Bruder

93 4 0
                                    

Becca POV

"Ich hab einen was und er ist wo?!" verwirrt sah ich Steve und Bucky an. Mom sollte eine Affäre gehabt haben? Und Dad hatte nichts davon gewusst? Das konnte ich einfach nicht glauben, das war nicht im Bereich des Möglichen. In meiner Erinnerung waren Mom und Dad immer glücklich gewesen und wir immer eine Familie, ich hatte schlicht und ergreifend keine schlechte Erinnerung an meine Mutter und Steve hatte erneut auf diesen wunden Punkt eingetreten.

"Finn." nickte Steve und ich sah ihn sprachlos an. Das konnte einfach nicht der Wahrheit entsprechen, nicht in 1000 kalten Wintern war da die Wahrheit, was Steve da sprach.

"Ich glaube das nicht." brachte ich zwischen zwei verzweifelten Luftschnappern hervor. "Ich kann das einfach nicht glauben."

"Ich weiß, es ist schwer zu verstehen, aber es stimmt, Becca." sprach nun Bucky und mein Blick wendete sich zu ihm. "Wir konnten das auch nicht ganz glauben. Bis wir ihn selbst gesehen haben."

"Warum sollte Ma Dad betrogen haben? So etwas würde sie nie tun." erwiderte ich wieder erneut und hing mich so sehr an dieser Tatsache auf. Auch Wanda hatte sich wieder hingesetzt und schien nicht ganz darauf klar zu kommen. "Mit wem? Ich will wissen mit wem!"

"Rebecca. Es war nicht alles so rosig wie sie es dir gezeigt hatten. Dein Vater hatte viele Probleme, er hat angefangen zu trinken. Mehr braucht du auch gar nicht wissen." seufzte Steve und strich sich durch das blonde Haar. Mehr brauchte ich also nicht wissen? Erst sprach er mich mit meinem vollen Namen an, dann sagte er mir, dass mich die Affäre meiner Mutter, aus der ein Sohn hervor gegangen war, mein Halbbruder, nichts anging und nicht zu interessieren hatte? Ich würde heute noch explodieren, das war klar.

"Wie alt ist er?" fragte ich, meine Hände zu Fäusten geballt und bereit, sie in den nächsten Gegenstand - oder Menschen - zu schlagen, der mir zu nahe oder dumm kam.

"Er dürfte 10, 11 Jahre alt sein. Ich habe noch nicht mit ihm gesprochen. Wanda hat ihn gefunden." 

"Wanda?" fragend runzelte ich die Stirn und seufzte. "Ich...verstehe das irgendwie nicht. 16 Jahre lang war ich ein Einzelkind und plötzlich habe ich einen Bruder, der auch noch von Wanda gefunden wurde?" Mein Blick glitt zu der Braunhaarigen und ich sah sie an.

"Ich weiß. Es ist sehr verwirrend Beccs. Wir hatten selbst noch keine Möglichkeit mit ihm zu reden. Oder mit Wanda, zumindest nicht richtig. Wir wollten es dir zuerst sagen und hielten es für richtig, keine Geheimnisse vor dir zu haben." nahm Bucky Steve die Worte aus dem Mund und ich nickte. 

"Na schön. Ich...ich rede mit ihm. Oder mit Wanda." Ich schwieg kurz, weil mich eine Stresswelle erfasste, die ich so schon lange nicht mehr gespürt hatte. Wie konnte Steve das nur von mir verlangen, nachdem er mich immer so überrumpelte, warum sollte ich ihm überhaupt noch helfen? Ich sah, wie Wanda den Kopf schräg neigte und schüttelte den Gedanken ab. "Das ist aber alles ein bisschen viel gerade, kann ich das morgen machen?"

"Natürlich. Wir werden aber jetzt hin fahren. Wanda wollte uns dringend sprechen, in Ruhe, sobald wir es dir gesagt haben." antwortete Steve und zeigte erneut auf die aufgebrachte braunhaarige Hexe, die dort in unserem Esszimmer saß.

"Natürlich." nickte ich Steve zu und schluckte schwer, während ich immer noch zu verstehen versuchte. Ich konnte nicht glauben was ich da alles gehört hatte. Onkel Steve und Bucky waren keine zwei Minuten aus dem Haus, da schleppte ich mich die Treppen nach oben in Richtung meinem Badezimmer, ich wollte einfach nur aus den Klamotten raus und etwas trockenes Anziehen, wenn ich ehrlich war.

Mom hatte eine Affäre. Etwas, was ich nicht glauben konnte, denn sie war für mich immer das perfekte Vorbild gewesen, die glückliche Frau mit den pastell-violetten Haaren, die nicht aus der Ruhe gebracht werden konnte. Dennoch schwirrte die Frage um wer es gewesen war in meinem Kopf umher. Lebte dieser Jemand noch oder starb er mit Mom und Dad? Zusammen im Krieg gegen dieses Ungetüm starben viele ihrer Freunde, das hatte mir Onkel bereits gesagt. Auch, dass er wieder kommen würde, das Monster, welches ich so sehr hasste. Steve sagte zwar, dass es nicht wegen mir sei, doch ich war mir sicher; er kam weil ich noch lebte. Weil er unsere Familie noch nicht genug gequält hatte. Ich wusste nur nicht, wie ich in dieser Geschichte relevant sein würde. Fakt war: ich musste trainieren. Viel trainieren. Und vor allem so viel wie möglich lernen über alles, was ich konnte, vor allem die Vergangenheit.

Remember who you are [Fortsetzung zu Ordinary Girl]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt