Fieber

169 9 0
                                    

Am nächsten Tag hatten sie Spezialitätentraining mit All Might. Beide wirkten etwas übernächtigt. Vor allem Shoto war offensichtlich nicht richtig bei der Sache. Es schien ihm nicht gut zu gehen und Katsuki warf ihm ständig besorgte Blicke zu. Unter seinen Augen lagen dunkle Ränder und seine an sich blasse Haut schien heute noch fahler. Er mühte sich immer noch ab, seine Quirks vernünftig zu vereinigen. Erschöpft ließ er sich auf den Boden sinken. Katsuki lief zu ihm und sah in glasige Augen. Schweißperlen rannen ihm an den Schläfen entlang. Auch All Might kam zu ihm. Ungläubig legte Katsuki die Hand an seine Stirn. Erschrocken riss er die Augen auf.

„Verflucht, du hast Fieber!"

„Blödsinn, das kann gar nicht sein! Ich kann meine Temperatur selbst regeln." Er wollte aufstehen, doch seine Beine wollten ihn nicht tragen und er sank zurück.

„Aber nicht wenn du krank bist", meinte All Might. „Bring ihn ins Wohnheim, Bakugo! Kümmere dich um ihn, und achte darauf, dass er sich ausruht! Wird es schlimmer, ruf lieber einen Arzt! Der Unterricht ist beendet."

„Komm schon, steh auf! Ich bring dich zurück." Katsuki half ihm auf die Beine und stützte ihn auf dem Rückweg. Er machte sich Sorgen. Shoto sah echt fertig aus.

Er hustete, als ihn Katsuki auf sein Bett setzte. „Ich habe mir wohl doch eine Erkältung eingefangen. Besser du hältst dich von mir fern."

„Oder du hast dich überanstrengt. Ich mach dir erst mal eine Suppe. Ruh dich aus!"

Eine Weile später kam er mit einer dampfenden Schale zurück und setzte sich auf sein Bett. Beunruhigt sah er seinen Freund an. Er hatte das Gefühl, Shoto würde noch blasser aussehen. Dunkle Schatten lagen unter seine Augen. Langsam setzte er sich auf. Katsuki bemerkte, dass seine Hände zitterten. „Ist dir kalt?"

„Ja seltsam, mir ist nie kalt. Aber ich kann mich auch nicht daran erinnern, dass ich je erkältet war."

Viel zu deutlich konnte er die Erschöpfung aus seiner Stimme hören. „Das kommt von dem Fieber. Hier, die Suppe wird helfen."

Shoto schüttelte den Kopf. "Keinen Hunger."

„WAS?! Ich hab dir diese scheiß Suppe gekocht, jetzt iss wenigsten davon, Icy-Hot!" Er nahm einen Löffel voll und hielt sie ihm vor die Nase."

Für einen Moment sah Shoto verwirrt aus. Dann huschte ein Lächeln über sein Gesicht. Artig öffnete er den Mund.

„Na siehst du, geht doch."

Nach ein paar Löffeln ließ er sich zurück in die Kissen sinken. „Hoffentlich bin ich bald gesund. Ich muss unbedingt noch an meinen Quirks arbeiten. Sonst schaff ich diese Prüfung wieder nicht. Und werde nie ein Held."

„Quatsch doch keinen Mist! Du bist im Handumdrehen wieder fit. Und du bekommst auch deine Heldenlizenz. Und wenn nicht, mein Held bist du schon lange." Shit! Was hatte er da gerade gesagt?

Für eine Sekunde flammte Unglauben in den zweifarbigen Augen auf. „Ich bin dein Held?"

„Scheiße ja, du Armleuchter! Du bist es, der mich verändert, mich verbessert hat."

„Ich habe nichts getan."

„Merkst du denn nicht, was du aus mir gemacht hast? Du hast all meine Schwächen in Stärken umgewandelt."

„Was soll das denn heißen? Man kann niemand verändern. Du warst schon immer der Gleiche. Und die Mauern um dein wunderschönes Herz hast du ganz alleine eingerissen."

Ein Lächeln breitet sich in Katsukis Gesicht aus. „Du weißt, dass ich dich brauche und du alles für mich bist. Ich liebe dich, Shoto. Es war Schicksal, das uns zusammengeführt hat und nun wirst du mich nie mehr los. Nie wieder, hörst du?"

„Ich liebe dich auch", flüsterte er und wenige Augenblicke später, war er vor Erschöpfung eingeschlafen.

Katsuki stellte die Schüssel auf den Schreibtisch und zog sich den Stuhl neben sein Bett. Er würde heute Nacht hierbleiben. In Gedanken versunken betrachtete er den Helden, der ihn so glücklich machte. Im Moment hätte er sich nichts Schöneres vorstellen können, als hier zu sitzen und seinen Schlaf zu bewachen. Er fragte sich nicht das erste Mal, was Icy-Hot nur aus ihm gemacht hatte. Shoto war alles, was ihm gefehlt hatte, um sein Leben zu erfüllen. Diese tiefe Sehnsucht nach Geborgenheit. Er hatte all diese unsägliche Rage in ihm abklingen lassen. Hatte seine virulente Art, seine Ängste und Misstrauen in Liebe, Wärme und Zuversicht umgewandelt. Shoto hatte ihn quasi vor sich selbst gerettet. Eine neue Sicht auf die Dinge gegeben. Sein Leben war so viel reicher geworden, nachdem er die Mauern eingerissen und all die Gefühle zugelassen hatte. Er liebte und begehrte diesen bewundernswerten bildhübschen jungen Mann so sehr, dass er glaubte, sein Herz müsste explodieren.

MY HERO I.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt