Verbotener Zuhörer ✅

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Aragorn POV

Legolas war gestern einfach verschwunden. Am liebsten wäre ich ihm nachgeeilt und hätte ihm gesagt, dass er zurückkommen soll, dass ich Arwen eigentlich nicht liebte, dass ich einzig und allein ihn liebte. Doch das hätte ich mich nicht getraut. Arwen wäre am Boden zerstört gewesen. Das hätte ich nicht mit ansehen können. Ich hätte sie mit diesen Worten sehr verletzt. Nein, ich konnte es Legolas nicht sagen. Arwen wäre zu verletzt gewesen, doch meine Liebe zu Legolas war echt. Ich konnte sie spüren und wissen, dass sie da war. Anders als bei Arwen. Die Liebe zu ihr war einfach verschwunden und würde nie wieder zurückkehren.

Ich ging durch Bruchtal und dachte nach. Es gab so vieles, dass ich gerne hätte gesagt und ich wollte, dass Legolas wusste, dass ich ihn liebte, aber ich wollte nicht, dass ich Arwen verletzen würde. Ich blieb stehen und schaute mir die Landschaft an.

Plötzlich stellte sich jemand neben mich. "Ich weiß es", sagte die Stimme. Ich wusste sofort, wer es war. Galadriel. Wie auch immer sie hergekommen war, sie war nun da. Wahrscheinlich hatte es viele Vorteile Galadriel zu sein und einen dieser hatte sie genutzt. "Was wisst Ihr?", fragte ich und schaute Galadriel nicht an. Das konnte ich einfach nicht. "Ich weiß, was ihr gedacht habt und wen ihr liebt und wen nicht", sagte Galadriel.

Manchmal war sie echt gruselig. Ich wollte nicht, dass sie es wusste. Niemand durfte es wissen.

"Aber woher wisst Ihr es?", fragte ich, obwohl ich sie Antwort schon wusste. "Ich bin ich und es hat seine Vorteile ich zu sein", sagte Galadriel nur. Genau das hatte ich auch vermutet. "Aber werdet Ihr es ihm sagen?", fragte ich etwas beunruhigt. Galadriel schüttelte nur den Kopf und lächelte mir zu. "Du musst es ihm selbst sagen. Ich denke, er fühlt dasselbe", antwortete sie mir.

Nein. Das konnte nicht sein. Legolas hatte doch immer Tauriel geliebt und außerdem wieso sollte er mich lieben? Dies waren zwar nur leere Worte von Galadriel, doch aus irgendeinem Grund bedeuteten sie mir eine Menge. Obwohl es einfach nicht stimmen konnte.

"Das denkt Ihr. Es ist nicht so. Ihr könnt es nicht wissen", sagte ich. Auch wenn es sich gemein anhörte. Es konnte nicht so sein. Das ging einfach nicht. Legolas liebte mich nicht und so war und ist es für immer.

"An deiner Stelle würde ich es ihm sagen. Es könnte sonst zu spät sein", sagte Galadriel und riss mich somit aus meinen Gedanken. "Bevor es zu spät ist?", fragte ich, weil ich durch ihre Antwort etwas verunsichert geworden war. Galadriel schaute mich an und lächelte. Ich wollte nicht lächeln. Es ging einfach nicht.

"Es könnte alles Mögliche passieren. Sag es ihm. Er wird es verstehen und dich nicht dafür umbringen, glaub mir", sagte Galadriel und lächelte immer noch. Manchmal konnte Galadriel echt gruselig wirken. Ich wusste nicht, ob es wegen ihrer Macht war oder weil sie einfach so einschüchternd wirkte.

Dann sagte sie: "Aber wenn du Arwen wirklich mehr liebst als alles andere, dann sag es ihr besser bevor ihr abreist. Auch dies könnte sonst zu spät sein. Legolas würde auch dies verstehen. Glaub mir", erklärte Galadriel. Ich antwortete ihr nicht und starrte einfach nur auf Bruchtal, das in ganzer Pracht vor mir lag. Ich kannte Legolas jetzt seit fast einem Jahr und er war mir dichter ans Herz gewachsen, als Arwen oder irgendwer anders je kommen könnte. Aber am besten wäre es sowas nicht mehr in Galadriels Gegenwart zu denken. Sie würde sonst wieder nur was sagen.

"Also dann danke für deine Hilfe", sagte ich und ging etwas verunsichert von Galadriel weg. Ich wusste, dass sie mir hinterherschaue und von deshalb schnell um die nächste Ecke, wo ich mich gegen eine Mauer, die im Schatten verborgen lag, lehnte. Ich setzte mich auf den kalten Steinboden und legte den Kopf auf die Knie, um nachzudenken.

Legolas POV

Ich hörte stimmen. Sie kamen mir sehr vertraut vor. Vorsichtig ging ich in die Richtung, aus der ich sie gehört hatte. Ich schaute über den Rand des Geländers, an dem ich stand. Unter mir sah ich Galadriel und Aragorn. Sie redeten miteinander. Dann sagte Galadriel: "Aber wenn du Arwen wirklich mehr liebst als alles andere, dann sag es ihr besser bevor ihr abreist. Auch dies könnte sonst zu spät sein. Legolas würde auch dies verstehen. Glaub mir."

Ich schluckte. Es war also wahr. Aragorn liebte Arwen. Wieso hatte ich mir überhaupt Hoffnungen gemacht? Das Schicksal hatte einfach was anderes geplant. Ich trat zurück. Mehr wollte ich nicht hören. Diese Worte hatten genug verursacht, dass ich verwirrt und traurig zugleich war.

Plötzlich rollte etwas Nasses meine Wange hinab. Ich tastete mit einem Finger danach. Eine Träne. Ich hatte eigentlich noch nie geweint. Weinen hatte mein Vater immer als Zeichen der Schwäche angesehen. Er konnte seine Gefühle gut verstecken. Besser als ich allemal.

Ich ließ der Träne ihrem Lauf und sie rollte über meine Wange hinab. Lief zu meinem Kinn. Tropfte auf dem Boden. Eine zweite Träne fand ihren Weg auf den Boden. Immer mehr Tränen kamen dazu und irgendwann hielt ich es nicht mehr aus. Ich rannte hinter eine Mauer und lehnte mich dagegen. Hoffentlich war hier niemand. Ich legte meine. Kopf auf die Knie und weinte leise. Es tat gut seine Gefühle zu zeigen und ich ließ es einfach geschehen. Viel zu spät merkte ich, dass ich nur einige Meter entfernt von jemandem saß, dem es anscheinend ähnlich wie mir ging. 

»𝐑𝐞𝐢𝐬𝐞 𝐝𝐮𝐫𝐜𝐡 𝐌𝐢𝐭𝐭𝐞𝐥𝐞𝐫𝐝𝐞« ᵃʳᵃˡᵃˢ ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt