine Welle von Erleichterung durchflutet. Eine weitere Emotion die ihm sonst fremd war. Und ehe er es sich versah war die Situation zwischen den Beiden eskaliert. Wieder einmal.

Aber mit dem Unterschied, dass sie sich dieses Mal kein Stück zurück hielt.

Die Erkenntnis traf ihn tief als er die Tür schließlich in das Schoss fiel. Ich schaffe das einfach nicht mehr. Ich kündige. Ihre Worte drangen wieder und wieder durch seinen Kopf.

Nein, nein, nein. Das konnte einfach nicht gerade passieren. Er schüttelte verzweifelt seinen Kopf und seine Atmung wurde schneller.

Das kann nicht sein.

Ben fühlte plötzlich einen Anflug von Verzweiflung, die er nicht ganz ausmachen konnte. Das Gefühl wandelte sich mit einem Mal in unergründliche Wut. Binnen Sekunden löste er sich aus der Starre und stürmte auf dem Büro, bereit Rey zurückzuholen. Er würde sie wahrscheinlich sogar über seine Schulter werfen, wenn es unbedingt sein müsste.

"REY.", rief er. "Wag es ja nicht von mir weg zu gehen. Wir sind noch nicht fertig."

Völlig perplex drehte sich Rey zu ihm um. Fast schon ängstlich beobachtete sie wie er auf sie zugestürzt kam. Aber sie war nicht etwa der Typ von Frau, die von so einer Herausforderung zurückweichen würde. Trotzig streckt sie ihm ihr Kinn entgegen.

"Ach wirklich? Also ich denke wir sind fertig.", biss sie zurück.

Die Endgültigkeit in ihrer Stimme spiegelte sich genau in ihren entschlossenem Blick. Doch diese funkelnden haselnussbraunen Augen verrieten Ben auch, dass sie nicht ganz so mutig war, wie sie versuchte zu wirken.

Ben betrachtete sie durchdringend und war sich nicht ganz sicher was er als nächstes machen sollte. Er spürte die neugierigen Augen seiner Angestellten deutlich auf sich, doch es kümmerte ihn herzlich wenig. Seltsamerweise, könnte er genau das zu ihrem Vorteil nutzen. Es fühlte sich zwar falsch an Rey nun in diese Situation zu drängen, aber er musste einfach etwas tun. Er konnte sie nicht einfach gehen lassen. Nicht jetzt, nicht so.

"Rey-", flüsterte er bittend und bemerkte wie sie erstarrte. Er lächelte sanft und fuhr fort um seine Absichten ein wenig deutlicher zu machen. "Rey, bitte. Verlass mich nicht."

Sie starrte ihn ungläubig mit geweiteten Augen an. Die pure Fassungslosigkeit stand ihr ins Gesicht geschrieben. Sie begann ihren Kopf zuschütten als er langsam auf sie zukam, doch sie war ummächtig den Lauf der Situation aufzuhalten.

"Rey, ich-" Ben schluckte schwer, plötzlich unfähig weiter zusprechen. Sie musste denken, dass das hier ein Schauspiel war, doch irgendwie ging ihm das ganze näher als er anfänglich angenommen hatte. "Ich brauche dich."

Sie schüttelte nur noch entschlossener ihren Kopf und fand endlich ihre Stimme wieder. "Ben, mach das nicht." Etwas in ihr zerbrach, als sie realisierte was er gerade versuchte. Er zog hier nur eine große Show ab und das machte die gesamte Situation nur noch tragischer. "Bitte mach es nicht auf diesem Weg." Der Ausdruck in ihren Augen flehte ihn an aufzuhören.

Aber er kam weiter auf sie zu bis er schließlich so nah vor ihr stand, dass sie ihren Kopf heben musste um den Blickkontakt aufrecht zu erhalten. Sein Blick war ebenfalls bittend.

"Nichts hier bedeutet mir so viel wie du." Er schaffte es endlich wieder Worte zu formen und mit einem mal fühlte er sich unglaublich verletzlich. Aber das hier war alles nur für die Show. Es war nicht real.

Eine Träne lief über Rey Wange und ihr Blick konnte nur als wehmütig beschrieben werden. "Ben, bitte-" Ihre Stimme brach als er seine Hand hob und ihre Wange berührte, um die Träne zärtlich mit seinem Daumen wegzuwischen.

"Verlass mich nicht.", flüsterte er erneut. "Wir werden einen Weg finden. Aber bitte bleib bei mir."

Und dann tat er das unvorstellbare. Er senkte seinen Kopf und seine Lippen trafen ihre. Genau hier, mitten in dem Stockwerk umgeben von all ihren Kollegen.

Als sich seine Lippen sanft über ihre bewegten konnte sie nicht anders als den Kuss zu erwidern. Diese vollen, rosigen Lippen. Sie waren genauso weich wie sie es sich vorgestellt hatte. Weich und sanft, mit genau der Richtigen Menge von Entschlossenheit. Seine Zunge bewegte sich vorsichtig gegen Saum ihre Lippe und sie öffnete bereitwillig ihren Mund. Als sie ihre Zunge gegen seine presste konnte sie dieses leise Seufzen, dass ihr entkam nicht aufhalten. Ihre Hände glitten hinauf zu seinem Nacken in seine vollen Haare.

Ben schlug seine Arme um ihre Taille und zog sie entschlossen näher, während er den Kuss noch mehr vertiefte. Sie blieben genauso für noch ein paar weitere Sekunden. Das komplette Büro verharrte regungslos in totenstille, bis sich die Tür des Aufzugs öffnete und Rose das Stockwerk betrat.

Ihre Stimme durchbrach plötzlich die Stille. "Was zum Teufel geht hier vor?"

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Hello again.

Jetzt bin wirklich gespannt was ihr von dieser Wendung denkt.
War es falsch von Ben die ganze Situation so publik zu machen?
Danke fürs lesen und euren Support <3

forever grateful x Livia

Yes I do, BossWo Geschichten leben. Entdecke jetzt