Ankunft

507 31 0
                                    

Nach unendlich langen 40 Minuten informierte Sarah Calloway uns dass wir bei der nächsten Haltestelle aussteigen sollten. Kaum waren wir draussen traf uns eine Hitzewelle. Gott war das heiss. Schon jetzt lief uns Schweiss über die Stirn. Circa 15 Minuten musste man noch bis zur Narawandu School laufen. Dort wurden wir von vielen Jungen und Mädchen begrüsst. So gut wie alle hatten dunkle Haut. Lilie, die ich Huckepack trug, da sie müde war blinzelte irritiert zu unseren Gastgebern hinüber. Klar, bisher hatte sie nur Menschen mit hellerer Haut gesehen. Nell, unsere Mauswandlerin hatte zwar einen leichten Teint, aber im Vergleich war sie auch ziemlich hellhäutig. Eine Frau die vermutlich etwa im Alter unserer Schulleiterin war trat vor und begrüsste uns: „Hallo zusammen, wir freuen uns sehr euch in Namibia begrüssen zu dürfen. Ich bin Adissa Kazino. Die Schulleiterin der Narawandu School. Meine Tiergestalt ist die Giraffe. Ihr werdet euch nachher in drei Gruppen aufteilen und jeweils einer der einheimischen Lehrpersonen und mehrere Schüler werden euch die Umgebung zeigen. Ausserdem mit wichtigen Regeln wenn man sich in afrikanischer Natur aufhält vertraut machen. Jetzt dürft ihr euch aber erstmal einrichten. Die Zimmereinteilung ist:
Ona Giton und Berta McNally, Zita Dieretuin und Grace Kinsey, Ron Hilsu und Brandon Herschel, ..." Irgendwann schaltete ich ab. Als die Einteilung fertig war fragten sich alle zu ihren Zimmergenossen durch. Da ich nicht wusste ob sie Englisch alle verstanden schaltete ich in Afrikaans um. Da wir in meinem zweitem Lebensjahr in Senegal gelebt haben hatte sich die Sprache irgendwie besonders gefestigt in meinem Gehirn. Da ich die Sprache mochte hatte ich öfters Bücher in Afrikaans gelesen. Immer wieder fragte ich: „Is jy Zita?- Bist du Zita?" Endlich hatte ich sie gefunden. Zita war ein freundlich und offen aussehendes Mädchen. (Eigentlich spricht Zita nur Afrikaans, aber da meine Afrikaanskenntnisse nicht wirklich herausragend sind und ich auch keine Lust habe die ganze Zeit zu übersetzen werde ich nur die ganz kurzen oder einfachen Sätze auf Afrikaans schreiben. Natürlich mit Übersetzung.) Das Mädchen war sehr gesprächig und so erfuhr ich in nur einer Viertelstunde ihre gesamte Lebensgeschichte. Zita war als Kronenkranich mit ihren Eltern in der Wildnis grossgeworden, aber mit 5 Jahren wurde sie von Menschen eingefangen und in einen Zoo gebracht. Daher kommt auch ihr Nachname. Vor einem Jahr hat Miss Kazino sie befreit und auf die Narawandu School geholt. Wo ihre Eltern sind weiss sie nicht. Als ich meine Sachen verstaut hatte gingen wir wieder auf den Vorplatz der Schule wo schon viele warteten. Gerade wurden fleissig Gruppen gemacht. Anscheinend durften wir selbst wählen. Holly zog mich sofort mit: „Wir sind doch eine Gruppe? Tikaani, Brandon, Carag, Nell, Jeffrey, du und ich? Jeffrey ist nur dabei, weil er nicht der einzige Wolf in der Gruppe sein will." Hinter Hollys Rücken verdrehte der junge Wolfsjunge die Augen. Ich überlegte nicht lange: „Natürlich!" Als wie aus dem Nichts eine Stimme hinter mir sagte: „Können wir bei euch mitgehen? Diese drei Racker hier wollen unbedingt." fuhr ich vor Schreck zusammen. Mein Gott, ich hatte niemanden kommen hören. Dabei waren es nur unsere drei Jüngsten mit unserem Kampflehrer. Eigentlich hatte ich ein so wie bei den meisten Woodwalkern ausserordentlich gutes Gehör, aber manchmal schaltete es komplett auf aus. Und das endete meistens damit das ich mich furchtbar erschrak. So wie jetzt. „Erschreckt mich nicht so. Ich denke es spricht nicht dagegen das Sie mitkommen. Oder?" beschwerte ich mich. Kurze Zeit später ging es los. Unser Führer stellte sich vor: „Ich bin Orma Shaquan. Gepard und Löwe. Ich unterrichte Kampf und Überleben, Englisch und Mathematik" Ich fand er wirkte ganz nett, deshalb konnte ich nicht verstehen weshalb meine Freunde sich so komisch verhielten. Carag hatte ein Fauchen losgelassen, Tikaani hatte sich schützend vor Nell gestellt die ziemlich blass aussah und einen Schritt zurück gewichen war, Jeffrey stellte sich knurrend vor Mister Brighteye, Holly und Brandon starrten Orma Shaquan feindselig an. Was bitte war mit Ihnen los? Nachtschatten, Lilie und Lia wirkten auch irritiert. Verwirrt kamen sie zu mir und versuchten sich hinter mir zu verstecken. Es war ihnen nicht ganz geheuer. „Es ist alles gut." wisperte ich Ihnen beruhigend zu, obwohl ganz klar irgendwas überhaupt nicht in Ordnung war. Ich wusste nur nicht was. Das schien der anscheinend nicht sehr beliebte Lehrer auch zu denken, besorgt fragte er: „Was ist los? Habe ich etwas gemacht? Sind es meine Gestalten? Ich tue niemandem was." Das war eine verdammt gute Frage. Mr.Brighteye legte seine Hände Tikaani und Jeffrey auf die Schultern. Es sah so aus als ob er etwas mit Ihnen bereden würde, aber ich verstand kein Wort. Jedenfalls wirkte es, die beiden entspannten sich langsam wieder. Carag ebenfalls. Entschuldigend erklärte Bill Brighteye: „ Es lag daran, dass sie drei Gestalten haben. Sie haben sicher vom Tag der Rache gehört? Einer unserer schlimmsten Feinde dort war auch ein Tribelwandler. Er ist für den Tod einer unserer Schüler verantwortlich. Und ich wurde schwer verletzt von ihm. Und mit Löwen haben wir auch nicht sehr gute Erfahrung. Aber es tut uns
leid das wir sie in diesen Topf mit rein werfen wollten." Das hatte ich auch noch nicht gewusst. Wahrscheinlich sprachen sie auch nicht gerne darüber. Bei mir gab es auch ein paar Themen über die ich nicht reden wollte. Aber manche Lehrer waren sehr unsensibel und drängten mich dazu es zu erzählen. An der Clearwater High war das zum Glück nicht so. Orma Shaquan viel dazu nur ein: „Oh, das tut mir leid. Ich tue garantiert niemandem hier was. Wir müssen jetzt los. Ist das in Ordnung für euch? Ich kann auch Kumani fragen ob sie übernehmen würde. Sie ist ein Zebra." Als alle den Kopf schüttelten bedeutete Orma Shaquan uns ihm zu folgen. Wir erfuhren noch so einiges über Afrika, über die Kultur, die Sitten, die Regeln in der Wildnis, die Tiere und über die Narawandu School. Es war ziemlich interessant. Nach der Führung hatten wir für den Rest des Tages frei. Wie die meisten meiner Mitschüler und Mitschülerinnen nutzte ich die Zeit um unsere Gastgeber besser kennenzulernen. Morgen würden wir am Morgen den normalen Unterricht mitmachen und am Nachmittag einen Ausflug machen. Allerdings wussten wir noch nicht was für einen. Beim Abendessen quetschten uns die afrikanischen Schüler aus. Und zwar über das Leben in Nordamerika und den Tag der Rache. Über erstens hatte niemand ein Problem zu sprechen, aber bei zweitens waren alle extrem wortkarg. Man merkte ihnen an das sie das Thema am liebsten einfach nur vergessen würden, also lenkte ich die Afrikaner ab indem ich sie mit Fragen zu allem was mir gerade einfiel löcherte. Sobald meine Klassenkameraden fertig waren verzogen sie sich. Ich blieb aber bis alle fertig waren. Dann räumte ich mein Tablett auch weg und verliess die Cafeteria. Vor der Cafeteria wartete Jeffrey und bedankte sich bei mir: „Danke, Grace. Das du uns davor bewahrt hast über das Thema sprechen zu müssen. Es sind damals nämlich einige schlimme Dinge passiert. Der Omegawolf unseres kleinem Schulrudels wurde getötet und das Mädchen das ich geliebt habe auch. Es war schrecklich. Noch sind wir einfach nicht dazu bereit mit Leuten die wir gerade erst kennengelernt haben darüber zu reden. Aber wir haben beschlossen das du alles wissen sollst. Du kannst also gerne fragen." „Erstmal: Keine Ursache. Aber ich werde euch nicht dazu drängen mir irgendwas zu erzählen. Ich weiss nämlich dass das schlimm für einen ist, das Gefühl zu haben man muss obwohl man eigentlich gar nicht will. Aber wenn ihr jemanden zum reden braucht bin ich da. Ok?" winkte ich ab. Jeffrey starrte mich an als hätte er sich verhört. Er stammelte völlig baff: „W...Wirklich? Du bist die Beste, Grace." Der sonst so coole Wolf umarmte mich. Einfach so! Zita holte mich ab. Auf dem Weg zu unserem Zimmer horchte sie mich aus: „War das dein Boyfriend? Was für eine Tiergestalt bist du eigentlich?" Ich musste lachen: „Nein, Jeffrey ist nicht mein Boyfriend. Und ich werde dir auch garantiert nicht sagen was wir besprochen haben. Ich bin eine Tier-Wandlerin." Meine Zimmergenossin schaute mich an als hätte ich ihr gerade gesagt das die Erde eine Scheibe sei. Daran würde ich mich wohl oder übel gewöhnen müssen. Eine Tier-Wandlerin war nun mal was besonderes. Ich und Zita sprachen noch ne ganze Weile über dies und das. Bis wir schliesslich einschliefen.

Woodwalkers - Eine einzigartige WandlerinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt