Dein Licht

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Der nächste Tag verlief nach Plan. Schule, Sondertraining, Yoga und Joggen bis zum Teich. Sein Freund nahm Platz. Katsuki setzte sich so, dass sie Rücken an Rücken saßen.

Vorsichtig legte Shoto den Kopf zurück, bis er seinen berührte. „Ich habe gestern unsere gemeinsame Zeit vermisst."

„Todoroki, was passiert hier mit uns? Ich bin verwirrt. Ich weiß nicht, was ich denken soll, geschweige denn, was ich tun soll. Ich fühl mich... ach ich weiß auch nicht. Shoto, du musst mir sagen, was ich machen soll! Ich habe von all dem Scheiß hier überhaupt keine Ahnung."

Er spürte, wie sein Freund leicht den Kopf schüttelt. „Wenn du denkst, ich hätte mehr Ahnung als du, bist du auf dem Holzweg. Woher sollte ich das auch wissen. Und denke ja nicht ich hätte das geplant."

„Du weißt nicht, auf wen oder was du dich da einlässt? Ich bin kein guter Mensch. In mir ist mehr Dunkelheit als Licht. Ich bin herablassend, überheblich und gefährlich. Eine explosive Granate, die jederzeit hochgehen kann. Alles mitreißt, was gewagt hatte sich mir zu nähern. Nichts zurück lässt als verbrannte Erde."

„So ein Quatsch! Was für ein Bild musst du von dir haben? Du hast mich hinter deine Mauern blicken lassen. Dein Licht strahlt da heller, als dass jedes anderen. Mag sein, dass du auf eine Art gefährlich bist, aber du bist nicht böse. Auch wenn du gerne so tust. Du bist ein Held. Was ich gesehen habe, ist es wert von mir geliebt zu werden.

„Du liebst mich?"

„Natürlich du Trottel. Ich hab mich total in dich verliebt. Und du solltest endlich lernen dich selbst zu lieben."

Der buchstäblich coolste und heißeste Typ, der größte Mädchenschwarm an der ganzen U.A. Oberschule mit eigenen Fanclub, der Eisprinz Todo-fucking-roki war in ihn verliebt. Er wusste nicht, was Shoto da gesehen hatte, aber gerade war er sehr glücklich. „Ich glaube, ich liebe dich auch, reicht das nicht?" Als er es aussprach, wusste er, dass es stimmte. Was hatte ihm dieser Arsch nur angetan?

„Fürs Erste."

„Scheiße Icy-Hot, was soll ich nur mit dir machen?" Er drehte sich um, so dass er jetzt hinter ihm kniete. Er schlang die Arme um ihn, zog ihn fest an sich und küsste ihn auf sein zweigeteiltes Haar. Wie gut er roch. Für eine Weile verharrte er so, dann stand er auf. „Wir müssen los. Es wird dunkel."

Zurück in seinem Zimmer stieg Katsuki unter die Dusche und danach gleich in sein Bett. Ob er heute Nacht genug Schlaf finden würde? Er bezweifelte es. Kaum schloss er die Augen, geisterte Shoto durch seine Gedanken und sein Herz schlug schneller. Wie verrückt musste dieser Typ sein, ausgerechnet ihn zu lieben. Was sah er in ihm, was er selbst nicht sah. Und was hatte er aus ihm gemacht. Einen hirnweichen scheiß Liebestrottel. Und das wiederum machte ihn so wütend, dass er am liebsten etwas in die Luft gesprengt hätte.

Der Rest der Woche, so wie die darauf folgende, liefen ganz ähnlich ab. Manchmal kam Shoto am Abend vorbei, blieb aber nie sehr lange. Zu gerne wäre er mit ihm einfach mal ausgegangen, nur um einen Kaffee zu trinken, oder eine Pizza zu essen. Aber er durfte das Gelände der U.A. nicht verlassen, solange über ihm dieses Damoklesschwert Namens Schurkenliga schwebte. Nicht, dass er der Typ wäre der sich um Drecks-Regeln scherte, aber er konnte und wollte seinen Freund nicht in Schwierigkeit bringen. Er kam sich langsam vor wie in einem verfickten Gefängnis. Und ab Montag würden alle ihre Mitschüler ihr Praktikum antreten. Nur Shoto und er würden hier festsitzen ohne ihre Lizenzen. Die Nachprüfung war noch über zwei Monate hin und bis dahin die Praktika beendet. Bereits am Sonntag packten manche ihre Koffer, um zu ihrer Praktikumsstelle zu ziehen. Spätestens morgen früh würde das Wohnheim leer sein. Es fand kein Unterricht statt und nur wenige Lehrer waren noch anwesend. Wenigstens würde ihr Sondertraining weiterlaufen und sie durften auch die Gelände und Hallen für eigene Übungen benutzen.

Die Sonne brannte viel zu heiß an diesem Morgen. Katsuki stand vor dem Wohnheim. Verabschiedete ein paar Mitschüler zusammen mit All Might. Verdrießlich sah er ihnen zu, wie einer nach dem anderen die U.A. verließ. Mehr denn je kam er sich wie ein Versager vor. Wie ihn das hier ankotzte.

„Du und der junge Todoroki habt euch sehr zu eurem Vorteil weiterentwickelt. Und ihr scheint Freunde geworden zu sein."

Katsuki kickt ein Steinchen weg. „Mehr als das....", knurrte er wenig freundlich. Er wollte All Might nicht belügen, nicht nachdem er so offen zu ihm gewesen war.

„Verstehe. Ihr tut euch offensichtlich sehr gut. Macht weiter so und ihr werdet eines Tages zu den größten Helden zählen. Er wuschelte ihm durchs Haar und ging zurück zum Schulgebäude.

Natürlich würden sie das sein. Keine Frage. Katsuki stampfte zurück ins Wohnheim. Sein Freund saß auf einem Sofa und starrte missmutig auf die kleine Flamme, die in seiner Hand loderte. „Hey, alles klar mit dir?"

„Wir müssen endlich zu unseren Mitschülern aufschließen. Wir können Halle G benutzen für unser Spezialitätentraining. Das bringt uns vielleicht auf andere Gedanken", schlug Shoto vor.

Er nickte kurz und folgte ihm stumm. Nicht zum ersten Mal wurde ihm bewusst, wie sehr er es verkackt hatte. Auch wenn ihm alle immer bestätigten, wie klug und talentiert er war, fühlte er sich immer wie ein scheiß Versager. Wie konnte man auch auf etwas stolz sein, dass einem einfach zuflog. Zudem, während sich alle um in weiterentwickelten, hatte er das Gefühl auf der Stelle zu treten und alles in den Sand zu setzen. Was, wenn er das mit Shoto in den Sand setzte? Und er war sich sicher, früher oder später würde er alles ruinieren. Sein Herz schmerzte bei dem Gedanken und gleichzeitig stieg eine sengende Wut in ihm auf.

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