Kapitel 2

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In den nächsten Wochen lebte ich mich in meinen neuen Arbeitsalltag ein. Die zusätzliche Verantwortung durch die Betreuung der VIP war zu Beginn ungewohnt und ich musste mich vertieft in die Koreanische Sprache einarbeiten und die Höflichkeitsformen und Anreden gingen mir nun leicht von der Lippe. Besonders schätzte ich die Therapieeinheiten mit Yoongi. Es brauchte fast vier Sitzungen, bis er sich mir etwas öffnete, und noch zwei weitere, bis er die ersten Fortschritte mit mir teilte. Doch nun waren unsere Einheiten gefüllt mit Sprüchen, die hin und her flogen, selbst wenn das Training, welches ich ihm auftrug, ihn in Schweiss ausbrechen liess.

„Yuna, ernsthaft? Ich soll was machen? Niemals, danach kann ich mich wieder zwei Tage kaum bewegen und alle lachen mich aus. Ich höre sie schon. --Opa, alter Mann, etwas Therapie und schon Muskelkater? -- Ich kann mir ihre Sprüche nicht weiter anhören. Bitte verschone mich." Yoongis Stimme klang weinerlich. Doch nachdem ich einmal darauf hineingefallen war, würde es nicht wieder geschehen.

„Ich mach auch mit. Aber lass sie doch einfach die gleiche Übung durchführen, dann werden sie schon sehen, woher dein Muskelkater kommt. Aber ich merke immer mehr, woher sie das – Alter Mann- haben." Ich lachte ihn schon beinahe aus, als er anfing gespielt zu trotzen, und dann doch nach der Langhantel griff und sich für die Übung vorbereitete. Ich stellte mich neben ihn, meine eigene Stange in der Hand und auf mein Kommando begannen wir.

„Ich bringe die Bande einfach nächstes Mal mit, damit sie direkt von dir gefoltert werden. Dann wird wohl Ruhe sein." Yoongi murmelte mehr zu sich selbst als dass er zu mir sprach. Trotzdem blieb mir fast das Herz stehen.

„Ich glaube nicht, dass ich das Überleben würde. Ich warne dich. Wenn sie hier auftauchen wird dein Training noch übler." Ich sah ihn an, nicht ganz sicher wie ernst ich meine eigene Aussage meinte. Doch er reagierte nur mit einem sarkastischen Schnauben.

„Ich warne dich, Min Yoongi. Wehe." Ich sah in scharf an, konnte mir aber das Lachen kaum verkneifen.

„Ich würde dich zwar als Freund bezeichnen, doch wenn du mein Training noch strenger machst, muss ich das wohl zurücknehmen." Yoongis Ausdruck verriet nichts darüber, ob er es ernst meinte oder nicht. Doch daran hatte ich mich bereits gewöhnt. Besonders weil er in den ersten Einheiten kaum mit mir sprach und sein Ausdruck immer stoisch gelangweilt blieb. Ich konnte mittlerweile besser einschätzen wie seine Aussagen gemeint waren und ich wusste, dass er es nicht ernst meinte.

„Yuna, ich soll dich fragen..." Yoongi stockte. Etwas, was ich nicht unbedingt von ihm kannte. Als ich mich zu ihm drehte, nachdem ich das Material weggeräumt hatte, sah ich, dass es ihm nicht wohl war.

„Frag schon. Mehr als Nein sagen kann ich nicht."

„Hmpf. Also, Jungkook fragt, ob er mir seinen Trainingsplan mitgeben darf und du ihn dir einmal anschaust." Es war klar zu erkennen, das Yoongi nicht unbedingt freiwillig fragte.

Ich konnte mir das Lachen nicht verkneifen. „Ich nehme an, du hast irgendwas gegen ihn verloren, und das ist seine Strafe für dich." Yoongi nickte nur leicht. „Bring mir den Plan nächstes Mal, oder schick ihn mir, dann schaue ich ihn mir an."

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Ich war gerade im Zimmer einer meiner kleinen Patientinnen, als mein Pager losging.

„Nelli, ich bin gleich wieder zurück. Zeig doch schon einmal deinem Einhorn was du noch weisst von Gestern." Nachdem das Mädchen zustimmend nickte und sich ihrem Stofftier zuwendete, trat ich aus dem Raum und schloss die Tür hinter mir.

„Yuna." Es war Linya. „Ich weiss ich stör. Kurz, du musst deinen Mittag verschieben, es gab eine Terminänderung für uns alle und dein nächster Termin ist direkt nach Nelli. Ich schicke dir die Infos aufs Mail. Bis später." Sie hatte schon aufgelegt, bevor ich noch etwas sagen konnte.

7 HerzenssprüngeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt