Zum ersten Mal

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„Warte, zeig mir deine Schultern!"

„Ach vergiss es, nicht so schlimm."

Sein Freund wollte die Tür öffnen, doch er griff nach seinem Handgelenk. „Zeig's mir!"

Shoto ließ den Kopf sinken. Dann griff er nach dem Shirt und zog es aus. Katsuki bemerkte, wie er die Zähne zusammenbiss. Doch jetzt war er es der stöhnte. Beide Schultern hatten im Bereich der Schlüsselbeine faustgroße, tiefschwarze Hämatome. Entsetzt schlug er sich die Hand vor den Mund.

„Shoto, mein Gott. Du musst auf die Krankenstation!"

„Jetzt übertreib mal nicht! Da hatten wir beide schon wesentlich schlimmere Verletzungen." Er zog sein Shirt wieder an.

„Fuck, es tut mir leid! Warte, ich hab da eine Salbe für dich. Die ist noch von dem Kampf gegen Deku." Er reichte ihm die Dose und sein gegenüber grinste ihn amüsiert an. „Was ist?"

„Heute ist wohl der Tag der Premieren."

„Hä? Was meinst du?"

„Wir haben uns das erste Mal geküsst. Ich hab das erste Mal gesehen, dass du rot wurdest. Du hast mich das erste Mal Shoto genannt und du hast definitiv zum ersten Mal gesagt, dass dir etwas leidtut. Ich freue mich schon auf unsere nächsten Premieren."

Katsuki spürte wieder die Wärme in seine Wangen steigen, steckte die Hände in die Hosentaschen und senkte den Blick. Schon wieder hatte dieser Kerl ihm die Sprache verschlagen. Er mochte dieses Gefühl nicht. Shoto trat ganz nah an ihn heran. Er legte die Finger an sein Kinn und hob seinen Kopf sachte an.

„Gute Nacht", hauchte er und küsste ihn noch einmal zärtlich auf die Lippen. „Irgendwie steh ich auf dich." Dann verließ er das Zimmer.

„Dito", sagte Katsuki zu sich selbst und sah im verwirrt nach. Er wusste nicht wohin mit diesen verwirrenden Gefühlen. Sein Herz pochte noch immer heftig gegen die Brust. „Fuck Todoroki, das war nicht fair!"

Dieser Kackstiefel mit seinen faszinierenden Augen in einem viel zu hübschen Gesicht. Dem wohldefinierten Körper ... Ach Shit! Auf was hatte er sich da eingelassen. Wie zur Hölle war das alles passiert? Wie und wann hatte sich dieser weiß-rote Mistkerl nur in sein Herz schleichen können? Wie konnte etwas, das sich so gut anfühlte, gleichzeitig ein verzehrendes Brennen durch seinen Körper jagen? Wie konnte etwas richtig und falsch zugleich sein? Und verdammt noch mal, was sollte er jetzt nur machen? Er fuhr sich durch die aschblonden Haare und mit einem frustrierten Aufschrei ließ er sich auf sein Bett fallen. Am liebsten hätte er sich selbst das Drecks-Hirn weggesprengt, damit er nicht mehr darüber nachdenken konnte, was in seinem Kopf gerade schieflief. Und am schlimmsten war, er konnte es noch nicht mal wirklich bereuen.

„Oh Mann, ich bin so was von am Arsch."

Am nächsten Tag saß Katsuki auffällig ruhig im Schulsaal. Es fiel ihm schwer dem Unterricht von Ektoplasma, Yamada oder Aizawa zu folgen. Immer wieder warf er Shoto verstohlene Blicke zu, doch dieser ließ sich nicht das Geringste anmerken. Er hatte wieder sein eisgekühltes Pokerface aufgesetzt, was ihn anpisste. Er wünschte, er könnte diese Motten in seinem Bauch auch schockfrosten.

„Was ist dir den heute über die Leber gelaufen? Schmollst du wegen irgendetwas, Bakugo?", fragte Denki und setzte sich in der Mensa neben ihn.

„Wenn du dein Essen künftig nicht nur inhalieren willst, hältst du besser deine Klappe, Pikatchu!"

„Ich nehm's zurück. Du bist ganz der alte Arsch."

Eijiro und Shoto setzten sich ihnen gegenüber und für einen Moment stockte er. Auf Icy-Hots Gesicht lag immer noch dieser unergründliche Ausdruck. Oder war es das Fehlen jeglichen Ausdrucks?

„Hey Todoroki, hast du die kleine Setsuna Togage aus der 1B gesehen. Ein echt süßer Käfer. Ich glaub, die steht auf dich." Eijiro boxte Shoto mit dem Ellenbogen an den Oberarm, der darauf das Gesicht verzog und sich an die Schulter griff.

Wie von der Tarantel gestochen fuhr Katsuki hoch, packte sein Gegenüber am Kragen. „HE DU IDIOT, KANNST DU NICHT AUFPASSEN?", brüllte er seinen besten Freund an, der ihm einen verwirrten Blick zuwarf.

„Was?"

Sein Blick wanderte zu Shoto, der ihn seltsam verwirrt ansah. „Ach, vergiss es!" Er nahm sein Tablett und die Wasserflasche. „Ihr solltet euch beeilen. Wir haben gleich Heldologie."

Das Rettungstraining nach der Schule fiel aus, da Nr. 13 zu einem Notfall gerufen wurde. Sie ließen auch ihren Sport ausfallen, da Shoto die Gelegenheit nutzte seine Mutter in der Psychiatrie zu besuchen. Sich mit ihr zu versöhnen, war für Shoto ein großer Schritt gewesen, das wusste Katsuki. Ein Schritt seine Seele heilen zu lassen. Ihr hatte Shoto die rote Brandnarbe über das linke Auge zu verdanken, nachdem Endeavor sie in den Wahnsinn getrieben hatte. Doch die Narben, die die Oberpfeife von einem Vater auf seiner Seele hinterlassen hatte, waren immer noch nicht verheilt.

Er hing mit Eijiro vor der Videospielekonsole ab. Genau das Richtige, um sich abzulenken. Nach einer Stunde digitaler Schurkenjagd ließ Katsuki den Controller sinken und starrte gedankenversunken aus dem Fenster. Es regnete in Strömen und von weitem grollte ein leises Donnern.

„Was ist, keine Lust mehr?"

„Nein, irgendwie bringt das nicht mehr den gleichen Kick wie früher."

„Und was bringt dir jetzt einen Kick, du Adrenalinjunkie? Yoga mit Todoroki?"

„Ich glaube, ich sollte dich mal verdreschen, das würde mir für den Anfang vielleicht helfen."

„Solange du dich nicht wieder von den Bösewichtern entführen lässt."

Auf Katsukis Stirn bildete sich eine tiefe Falte, aber er antwortete nicht. Das war wohl Eijiros Art zu sagen, ich mach mir Sorgen und mach ja keinen Mist!

„Dir geht zurzeit viel durch dein schlaues Köpfchen, hab ich Recht?"

„Mehr als du dir vorstellen kannst. - Hör mal Kirishima, ich mach Schluss für heute. Du bist eh viel zu gut bei dem Scheiß."

MY HERO I.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt