Kapitel 10

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Rey hatte Recht gehabt. Sie hatte die halbe Nacht damit verbracht sich von einer Seite auf die andere zu wälzen und sich über jedes kleine Detail ihres Planes den Kopf zu zerbrechen. Als sie es schließlich schaffte in einen unruhigen Schlaf zu fallen, war es bereits fast Morgen.

Als Rey wieder aufwachte wusste sie genau, dass dieser Tag kein guter werden würde. Sie hatte nämlich verschlafen.

Das bedeutete das sie in Eile das nächstbeste Outfit übergeworfen hatte und nur hoffen konnte, dass sie die Knöpfe ihrer Bluse auch richtig geschlossen hatte. Dann schnappte sie sich schnell ihre Handtasche und wichtige Unterlagen, bevor sie Richtung U-Bahn Station losstürzte. Sie hoffte das sie es trotzdem noch schaffe rechtzeitig vor Arbeitsbeginn zu dem Büro zu gelangen.

Sie war nur zehn Minuten zu Spät, das erste Mal seit sie hier angestellt wurde. Zu ihrem Leidwesen wartete Ben schon ungeduldig vor ihrem Schreibtisch. Er musterte sie nur wortlos mit einem verbitterten Ausdruck. Unbeirrt nahm sie ihren Mantel ab und hing ihn auf den Hacken hinter ihrem Schreibtisch. Als sie ihren Computer anmachte durchbrach er endlich die Stille. Seine Stimme klang noch tiefer als sonst.

"Du bist spät."

Sie sah auf und versuchte ihre Missgunst so gut wie möglich hinter einen unschuldigen Lächeln zu verstecken. "Das ist mir bewusst."

Für einen Moment starrten sich die Beiden an. Ben kniff seine Augen leicht zusammen und Rey wusste das sie ihn wahrscheinlich nicht weiter reizen sollte, aber verschränkte dennoch trotzig die Arme vor der Brust.

Seine Stimme nahm einen gefährlichen Ton an. "In mein Büro. Sofort."

Rey verharrte weiter in ihrer Position und stieß ein unwilliges Geräusch aus. Doch sie wusste das es keinen Ausweg gab also verdrehte sie die Augen, schnappte die Unterlagen von dem Schreibtisch und stapfte in Richtung Büro. Ben folgte ihr und ließ die Tür mit einem lauten Knall ins Schloss fallen.

Rey ließ sich in den Stuhl vor seinem Schreibtisch nieder, ohne überhaupt auf seine Erlaubnis zu warten. "Ich kann Sie noch nicht durch Ihren Zeitplan führen.", meinte sie bissig. "Leider hatte ich noch nicht einmal die Möglichkeit meinen Computer zu starten.

"Warum bist du so spät?" Er klang wirklich wütend.

Rey lehnte sich zurück. "Ich habe verschlafen."

Ben kam auf den Schreibtisch zu und stützte sich mit seinem muskulösen Armen sich dagegen, während er sie aufgebracht ansah.

"Du hast verschlafen?" Seine Stimme klang gefährlich tief.

"Ja.", entgegnete sie nur. "Ich habe verschlafen. Wir normal Sterblichen brauchen Schlaf um unsere Kraft zurückzugewinnen. Ich erwarte also nicht das Sie das verstehen."

Bens Gesicht verriet seine plötzliche Verwirrung. "Rey, das ist einfach inakzeptabel. Nur weil wir uns auf diesen Deal eingelassen haben bedeutet das nicht das du jetzt tun und lassen kannst, was du willst. Du hast dich an meine Regeln zu halten."

Rey starrte ihn entsetzt mit offenem Mund an bevor sich ihr gesamter Ausdruck in puren Zorn wandelte. "Sie denken das ist der Grund für mein zu spät kommen? " Sie schoss wie vom Blitz getroffen von dem Stuhl nach oben und spiegelte seine Position. "Sie denken wirklich das ich so gestrickt bin? Das ich mir diesen fragwürdigen Deal zu meinem Vorteil ausnutzen würde?" Ihre Stimme wurde immer lauter.

"Rey, beruhige dich.", sagte Ben plötzlich sanft was natürlich genau den gegenteiligen Effekt auf sie hatte.

Sie starrte ihn nur hasserfüllt an. "Keine Frau dieser Welt hat sich jemals beruhigt, nur weil ihr gesagt wurde, dass sie sich beruhigen soll, Ben."

Ben zog überrascht seine Augenbrauen nach oben, als er hörte das sie ihn so mühelos bei seinem Vornamen gennant hatte. Aber da war dennoch so viel Wut in ihrem Ton.

Rey hatte es in ihrem Zorn allerdings nicht bemerkt. Das war genau das, was sie letzte Nacht schon befürchtet hatte. Er schaffte es einfach immer alle Dinge zu verdrehen und jedes Gefühl von Zuneigung, dass sie vielleicht empfunden hätte, mit einer Leichtigkeit zu zerstören. Mittlerweile hatte sie sein Verhalten und seine Arroganz einfach nur satt. Diese ganze Wut und Frustration die sich über die Jahre hin gegen ihn angesammelt hatte, schien mit einem Mal auszubrechen. Sie war mit ihren Kräften schlichtweg am Ende und wollte sich diesem Gefühlen einfach nicht mehr aussetzten.

"Ich bin fertig mit diesem Bullshit. Nicht mal New York ist mir dieses Ärgernis wert, dass Sie mir tagtäglich bescheren." Rey starrte ihn an. Man merkte wie sie kurz nachdachte und dann, von ihren Groll getrieben, eine Entscheidung traf. Entschlossen drehte sie sich um und eilte Richtung Tür, die sie mit einem Ruck öffnete. Sie blickte über ihre Schulter zurück und sah ihn noch ein letztes Mal in die Augen.

"Ich schaffe das einfach nicht mehr. Ich kündige."

Mit diesen Worten verließ sie sein Büro und ging zu ihrem Schreibtisch zurück. All ihre Kollegen starten sie perplex an, doch sie bemerkte es kaum.

Auf eine unerklärliche Weise fühlte sie sich so unglaublich verletzt. Nach all dieser Zeit und all den Stunden harter Arbeit, die sie hier hineingesteckt hatte. All ihre Entschlossenheit, für ihn. Wie konnte er es bloß wagen sie so anzuzweifeln? Mit diesem Gespräch hatte er nur noch ein weiteres Mal gezeigt, wie wenig er sie eigentlich wirklich kannte, denn sie hätte diese Situation niemals ausgenutzt. Tränen stiegen in ihr auf, aber sie unterdrückte sie mit dieser ganzen Wut die sie aufgebaut hatte. Rey fand schließlich eine leere Box und begann all ihre Habseligkeiten hinein zu werfen.

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Question:
War Reys Reaktion eurer Meinung nach gerechtfertigt?

Yes I do, BossWo Geschichten leben. Entdecke jetzt