Volkshass auf den Kanzler

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Meine liebe Leserschaft!
DANKE für eure Kommentare und eure Votes! Achtung: das Cover der Story wird bald geändert!! Der Titel bleibt gleich!!
INFO FÜR FANS DER STAATSAFFÄRE: Ich werde in meinen "Unterhaltungen" regelmäßig Fragen posten, zur Geschichte selbst, wie ihr denkt, wie sie weitergeht, auch wie ihr allgemein zu Shorty und co steht, ect. ... ich freue mich auf angeregte Unterhaltungen!
Hier nun der lang ersehnte neunte Teil! Heute war mein allerletzer Schultag, jetzt habe ich wieder mehr Zeit zu schreiben... dank 50:50 Matura (Danke Herr Faßmann♡) muss ich ja nicht mehr wirklich lernen XD.
Viel Spaß beim Lesen!

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Wien, 6. Mai 2019
Es war gegen halb zwölf, als ich alle Berichte fertig überarbeitet hatte und mir Mittagessen holen wollte. Die kleinkarierte Schreibtischarbeit machte mich fertig, ich war müde und hungrig. Zudem hatte ich dank Nadja den Muskelkater des Todes. Armin hatte ich an dem Tag zum Glück noch nicht getroffen. Ich wollte ihn am liebsten auch nie wiedersehen. Ich war einmal sein größter Fan, wollte als Jugendliche so sein wie er. Ein guter Journalist. Ehrlich, engagiert, direkt, provokant. Nach der Pause sollten Marija, Christoph und ich dann wieder einmal auf die Straße und die Menschen zur aktuellen Regierung befragen. Dieses Thema hatten wir Estelle zu verdanken, die während meiner zwei freien Tage meine „großherziger Weise" Teile meiner Arbeit übernommen hatte. Ich saß mit Marija und Christoph im Aufenthaltsraum beim Essen. Christoph und ich hatten seit dem Telefonat nach Armins erstem dreckigen Angebot nicht mehr miteinander gesprochen. Ich wusste nicht, wie ich mit ihm nun umgehen sollte- schon gar nicht vor Marija. „Also Leute, was haltet ihr davon, wenn wir drei Tage in Budapest verbringen und danach vier Tage in meinem Elternhaus in Somogy? Meine Eltern würden sich freuen! Wir überlegen doch schon so lange zusammen zu verreisen!", versuchte Marija uns zum Reden zu bringen. Christoph nickte bloß. „Voll gerne, aber jetzt grade... ich weiß nicht...", versuchte ich ihr zu erklären. Marija war enttäuscht, ließ es sich aber nicht anmerken. Christoph und ich schwiegen uns weiter an. „Helena hat keine Zeit für uns, sie ist jetzt Non-stop bei ihrem Lover", meinte er zynisch und sah mich kalt an. Es reicht! „Was ist los mit dir?! Vor drei Tagen hattest du absolut kein Problem damit, dass...", ich stockte. „... und es liegt nicht an ihm. Es liegt an dir, Christoph. Weil du so ein Nichtsgönner bist!", fügte ich hinzu. „Was ist dein Problem, Helena?!"- „Ich habe keines, aber DU!"- „Du hast sehr wohl eines, meine Liebe!". Wir fauchten uns regelrecht, unsere Augen blitzten. „Wenn ihr mich nicht in Helenas Bettgeschichten einweihen wollt, dann kann ich damit leben, aber bitte benehmt euch nicht wie kleine Kinder, das ist echt peinlich!", zischte Marija, nahm ihren Teller, stand auf und ging. Wir blickten ihr entgeistert hinterher. „Marija!"- „Lasst mich! Alle beide!". „Toll, Christoph!"- „Ach, jetzt ist es meine Schuld?!"- „Natürlich! Du regst dich doch so deswegen auf! Was hast du noch mal kurz vor drei Tagen gesagt?! Dass es MEIN Leben ist und ich meinem Herzen folgen soll? es probieren soll?! Oder, das war doch so?! Was ist jetzt plötzlich mit dir los?!"- „Du bist so dermaßen unvorsichtig und dumm, dass es weh tut. Ein Hotelangestellter holt Aufnahmegeräte um sechs Uhr für ein Interview ab, das bereits um halb sechs Uhr begonnen hat? Sei froh, dass nur Armin davon Wind bekommen hat! Er hat mich um ein Set gebeten und es möglichst diskret an ihn weitergegeben. Du gefährdest hier nicht nur deinen Job, nicht nur deinen Ruf, sondern auch den Ruf des ORF. Ich seh's schon ganz groß in den Medien: ‚ORF-Reporterin vögelt den Bundeskanzler- Kosten gedeckt durch Rundfunkgebühren'. Hah?"- „Halt die Klappe!"- „Siehst du?! Und jetzt bist du wieder sauer! Weil ich Recht habe!" Ich nahm meinen Teller und stand auf. „Ach, bist du jetzt beleidigt?!"- „Fick dich, Christoph!", fauchte ich laut. Kollegen drehten sich nach uns um, aber mir war das egal. Ich verzog mich in mein Büro und futterte dort genervt weiter. Ja, Christoph hatte irgendwo auch recht. Das war mega riskant. So einen Scheiß dürfen wir nie wieder machen. Aber er kann mich doch nicht so verachten, nur, weil der Typ, den ich liebe, zufällig der Bundeskanzler ist! Nach dem Essen ging es dann rauf auf die Straße. Wir waren alle scheiße drauf, als wir mit der U-Bahn in Richtung Naschmarkt fuhren. Wir hatten weder die Fragen noch eine Zielgruppe durchgesprochen, wir waren also nicht nur schlecht gelaunt, sondern auch schlecht organisiert. Marija drückte mir wortlos ein Klemmbrett mit den Fragen in die Hand und suchte potenzielle Interviewpartner. Es wimmelte nur so von Menschen, dass es schwer war, einen halbwegs ruhigen Ort für die Aufnahmen zu finden. Der erste Interviewpartner war ein älterer Herr, der sich als Architekt ausgab. „Wie stehen Sie zur aktuellen Regierung? Haben Sie einen positiven Eindruck oder nicht?"- „An dieser Regierung ist absolut alles negativ! Ein junger, leicht zu beeinflussender Kanzler und ein rechtsradikaler Machtgeier und seine ebenfalls rechtsradikalen Handlanger haben die Macht!" Ich stockte. „Oh... okay ja ähm... also welche ähm... welche konkreten Beispiele fallen Ihnen denn jetzt ein?"- „Zum Beispiel der 12 Stunden Tag und die 60 Stunden Woche. Arbeiter haben mit ihren Gewerkschaften lange für den 10 Stunden Tag und die 38,5 Stunden Woche gekämpft und das wird einfach so mir nichts dir nichts mit Füßen getreten!" Ich war baff. Marija sah mir an, dass ich diese Interviewfragen nicht bewältigen konnte und übernahm nach dem älteren Herrn für mich das Interviewen, während ich ihren Part übernahm. Ich war wirklich geschockt: so viele Menschen mochten die Regierung oder Sebastian nicht. Oder beides. Jung, unerfahren, manipulativ auf das Volk, leicht manipulierbar durch andere Politiker. Natürlich gab es auch andere Meinungen, aber die, die Sebastian und der Regierung feindselig gegenüberstanden, waren die eindeutige Mehrheit. Obwohl Marija auf mich sauer war, hatte sie die Interviews an meiner Stelle geführt. Sie hatte mich also doch noch gern. Nach etwa fünfzehn Interviews machten wir eine Pause. Wir besorgten uns Kaffee und setzten uns auf eine Parkbank, fernab vom bunten Treiben auf dem Naschmarkt. „Danke, Marija", meinte ich irgendwann. Sei sah mich erstaunt an. „Kein Problem. Ich weiß ja, dass du es nicht verträgst, wenn jemand den Bundeskanzler niedermacht". Meine Augen wurden groß. „Mann, Helena! Es ist ja wohl echt nicht übersehen, dass du auf den Typen stehst! Zumindest haben Christoph und ich das nicht übersehen. Wenn du nicht drüber reden magst, dass du was mit ihm hast, dann ist das voll okay für mich, ich würde wahrscheinlich auch nicht sinnlos Menschen einweihen, wenn ich du wäre. Aber es hat mich irrsinnig verletzt, dass es plötzlich nur noch ihn gibt". Mir fiel die Kinnlade runter. „Woher..."- „Ach komm schon! Ich hatte es vor gestern zwar irgendwie im Hinterkopf, hatte es aber für viel zu absurd gehalten. Als plötzlich die E-Mail des Kanzlers mit der Interviewanfrage reingeflattert kam, seltsamerweise fast genau zu Beginn dein wurde ich aber doch echt stutzig... und dann hast du dich, als ich dich angerufen habe, nicht nur sehr verdächtig verhalten, sondern hast dich sogar einmal verquatscht. Und dann musste ich nur mehr eins und eins zusammenzählen". Ich seufzte. „Es tut mir ehrlich leid, Marija. Und... und ja, wir müssen echt besser aufpassen, ich weiß auch nicht, weshalb wir so verdammt UNVORSICHTIG waren!"- „Ist schon okay. Aber das hat mich heute zu Mittag einfach echt aufgeregt. Weißt du, ich finde es nicht einmal schlimm, dass er und was miteinander habt! Im Gegenteil, ich finde es unwahrscheinlich süß! Aber du bist wegen ihm so seltsam drauf und wir sind die weniger wichtig. Mal ganz abgesehen davon, dass du dem ORF gewaltig schadest, wenn du nicht endlich aufpasst!" Ich nickte beschämt. „Du hast recht". Marija umarmte mich kurz und stand dann auf. „Ich hole uns noch ein paar getrocknete Früchte, dann geht's weiter, okay?" Christoph und ich nickten. „Aber sowas von!" Als Marija weg war, fing auch Christoph an, mit mir zu reden. „Mir tut es auch leid, dass ich so mies war"- „Mir auch. Du hattest recht, wir... wir müssen vorsichtiger sein..." er seufzte und sah mir tief in die Augen. „Krieg's bitte nicht in den falschen Hals Helena. Aber ich habe ein echt scheiß Gefühl bei dem Typen. Ich habe Angst um dich. Angst, dass er dich ausnutzt!" Ich lachte auf. „Mich ausnutzen?! Dass ich nicht lache, ER ist doch derjenige, der auf dem Geld hockt!"- „Ich meinte... ich meinte beruflich. Du bist sein Kontakt beim ORF. Ein Kontakt, der Interviews macht. Extra Sendezeit, beinahe aufwandsfreie und kostenlose Wahlwerbung, die du ihm geben kannst. Ich will wirklich nicht behaupten, dass er dir alles nur vorspielt! Wirklich nicht! Aber ich habe so ein Gefühlt, dass er deinen Einfluss auf die Medien mehr liebt, als dich selbst". Ich stockte, versuchte den Gedanken daran abzuschütteln. „Nein, Sebastian... Sebastian würde mich niemals ausnutzen!" Aber ich war mir plötzlich überhaupt nicht mehr sicher. „Bitte Helena, behalte das im Hinterkopf!" Bevor ich ihm antworten konnte, kam Marija mit drei Tüten getrockneter Früchte zurück. „Wenn ich etwas mehr verdienen würde, würde ich ausschließlich auf dem Naschmarkt einkaufen!", schwärmte sie. Ich kicherte und nahm eine der drei Tüten entgegen. Ich konnte die Früchte, die ich aber sonst enorm gerne aß, nicht wirklich genießen. Immer wieder spukten Christophs Vermutungen durch meinen Kopf. Bisher hatte ich die Möglichkeit, dass ich nur eine Kontaktperson und billige Wahlwerbung für ihn sein könnte, noch gar nicht in Betracht gezogen...

Die Staatsaffäre -eine skandal- und intrigenreiche Fanfiction mit Sebastian KurzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt