Eklipse

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Shoto legte den Typen auf Eis, der die Trümmer regnen ließ. Doch ein paar hatten ihr Ziel erreicht. Aizawa lag verletzt am Boden. Shoto wischte sich das Blut mit dem Handrücken aus dem Mundwinkel.

„Bist du verletzt, Shoto?", brüllte Katsuki über den Lärm hinweg. Er lag auf dem Boden. Blut rann ihm über sein Gesicht.

Shoto streckte ihm die Hand entgegen, um ihm auf die Beine zu helfen. „Geht schon. Bei dir alles in Ordnung?"

„Bestens! Nur ein Kratzer. So leicht kriegen die uns nicht", knurrte er und hielt sich die Schulter.

„Wir müssen hier weg, Bakugo! Holen wir Aizawa und dann nichts wie raus hier!"

In diesem Moment flog etwas in die Halle, das aussah wie ein geflügeltes Monstrum. Riesige ledrige Schwingen. Klauenbewehrte Pranken, so groß wie ein Kleinbus. Es blieb kein Zweifel, auf wen das Monster es abgesehen hatte. Katsuki feuerte etliche Explosionen auf das Unding ab. Eine gewaltiger als die andere. Alle prallten an der Panzerung ab. Das Ding spuckte Feuer. Shoto parierte den Angriff mit einem gigantischen Gegenfeuer. Katsuki wurde von der Wucht zur Seite geschleudert. Sein Kopf schlug hart auf den Boden auf. Der Schlag schien dumpf in seinem Schädel widerzuhallen. In seinen Ohren surrte es. Schwarze Flecken tanzen durch sein Gesichtsfeld. Er schmeckte Blut. Glaubte, jeden Moment das Bewusstsein zu verlieren. Das Monster richtete sofort die Aufmerksamkeit auf ihn.

„Nein! Verdammt Katsuki! Deckung!", schrie sein Freund verzweifelt. Dann tat er etwas, das ihm zuvor nie richtig gelungen war. Seine Flammen wurden blau und er vereinigte Eis und Feuer zu einer ultimativen Waffe. Die Explosion war so gewaltig, dass es das Scheusal und alles was sie erfasste, schlagartig in winzige Gewebefetzen zerriss. Blutiger Regen prasselte zu Boden. Färbte die Halle rot. Ließ die Schurken in Schock erstarren.

Katsuki kam mit wackligen Knien auf die Beine und sah sich mit offenstehendem Mund um. Die Schurkenliga ergriff die Flucht. Er sah zu Shoto, der regungslos seine Hände anstarrte und mit einem Mal in sich zusammensackte.

„SHOTO!" Er rannte zu seinem Freund und kniete sich zu ihm. Er war bewusstlos. Sein Atem flach und unregelmäßig. „Verdammt Shoto, mach keinen Scheiß! Wach auf!" Sein Puls war so schwach, dass Katsuki in kaum noch spürte. „WIR BRAUCHEN HILFE! Verflucht, warum hilft uns denn keiner?"

„Bring ihn hier raus!", hörte er Aizawas Stimme wie aus weiter Ferne.

Er hob ihn hoch und trug ihn Richtung Ausgang. Sein Kopf und sein Arm hingen schlaff herab, als wäre kein Leben mehr in ihm. Ein Wirrwarr aus Trümmern versperrte Katsuki den Weg. Jede Faser in seinem Körper schmerzte, doch er kämpfte sich weiter. Als er den Ausgang erreichte, warteten dort bereits mehrere Rettungsfahrzeuge. Alles was jetzt geschah, lief wie ein Film vor Katsukis Augen ab. Und alles was er hörte, war das Blut, das in den Ohren rauschte. Jemand nahm ihm seinen Freund ab und legte ihn auf eine Trage, während unzählige Rettungskräfte an ihnen vorbei in die Halle stürmten. Einer der Sanitäter drückte eine Beatmungsmaske auf Shotos Nase und Mund. Ein Rettungsarzt hörte sein Herz ab. Dann legte er einen Defibrillator an. Shotos Köper zuckte. Wieder hörte er sein Herz ab, nickte kurz und wies auf einen der Krankenwagen. Katsuki folgte ihnen und stieg mit ein. Das Signalhorn ertönte und der Wagen fuhr los.

Jetzt saß er hier im Wartebereich des Krankenhauses. Er wusste nicht wie lange, aber es schienen Stunden vergangen zu sein. Ein Arzt trat zu ihm. Mit einem Mal schlug sein Herz bis zum Hals. Er sprang auf. „Wie geht es ihm?"

Der Arzt sah ihn traurig an und schüttelte dem Kopf. „Es geht ihm sehr schlecht. Die zwei Quirks waren eine zu hohe Belastung für seinen Körper. So etwas ist sehr selten, aber wenn solche starken und dazu noch so unterschiedlichen Spezialitäten aufeinandertreffen, kann es zu einer Überlastung und gleichzeitig zu einer Abwehrreaktion des eigenen Körpers kommen. Es tut mir leid. Die Organe versagen. Er liegt im Sterben. Sie sollten sich von ihrem Freund verabschieden."

Der Schock ließ ihn erstarren. Stumme Tränen rannen über sein Gesicht. Nur ganz langsam begriff er die Worte. Shoto würde sterben. Er sollte sich verabschieden. Nein, das konnte einfach nicht sein. Kalte Eisenseile legten sich um sein Herz und zogen sich langsam zusammen. Er musste zu Shoto. Der Boden schien zu schwanken. Er stolperte zu seinem Zimmer und öffnete die Tür. Es lief ihm eiskalt über den Rücken, als er seinen Geliebten leichenblass im Bett liegen sah. Er war an einen Monitor angeschlossen, der den unregelmäßigen Herzschlag wiedergab. Er hing an einem Tropf. Ein Schlauch in der Nase versorgte ihn mit Sauerstoff.

„Verdammt! Verdammt, verdammt, verdammt!" Wütend schrie er seine Ohnmacht und Verzweiflung heraus.

Shoto öffnete schwach die Augen. Seine Stimme kraftlos und heiser. „Ich bin froh, dass wir uns noch einmal sehen. Dass ich dir sagen kann, wie sehr ich dich liebte und dass die vergangenen vier Monate unbeschreiblich waren. Die schönsten in meinem ganzen Leben. Ich danke dir dafür, dass ich so viel Liebe erfahren durfte. Dass ich so glücklich sein durfte." Er holte zitternd Luft. „Ich werde sterben, Katsuki." Seine Stimme brach weg.

„Ich liebe dich so sehr. Das kannst du mir nicht antun! Bitte Shoto, lass mich nicht allein! Du verdammter Bastard ..." Tränen liefen wieder über die Wangen. Tropften zu Boden.

„Es tut mir leid, dass ich dir so viel Schmerzen bereite." Seine Stimme war ein unendlich weit entferntes Flüstern. „Versprich mir, dass du weitermachen wirst. Dass du eine neue Liebe findest. Ein schönes Leben führst. Für mich. Für dich. Ich liebe d..."

Katsuki griff nach seiner Hand. Sie war eiskalt. Er verschränkte die Finger mit seinen, beute sich zu ihm und küsste ihn. Schmeckte seine eigenen Tränen. Er spürte, wie sich sein Griff lockerte. Shoto schloss die Augen und starb.

Katsukis Welt blieb stehen. Der Schmerz war roh und brutal. Nahm ihm die Luft zum Armen. Brannte unter der Haut wie kochende Säure. Traf ihn mitten in die Seele. Schlug Fänge tief in sein Herz. Rissen daran und brachen es entzwei. Seine Sonne war erloschen. Finsternis sickerte dorthin, wo es vor kurzem noch hell strahlet. Hinterließ eine schwarze Leere. Verbannte alles Gute.

Er würde sie töten. Alle. Einen nach dem anderen. Nicht schnell, sondern langsam. Ohne Gnade. Und jeden, der sich ihm in den Weg stellte. Er verschwendete keine Gedanken daran, was mit ihm geschehen würde. Denn er war bereits tot. Gestorben mit Shoto.

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Der nächste Teil ist aus Isukus Sicht geschrieben und spielt wenige Wochen nach dem 1. Teil. 

MY HERO I.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt