Aggressionsbewältigung

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Katsuki zog seine Sportklamotten an. Nach dem langen Schultag und den Hausaufgaben brauchte er ein wenig Bewegung. Wahrscheinlich würde ein wenig zur Aggressionsbewältigung nicht ausreichen. Schlecht gelaunt trat er vor das Wohnheim. Shoto stand auf der Rasenfläche und verdrehte auf seltsame Weise den gesamten Körper. Na Super. Den wollte er eigentlich nicht sehen. Was trieb der da?

„Was gibt denn das, wenn es fertig ist, Todoroki? Kinderturnen?"

„Yoga, die Übungen sollen Körper und Seele ins Gleichgewicht bringen. Du solltest es versuchen! Ich bring es dir bei."

Meinte er das ernst? Katsuki konnte wie immer in Shotos ausdrucksloser Miene nichts lesen. Was ihm irgendwie ein dumpfes Gefühl bescherte. Und das wiederum machte ihn sauer. Aber er würde sich nicht provozieren lassen. „Tss, so eine Kinderkacke!"

Er zucke mit den Schultern. „Dann nicht. Aber du hast es definitiv nötig. Ich sag dir was. Du machst mit mir zehn Minuten Yoga zum Aufwärmen und ich geh mit dir anschließend joggen, oder was du auch immer vorhattest."

„Warum sollte ich?" Als würde er sich von dem etwas sagen lassen.

„Was hast du zu verlieren? Vielleicht deine Aggressionen?"

„Meine Würde?"

„Du meinst wohl eher deine Selbstgefälligkeit. Und um die ist es nicht schade. Gib es zu, du hast Angst dich zu blamieren?"

„Träum weiter, du Vollhorst!"

„Was hindert dich denn sonst?", fragte er mit seinem üblichen Ausdruck, der dem einer Tiefkühlpizza glich.

„Oh Mann! Na gut. Aber beschwer dich nicht, wenn wir danach länger als zehn Minuten laufen!" So ein Dreck. Wieso ließ er sich darauf ein?

„Als ob..."

Yoga war anstrengender, als Katsuki gedacht hätte. Was seine Laune nicht gerade besserte. Allerdings benötige es seine volle Konzentration. Das wiederum ließ den nervigen Schultag in den Hintergrund rücken.

„Okay, dann lass uns loslaufen", meinte Shoto nach knappen zehn Minuten. „Du hast zwar die Körperspannung einer gekochten Bandnudel, aber dennoch war das richtig gut für den Anfang."

„Hast du etwas anderes erwartet." Katsuki ließ die Fingerknöchel knacken. „Dann versuch einfach mitzuhalten."

Sie liefen auf einem schmalen Seitenweg, bis sie an einen Teich mit Springbrunnen kamen. Bunte Koi-Karpfen tummelten sich in dem klaren Wasser.

„Können wir ein Stück gehen?", japste Shoto außer Puste.

„Zu viel für dich, Icy-Hot?", Katsuki grinste und hielt an. Was für ein Weichei. Aber das hatte er sich ja schon gedacht.

„Das ist ganz schön anstrengend."

„Das war Yoga auch. Vielleicht sollten wir das öfter machen? Als Vorbereitung meine ich", ergänzte er, da ihm sein Trainingspartner einen seltsamen Blick zuwarf, der doch tatsächlich eine nicht zu definierende Gemütsbewegung verriet.

„Wenn du meinst, aber können wir kurz pausieren?" Sein atemloser Rivale setzte sich einfach auf den Boden.

„Nicht dein Ernst, oder?" Er wusste nicht warum, aber er platzierte sich neben ihn. Für eine Weile war nichts anderes zu hören, als das muntere Plätschern des Wassers und das nie enden wollende Liebeszirpen den Zikaden.

„Man hat dir in der Schule angemerkt, dass du versucht hast dich zu beherrschen. Nur bei Midoriya bist du wieder ausgeflippt."

Wirklich? Das war schon das zweite Lob von dem Kalt-Heiß-Idioten. Und warum fiel ihm das überhaupt auf? „Der Super-Nerd hat mich doch tatsächlich gefragt, ob er mir helfen kann. Ausgerechnet der. Ich brauche keine Hilfe und schon gar nicht die von Deku, diesem überheblichen Versager."

„Du schnallst es echt nicht, oder? Es könnte mir ja egal sein... Versagt haben wir zwei bei der Prüfung. Du kannst nicht allen Ernstes Izuku die Schuld für sämtliches geben, was in deinem Leben so schiefläuft. Der Typ ist ein guter Mensch, dem nicht nur dein Wohl am Herzen liegt. Er war mal dein bester Freund, oder nicht?"

„Tss, ich glaub, wir sollten besser weiterlaufen." Ohne ein weiteres Wort stand Katsuki auf und lief los. Todoroki hatte einen wunden Punkt getroffen und einen seiner eisigen Splitter darin versenkt. Er hatte versagt.... Er war ein dreckiger nichtsnutziger Versager.

„Du kannst davor nicht weglaufen! Ich hab es lange genug ausprobiert", rief ihm Shoto nach.

MY HERO I.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt