Kapitel 18

197 10 2
                                    

Mittlerweile waren wir wieder zurück in Seoul. Die Tournee war beendet und die Jungs sind gestern in ihre wohlverdienten Ferien gegangen.

Ich sass an meinem Schreibtisch in der WG und schrieb für jeden den neuen Trainingsplan. Mein Ziel war klar. Ich wollte verhindern, dass sich die Szenen der letzten Tour erneuerten. Ich hatte bestimmt jedem der Jungs mehrfach die Bänder getaped, mehrere vertretene Füsse behandelt, X-mal einen verrengten Rücken mobilisiert, völlig überanstrengte Muskulaturen gelöst und mein bestes gegeben, die Jungs fit zu halten. Doch die nächste Tour würde besser werden. Mit dem richtigen Training, den richtigen Vorsichtsmassnahmen und meinem Wissen und Schlussfolgerungen wird vieles vermeidbar sein.

Nachdem ich für jeden seine Schwächen herausgearbeitet hatte, startete ich mit einem Makroplan, um die Grobplanung bis zu den nächsten Auftritten zu organisieren. Mit besonderem Augenmerk auf die Erholungszeiten dieses Mal.

Nachdem ich mehrere Stunden daran gearbeitet hatte speicherte ich die Dokumente und fuhr den Laptop herunter. Ich stand auf und streckte mich ausgiebig. Der Theoretische Teil meiner Arbeit machte mir nur mässig Spass, was sicher auch daran lag, dass ich dabei still sitzen muss.

Es war ungewöhnlich Still in der Wohnung. Ohne die Jungs schien eine Ruhe einzukehren, welche nach der hektischen Zeit auf Tournee unwirklich schien. Doch ich genoss es. Die Ruhe um mich herum ermöglicht es mir, meine Gedanken zu sammeln. Da ich wusste, dass ich die Wohnung für mich habe, schnappte ich mir mein Notizbuch und machte mich auf den Weg in die Stube, wo ich mich auf einen der grossen Sessel plazierte.

Es dauerte nicht lange, und ich begann meine Gedanken zu jedem der Männer auf dem Papier zu sortieren.

Namjoon:

Der Mann erstaunte mich immer wieder aufs neue. Ich hatte einige seiner Charaktezüge bereits als Army über das Internet kennengelernt. Und doch, es in Realtität zu erleben war etwas völlig anderes. Seine Führsorglichkeit, sein Verständnis, seine klare Art Probleme und Schwierigkeiten anzugehen. Auch wenn er zu B eginn sehr skeptisch mir gegenüber war, war er doch immer ehrlich genug, um seine Bedenken auch auszusprechen. In seiner Gegenwart fühlte ich mich sicher und geborgen. Wenn ich mit ihm bin, muss ich mir keine Sorgen machen, da er mich gut genug kennt, um zu wissen was ich brauche und wie es mir geht. Unsere Gespräche haben oft viel Tiefgang und der Austausch mit ihm war immer interessant, auch wenn wir nicht immer der gleichen Meinung waren. Ich weiss, das wenn sich etwas an seinen Gefühlen ändert, werde ich die erste sein, mit der er darüber spricht. Was mir Sorgen macht, ist seine Vergangenheit mit der Ex, welche ihn tief verletzt hatte. Auch wenn er immer sagt, dass ihn dies nicht mehr beeinflusst, bin ich mir nicht wirklich sicher. In Kombination mit meinem Trauma hat dies grosses Konfliktpotential.

Jin:

Ich wage es, ihn als meinen Besten Freund zu bezeichnen. Wenn er mich ansieht, erkennt er sofort was in meinem Kopf umhergeht. Oke, vielleicht nicht sofort, jedoch spricht er seine Vermutungen aus und lässt mir trotzdem den Raum, selbst zu entscheiden, wann ich bereit bin über etwas zu sprechen.

Er ist bis jetzt der einzige, der klar gemacht hat, dass er voll investiert ist und bereit ist unsere Beziehung eines Tages öffentlich zu machen und möglicherweise sogar eine Familie mit mir zu gründen. Auch wenn dies ein wirklich schweres Thema für mich war, wärmt es mein Herz immer wieder aufs neue. Jin als Papa ist etwas wo mein Herz sofort höher schlägt. Seine Offenheit und seine Klarheit bezüglich seiner Zukunftswünsche sind für mich zwei riesen Pluspunkte. Früher wollte ich immer früh eine Familie haben. Ich habe mich immer als Mutter gesehen. Doch Heute? Ich bin mir nicht sicher, ob ich Jin jemals diesen Traum erfüllen will, oder überhaupt kann.

Yoongi:

Zu Beginn war ich oft verwirrt aufgrund seiner Handlungen. Seine Worte waren oft hart und ablehnend, doch seine Taten widersprachen diesen oft. Egal an was er gerade arbeitete, sobald ich etwas von ihm brauchte, seinen Rat wollte, oder einfach nur seine Gesellschaft geniessen wollte, ich durfte ihn immer unterbrechen. Etwas, was sonst nur Hoseok so frei sich erlaubte. Wenn Yoongi arbeitete, Lieder schrieb oder bearbeitete, durfte ihn niemand stören. Es kann sein, dass er sich für mehrere Tage in seinem Studio einschloss und sich nicht stören liess. Und doch, sobald ich klopfe, öffnet sich diese Tür jedes einzelne mal. Und so war es auch mit dem Mensch. Auch wenn er nicht der gesprächigste war, er war Fürsoglich, Aufmerksam in den Detail und jederzeit bereit mit Aufmerksamkeit zu schenken. Mit ihm genügte es mir oft, einfach auf seinem Sofa zu sitzen, ein Buch zu lesen oder ihm beim Arbeiten zu beobachten. Mit ihm war alles so unkompliziert, selbst die schweren Themen wie meine Vergangenheit schienen ihm nicht auf dem Magen zu liegen, wodurch wir bereits öfters darüber gesprochen haben. Und doch, er sprach selten aus, was in seinem Kopf vorging, wenn er nicht darauf angesprochen wird.

7 HerzenssprüngeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt