Aufbruch ✅

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Legolas POV

Ich schlug die Augen auf. Zuerst blendete mich etwas. Meine Sicht wurde klarer und ich blinzelte einige Male, bis ich mich an das dämmrige Licht gewöhnt hatte. Ich wollte mich aufsetzen, doch ein solcher Schmerz ging durch meine Schulter, sodass ich kraftlos zurück auf die Matratze sank. Was war passiert? Der Angriff der Orks. Das Mädchen, das von den Orks festgehalten wurde. Was war mit ihr passiert? Lebte sie?

Ich schaute zu Aragorn. Dieser schaute mich besorgt an, als würde ich tot sein. Einen kurzen Moment dachte ich das wirklich und fasste an meine Wange. Diese war eiskalt und ich zitterte auch leicht. Dann sah ich das Mädchen auf der anderen Matratze liegen. Es lag neben einem kleinen Jungen, der vielleicht ein oder zwei Jahre alt war. Sie lächelte. Die beiden sahen friedlich aus, so wie sie dort schlafend vor mir lagen. Dann legte sich eine Hand auf meine Schulter. Es war die Aragorns.

Ich schaute auf und blickte ihm in die Augen. Ich wollte aufstehen, doch just in diesem Moment tat meine Schulter höllisch weh. Der Schmerz war stark, sodass ich aufkeuchen musste. Aragorn war mir sofort zur Hilfe geeilt. Er nahm meinen Arm und half mir langsam auf. Etwas wackelig stand ich auf den Beinen. Ich schaute an mir herab. Meine Kleidung war voller Blut und an manchen Stellen zerrissen. Aragorn schaute mich an. "Du willst dich umziehen, richtig?" Etwas unsicher nickte ich. Wie sollte ich das bloß schaffen? Meine Schulter tat immer noch weh und ich versuchte ein paar Schritte zu gehen. Es klappte besser als ich dachte und sofort fühlte ich mich stärker.

Aragorn führte mich in ein Hinterzimmer, in dem ich mich umziehen durfte. Es dauerte einige Minuten und als ich die Wunde sah, die etwas verbunden war, wurde mir klar, wie sehr Aragorn sich um mich gekümmert hatte. Ich hatte noch nie so schnell jemandem vertraut, aber ich wusste, dass ich Aragorn alles anvertrauen konnte.

Als ich fertig war, ging ich zurück zu Aragorn. Dieser hatte in der Zwischenzeit unsere zwei Pferde gesattelt und die Taschen gut an den Seiten befestigt. Als er mich kommen sah, strahlten seine Augen. Zumindest kam es mir so vor. Die beiden Kinder waren mittlerweile wach und fingen an, durch die Hütte zu laufen. Der Junge konnte noch nicht laufen und krabbelte eher seiner Schwester, wie es mir schien, hinterher.

Aragorn hatte sich eine Art Tasche ungelegt und nahm nun den Jungen, der bereit war auszubrechen, hoch. Er setzte ihn in seine Tasche. Ich öffnete meinen Mund, doch ehe ich etwas sagen konnte, hatte Aragorn mir schon das Wort angeschnitten. "Deine Schulter ist verletzt. Ich nehme ihn. Du schaffst das nicht. Ich will nicht, dass es dir schlecht geht." Hatte er den letzten Satz wirklich gesagt oder hatte ich nur gehofft ihn zu hören? Wie dem auch sei. Aragorn setzte Lailath auf ein Pferd und half mir auf dasselbe hinauf. Er selbst stieg auf sein eigenes. Dann ritten wir los.

Den Schmerz in meiner Schulter konnte ich gut ignorieren. Nur nicht daran denken. Dann schaffe ich das schon. Hin und wieder warf Aragorn mir besorgte Blicke zu. Er machte sich wirklich Sorgen um mich. Ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen, was mir aber nicht gelang, denn nach einer kurzen Weile sagte Aragorn: "Legolas. Wir machen hier Rast. Das Dorf liegt schon etwas hinter uns. Ruh dich aus, spare deine Kraft und wir werden dann weiterreisen.

Wir blieben unter einer großen Trauerweide stehen und ich stieg vorsichtig ab. Dann hob ich Lailath herunter. Sie bedankte sich und lächelte. Lailath ging zu dem Baum und lehnte sich gegen den Stamm. Aragorn sammelte Holz und entfachte ein Feuer. Es war früher morgen und die Sonne ging gerade erst auf. Ich setzte mich ebenfalls auf den Boden und lehnte mich zurück gegen den Stamm. Es tat gut, draußen zu sein. Bei den Bäumen zu sein. Sie atmen und flüstern zu hören.

Vor einigen Stunden noch hatte ich gedacht, dass ich nie wieder das Licht der Sonne erblicken, das Flüstern der Bäume hören und dem Rauschen des Windes lauschen durfte. Da dachte ich, es wäre bald alles vorbei. Ich würde Aragorn nie wieder sehen. Nie wieder in seine Augen schauen. Nie die Möglichkeit haben, ihn zu küssen. Nie seine Lippen auf meinen spüren. Nie mehr seine Stimme hören. Dies alles hatte ich befürchtet und jetzt wusste ich, dass es nicht so gekommen war. Nun war ich hier. Ich war am Leben. Dank Aragorn. So viel war ich ihm schuldig. Er hatte mein Leben gerettet. Was würde ich dafür tun, um ihn jetzt in den meinen Armen halten zu dürfen. Das wäre ein Traum, der wohl nie in Erfüllung gehen würd. Und genau davor hatte ich Angst. Ich fürchtete eigentlich nichts.

Es setzte sich jemand neben mich. Wegen des Lichtes hatte ich vorhin die Augen geschlossen. Es sah aus als würde ich schlafen. Wahrscheinlich dachte Aragorn dies auch, denn er flüsterte in mein Ohr, sodass nur ich es hören konnte: "Schlaf gut und wenn du aufwachst, weißt du, dass ich da sein werde. Ich werde dich nicht verlassen!" Ich lächelte unwillkürlich und gähnte innerlich. Es stimmte. Ich war müde. Eigentlich wurden Elben nicht so schnell müde, aber darüber konnte ich später nachdenken. Was jetzt zählte war, dass Aragorn neben mir saß, nicht weggehen würde und dachte ich würde schlafen.

In diesem Moment wurde mir etwas klar. Ich, Legolas Grünblatt, Thronprinz des Düsterwaldes und einziger Erbe König Thranduils, hatte mich in Arathorns Sohn, den Waldläufer aus dem Norden, Aragorn, auch Streicher genannt, den rechtmäßigen König Gondors, verliebt.

Lächelnd und mit dem Gedanken an Gondors rechtmäßigen König schlief ich ein.

»𝐑𝐞𝐢𝐬𝐞 𝐝𝐮𝐫𝐜𝐡 𝐌𝐢𝐭𝐭𝐞𝐥𝐞𝐫𝐝𝐞« ᵃʳᵃˡᵃˢ ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt