Wir müssen zuerst an uns denken

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Meine liebe Leserschaft!
Nun hat es über zwei Monate gedauert, ein neues Kapitel hochzuladen und ich hoffe, dass es NIE wieder so lange dauern wird!! In meinem Leben hat sich viel getan. Manchmal versetzen sich Autoren so sehr in ihre geschaffenen Charaktere hinein, dass sie ein wenig wie sie werden. Nun... wie Helena habe ich mir etwas mit einem vergebenen, in meinem Fall verheirateten, Mann angefangen und das, obwohl wir uns seit Oktober/November beide dagegen wehren, etwas für einander zu empfinden. Am 18. Februar habe ich als emanzipiertes Menschenweibchen schließlich einen wichtigen Schritt gewagt: ich habe Gitarre und Lichterketten an den Ort unserer ersten Begegnung gezerrt und ihn dorthin gelockt. Ich habe ein Lied für ihn umgeschrieben und hab es ihm vorgespielt und er war SO überwältgt, dass wir beide feuchte Augen hatten! Schließlich habe ich ihn gefragt, ob er mit mir zusammen sein will und... jetzt sind wir zusammen! Und nun stehen leider bald ganz grausige und intensive Gespräche über unsere Zukunft an und ob es tatsächlich eine gemeinsame Zukunft geben wird. Wie bei Sebastian und Helena ist es nach so kurzer Zeit (nun, okay, bei uns sind es mittlerweile schon ein paar Monate und nicht wie bei den beiden zwei Wochen) unmöglich zu sagen, ob wir nun tatsächlich miteinander glücklich werden. Es steht wahnsinnig viel auf dem Spiel und mir dreht sich schon alleine beim Gedanken, ihn zu verlieren, der Magen um. Und dabei will ich dennoch, dass er sich für das entscheidet, was ihn wirklich glücklich macht. Denn ich liebe ihn so sehr, dass es mir so viel wichtiger ist, dass er glücklich ist, anstatt ihn bei mir zu haben, sollte er das bei mir nicht so sein, wie seiner Frau. People: Keine Ahnung, weshalb ich euch das erzähle, aber nun wisst ihr es! Möglicherweise nehme ich das auch wieder raus, wenn ich nicht mehr so gefühlsdusselig bin.

Nun aber zu unserem allseits beliebten und von Gott gesegneten feschen Bundeskanzler, seiner zukünftigen Frau, die dem Staat viele Kinder schenken wird, und ihren Problemen! (Bitte, Josef Kasperl, nehmen Sie diesen Absatz mir Humor!)
Viel Spaß beim Lesen!
Euer Eichhörnchen

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Wien, 25. Mai 2019
Diesen Morgen hatte Sebastian mich schlafen lassen. Nun, schlafen lassen war eh übertrieben, ich habe schon mitbekommen, als er aufgestanden ist und sich zurecht gemacht hat, aber er hat darauf verzichtet mich wachzuküssen oder mich gar zum Frühstücken zu zwingen. Vielleicht, weil er wollte, dass ich heute fit und gut gelaunt war. Um halb fünf Uhr abends sollte eine Partei interne Sondersitzung stattfinden, in der nicht nur der Ablauf des morgigen Tages, des Europawahltages, noch einmal durchbesprochen wurde, sondern auch die Kundmachung unserer Beziehung abgeklärt werden würde. Er hoffte darauf, schon am 3. Juni beim Aufeinandertreffen der deutschsprachigen Staatsoberhäupter in Linz, mich als seine Freundin mitnehmen zu können. Und ich hoffe das auch. Dafür müsste ich zwar damit leben, kurzzeitig viel in den deutschsprachigen Medien zu kursieren und da vielleicht auch unschöne Dinge zu lesen, aber das war es mir wert, mich nicht mehr verstecken zu müssen. Natürlich würde ich ihn vorher meinen Eltern vorstellen, damit die das nicht aus den Medien erfahren müssen! Wie es mit seinen Eltern aussah, das stand zu dem Zeitpunkt noch in den Sternen. Die hatten Susanne immerhin sehr gerne, sie war immerhin seine erste und bislang auch einzige Freundin gewesen. Dass er, wie ich mitbekommen hatte, sicher an die zwanzig Frauen und Männer während ihrer Beziehung und Beziehungspausen gevögelt hatte, davon wussten sie schätzungsweise nichts. Sebastian hatte noch nicht entschieden, ob er seinen Eltern bloß erzählen wird, dass Susanne und er getrennt sind, oder ob er mich auch mit zu ihnen nehmen möchte. Um ehrlich zu sein, machte mir die Vorstellung, seine Eltern kennenzulernen auch etwas Angst…
Währenddessen bei Sebastian, 12:20: Wolfgang Sobotka schlug seinen Ordner zu. „So, dann machen wir jetzt Mittag! Bitte bringts euch beim Buffet nicht gegenseitig um“. Sebastian wippte nervös mit dem linken Bein. Diese schier endlosen Verhandlungen über die Pensionsreformen zehrten an seinen Nerven. Die SPÖ zehrte an seinen Nerven. Ibiza zehrte an seinen Nerven. Der Misstrauensantrag zehrte an seinen Nerven. Die Wahl zehrte an seinen Nerven. Und dass er Susanne verloren hatte, zehrte ebenfalls an seinen Nerven. Es bestand kein Zweifel daran, dass er sie immer noch liebte und sich das auch nicht so schnell ändern wird. Immerhin hatten sie beinahe 15 Jahre miteinander verbracht. Sie war seine erste Freundin und trotz der vielen Streitereien und Fehltritte sein Fels in der Brandung. Er ertappte sich selbst immer wieder dabei, sie zu vermissen. Helena wollte er sich allerdings nicht anvertrauen. Nicht, weil er sich ihr nicht öffnen möchte, sondern weil er sie nicht verletzen wollte. Zu seinem Glück hatte er Susanne seit dem letzten unschönen Aufeinandertreffen nicht mehr gesehen. Sie hatte sich, sofern sie im Bundeskanzleramt war, in ihr Kämmerchen zurückgezogen und Unterlagen per Bote an ihn überbringen lassen, sofern sie ihm welche zukommen lassen musste. Er wäre in Tränen ausgebrochen, hätte er sie gesehen. Er vermisste sie wirklich, aber er bereute seine Entscheidung, sich von ihr getrennt zu haben, nicht. Und dennoch sehnte er sich so sehr nach Susanne und er hoffte inständig, eines Tages mit ihr befreundet sein zu können. „Sebastian, kommst du?“ Er zuckte zusammen: Löger war zu ihm gekommen. „Ja, ja, natürlich, ich… ich habe mir nur noch ein paar Sachen durchgesehen“, meinte er und deutete auf die bereits zugeschlagene Mappe. Er seufzte. „Lügen kannst du immer noch nicht richtig, mein Lieber“, seufzte Löger und ließ sich neben Sebastian auf einen Sessel nieder. „Die Situation, in der du steckst, ist kaum an Beschissenheit zu übertreffen. Das Einzige, was es jetzt noch fehlt ist ein Krieg oder eine globale Pandemie, um das Chaos perfekt zu machen. Aber du darfst dich jetzt nicht hängen lassen! Nicht jetzt! Nicht so kurz vor der Wahl, nicht während dem Misstrauensantrag und nicht jetzt, wo wir das Vertrauen der Bevölkerung durch Ibiza immer weiter verlieren! Wir brauchen jetzt einen starken, selbstsicheren Kanzler!“ Sebastian schnaubte. „Ich tu absolut alles, was ich kann“- „Das weiß ich, Sebastian! Und ich will was dein Privatleben angeht auch wirklich nicht in deiner Haut stecken!“ Sebastian schwieg. Was weiß denn Löger schon, was da gerade passiert! „Susanne geht’s auch nicht gut, aber das kannst du dir sicher selber denken“. Sebastian wurde hellhörig. „Hast du sie gesehen?“- „Ich hatte gestern mit Gernot und ihr zu tun und war dann später noch mit ihr allein. Da ist sie dann in Tränen ausgebrochen und da habe ich ein Stück weit mitbekommen, was… so passiert ist“, meinte er knapp. „Kommt sie klar? Ist sie grade allein? In unserer Wohnung?“- „Sie geht ab und an mit Freundinnen raus, aber wohnt derweil allein in eurer Wohnung“- „Es würde ihr vielleicht guttun, wenn jemand bei ihr wäre“- „Das sicher. Hast du Angst um sie?“- „Natürlich habe ich das! Wir haben uns immer wieder zusammengerauft, weil ein Leben ohneeinander schlichtweg unvorstellbar war“- „Aber?“- „Aber ich liebe Helena und ich habe bei ihr etwas gefunden, was ich absolut brauche und ich… ich fühle mich so wohl bei ihr“- „Ist es Abwechslung?“ Sebastian fuhr wütend herum. „Nein, das ist es nicht!“- „Bist ja eigentlich eh oft genug fremdgegangen, um zu wissen, wie sich Abwechslung anfühlt“. Sebastian stockte. „Das bin ich, ja, und Helena ist keine Abwechslung. Ganz sicher nicht. Und was du dir da grade erlaubst, das pack ich echt nicht“. Sebastian stand wütend und gekränkt auf. „Sebastian, jetzt komm zurück!“ Doch Sebastian hatte sich schon abgewandt. Konnte er denn wirklich mit niemandem reden, ohne verurteilt zu werden oder jemandem weh zu tun?

Die Staatsaffäre -eine skandal- und intrigenreiche Fanfiction mit Sebastian KurzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt