Das Staatsbuffet

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Wien, 1. Mai 2019
Wie jeden Morgen verließ ich um halb fünf, müde und ohne gefrühstückt zu haben, das Haus. Ich war vollkommen durch den Wind vom gestrigen Tag. Sebastian hat mich tatsächlich auf ein Date eingeladen. Beschwingt betrat ich den Gebäudekomplex des ORF und ging in mein Büro. Über Nacht hatten sich wieder unzählige Berichte und Beiträge angehäuft, die es galt zu sortieren. Ich arbeitete konzentriert und war schneller fertig als sonst. So schnell, dass ich als erste bei den Kaffeemaschinen war und sogar die volle Auswahl an Frühstück hatte. Ich entschied mich für ein Croissant, ein belegtes Brötchen und Joghurt mit Obst. Dazu machte ich mir zwei Kaffee. Ich trug das Tablett in mein Büro und wollte meine wohlverdiente Pause beginnen, da klopfte es an meiner Tür. "Ja?", fragte ich etwas genervt. Es war Estelle. "Stolz?", fragte ich, bevor sie etwas sagen konnte. "Du bist viel zu leicht zu durchschauen, Helena, merk dir das. Ich kann dir jede deiner scheiß Schwachstellen vom Gesicht ablesen"-"Dein Plan ist gescheitert"-"Nicht ganz gescheitert. Du hast vorgestern schlecht abgeliefert und dass du gestern aus der Maske verschwunden bist, hat Armin schon sehr genervt. Und das wegen einem dummen Paket vom Bundeskanzler, dem süßen Sunnyboy!" Jetzt reichts! Ich sprang auf und drängte sie an die Wand. "Eigentlich, Estelle, sollte ich dir danken. Wir sind uns wieder einmal wegen dir näher gekommen". Estelle kniff die Augen zu Schlitzen zusammen. "Sobald du parteiisch bist, fliegst du", erinnerte Estelle mich und verschwand aus meinem Büro. Schlampe. Ich bin nicht parteiisch. Ich bin alles andere als parteiisch. Ich arbeitete konzentriert weiter und konnte meinen Arbeitstag schließlich um halb 3 Uhr beenden. So, jetzt schnell nach Hause! Da mich Gernotina nachmittags schon geschminkt und frisiert hatte, hatte ich mehr Zeit. Ich musste erst um 7 im Stadtpark sein, aber ich war so nervös, dass ich nur durch die Wohnunh hüpfen und tanzen konnte. Ich drehte die Musik laut auf und sang dazu. Heute wird mein lang ersehnter Traum endlich wahr! Seit nun acht Jahren bin ich in Sebastian verliebt. Vor drei Tagen haben ich ihn dann endlich persönlich kennengelernt und heute... heute haben wir unser erstes Date! Ich hatte schon den Tag zuvor spekuliert, was ich denn anziehen sollte und mich für ein tief ausgeschnittenes, knielanges Etuikleid mit langen Ärmeln in dunkelrot entschieden. Dazu meine Lieblingsstilettos in silber und eine ebenfalls silberne kleine Umhängetasche. Ich sah mich im Spiegel an. Ein Glück, dass ich Gernotina gesagt habe, sie soll mich so herrichten, als würde ich auf einen hochkarätigen Ball gehen. Und das hatte sie definitiv geschafft. Meine langen dunklen Haare hatte sie gelockt und zu einer prächtigen Hochsteckfrisur gezaubert. Sebastian wird staunen, wenn er mich so sieht! Um 4 Uhr kam Nadja von der Uni zurück und staunte nicht schlecht, als sie mein Make-up und meine Frisur sah. "Wow, da wird sich dein Date, dessen Namen wir nicht wissen dürfen, aber freuen!", meinte sie und ging in die Küche um sich Essen vom Vor-Vortag warm zu machen. "Übernachtest du bei ihm?"- "Nein!"-"Ziehst du Unteräwsche an, die zusammenpasst?"-"Ja", gab ich etwas beschämt zu. "Ist okay, wenns passiert. Ist nur nicht okay, wenn er dich ausnutzt". Ich nickte. Nein, Sebastian ist ein absolut liebenswerter Mensch. Nadja und ich vertrieben uns die Zeit mit sinnlosen Tätigkeiten und sahen uns Sebastians Rede zum Staatsfeiertag, der heute war, an. "Der Shorty ist schon hot", meinte Nadja und kicherte. "Geht so", antwortete ich und versuchte mir nichts anmerken zu lassen. "Haben heute überhaupt Restaurants offen?", fragte Nadja. Ich stockte. "Irgendetwas muss offen haben!" Um sechs Uhr zog ich mich schließlich an. Die tiefschwarze Spitzenunterwäsche besaß ich erst drei Wochen. Ich zog die hohen Schuhe an und betrachtete mich in ihnen und der Unterwäsche im Spiegel. "Hübsch, aber willst du nicht doch lieber etwas drüber anziehen?", neckte Nadja mich. Ich kicherte, zog mich fertig an und fuhr mit der Ubahn zum Stadtpark. Beschwingt stieg ich beim Stadtpark aus und ging den Aufstieg hoch. Ich war drei Minuten zu früh. Wo war Sebastian?? Ich ging durch den Park, vorbei am Basketballplatz, den Weg entlang, doch ich fand ihn nicht. Arschloch! Er hat mich sicher versetzt! Als ich zehn Minuten gewartet hatte und dabei den ganzen Park abgegangen war, setzte ich mich verzweifelt auf eine Parkbank. Plötzlich legte sich eine Hand auf meine Schulter. "Glauben Sie, ich kann mich als Bundeskanzler mitten in den Park stellen? Ich steh die ganze Zeit beim Parkplatz. Und ich kann dir nicht mal richtig nachnachlaufen, weil Sie immer die Richtung ändern"- "Herr Bundeskanzler!", schreckte ich hoch. "Leiiseee"- "Tschuldigung". Ich drehte mich um und sah Sebastian an. Er hatte sich einen Schnauzbart aufgeklebt und eine dicke Sonnenbrille auf. Dazu trug er sein Haar ganz zerzaust. Ich musste beinahe loslachen, weil das so komisch aussah. "Kommen Sie nun?", fragte er. Ich stand auf und ging ihm nach. Er trug einfache Jeans, ein weißes T-Shirt, eine schwarze Lederjacke und Turnschuhe. Er bemerkte, dass ich ihn beäugte. "Man könnte sagen ich bin underdressed, man könnte aber auch sagen Sie sind overdressed" - "Das kommt ganz drauf an wohin wir essen gehen", warf ich ein. "Dann sind Sie overdressed", lachte er. Er deutete mir an in einen dunklen VW zu steigen. Seltsam, er fährt ein ganz durchschnittliches Auto. Ich stieg ein und schnallte mich an. "Wo geht's hin?", fragte ich. "Das ist eine Überraschung", antwortete er. "Warum konnten wir uns nicht direkt dort treffen? Dann hätte ich auch gewusst wie schick ich mich anziehen muss!" - "Dann wär es ja keine Überraschung mehr gewesen! Auserdem hätten Sie nicht hingefunden. Und Sie wären nicht gekommen, wenn Sie gewusst hätten, wo ich mit Ihnen hin will" - "Das beruhigt mich so absolut gar nicht, Herr Bundeskanzler", meinte ich. "Sebastian. Nennen Sie mich Sebastian". "Nun gut... Sebastian... sollten Sie heute nicht zur Feier des Tages den Abend mit wichtigen Menschen verbringen?" - "Sie finden also, dass Sie kein wichtiger Mensch sind?"- "Naja, also, mit wichtig habe ich nun einflussreich gemeint". Er sagte kurz nichts, sondern konzentrierte sich auf die Straße. Der Verkehr in Wien ist furchtbar. "Also: ich hätte heute in der Hofburg mit sogenannten wichtigen Menschen zu Abend essen sollen, aber... aber ich bin leider elendig erkrankt, ganz plötzlich nach meiner Rede und jetzt liege ich leider mit Fieber und Schwindel im Bett". Es machte Klick. "DESHALB dürfen Sie sich heute nirgendwo sehen lassen! Sie schwänzen das Abendessen! Sie sind vielleicht ein Schlingel!" Wir lachten beide. So habe ich ihn mir gar nicht vorgestellt... ich dachte immer, er ist überkorrekt. "Aber das... das heißt ja, dass Sie das Abendessen wegen MIR schwänzen!" Oh du meine Güte! "So kann man es auch sehen ja", lachte er. "Machen die wichtigen Herren keine Kontrollanrufe bei Ihnen zu Hause?", scherzte ich. "Meine Freundin ist involviert. Sollte jemand nachfragen bestätigt sie, dass ich bemitleidenswertes Wesen im Bett liege". Aha... sie weiß also von mir... also bin ich ihm doch nicht so viel wert, wie ich dachte. Wir verließen die Stadt. "Sebastian?"-"Ja?"-"Wir fahren aus der Stadt raus"-"Ja"-"Was, wenn ich aussteigen will"-"Dann halte ich an und lasse Sie aussteigen, aber ich würde Sie überreden wollen das nicht zu tun, denn hier kommen Sie mit öffentlichen Verkehrsmitteln kaum nach Hause"-"Und wenn ich möchte, dass Sie mich nach Hause fahren?"- "Dann würde ich Sie nach Hause fahren". Kann ich ihm vertrauen? Entführt er mich ganz sicher nicht? "Wenn Sie mir nicht vertrauen, würde ich Ihnen sogar anbieten mein Pfefferspray in die Hand zu nehmen. Es liegt im Handschuhfach". Ich öffnete das Handschuhfach und da war tatsächlich ein Pfefferspray. Ich werd nicht mehr. "Dauert es noch lange?", fragte ich. Er stieg aufs Gas. "Ich beeile mich ja! Aber wir könnten die Zeit auch nutzen und reden!"- "Ich könnte Sie interviewen! Herr Bundeskanzler, wie stehen Sie dazu, das Staatsessen zu versäumen um mit einfachen Mädchen aus dem 21. Bezirk essen zu gehen?" Er lachte laut auf. "Dazu kann ich nur sagen, dass ich es bisher nicht bereue"- "Nun, Herr Bundeskanzler, warum tragen Sie einen aufgeklebten Schnauzbart?" - "Ich wollte mir schon immer mal einen wachsen lassen, aber das darf ich ja nicht", seufzte er. "Warum dürfen Sie das nicht, Sebastian?", fragte ich. "Weil das nicht zu meinem Bild passen würde, das die Menschen von mir haben. "Sie glauben also ihre Gesichtsbehaarung würde Ihren Wahlerfolg beeinträchtigen?", fragte ich ungläubig. "Ich nicht. Aber meine Experten". Wir fuhren immer weiter und redeten dabei darüber wie scheiße es ist Politiker und Reporter zu sein. "Die Leute glauben als Beamter sitzt man bloß rum, aber ich stehe oft schon vor sechs Uhr auf"- "Ich stehe jeden Tag um vier Uhr auf", warf ich ein. "Und mein Gehalt ist für'n Arsch" Er lachte bitter. "Das ist wohl das Einzige worüber ich mich nicht beschweren kann". "Wissen Sie was so richtig scheiße ist am Politiker sein? Man kann nirgendwo mehr hingehen, nicht in den Supermarkt, nicht auf Festivals, nirgendwohin, nicht im eigenen Land und nicht in so manchen Nachbarländern, weil man überall erkannt wird. Und die Leuten erwarten von einem, dass man sich wie im Fernsehen absolut ruhig und besonnen verhält und perfekt aussieht. Ein Bundeskanzler in Lederjacke?- Undenkbar! Ein Skandal! Obwohl das etwas ganz Normales ist für jeden anderen Menschen auf der Welt". Er hatte recht. Sein Privatleben konnte er an keinen öffentlichen Orten genießen. Wenn ich spazieren gehe, dann drehen sich plötzlich alle Menschen nach mir um und manche tuscheln und andere grüßen und bla bla bla, ich kann ja nicht mal mehr wirklich einkaufen gehen! Ich als Bundeskanzler kann doch keinen Alkohol kaufen! Oder Fertigessen!
Oder Kondome! Stellen Sie sich das doch mal vor!" Ich konnte es mir gut vorstellen. Wir waren schon eine halbe Stunde unterwegs, als wir dort ankamen, wo er hinwollte: wir waren in der tiefsten Einöde. Die Sonne stand schon tief. Aber es gefiel mir irgendwie. So weite Wiesen und schöne Wälder. Ich stieg aus. "Sebastian, es ist wirklich schön hier, aber ich sehe weit und breit kein Restaurant". Als ich mich zu ihm umdrehte sah ich, dass er einen Picknickkorb und eine Decke aus dem Kofferraum holte. Meine Augen wurden groß. "Könntest du bitte die zwei Decken mitnehmen?" Ich nickte und holte zwei kuschelige Decken aus dem Koferraum. "Ich habe mit ALLEM gerechnet, aber nicht mit DEM!", gestand ich. Er lachte leise und ging etwa fünfzig Meter weiter zu einer großen Eiche. Er breitete die Picknickdecke aus und setzte sich. "Ich kann Ihnen leider nicht den Stuhl nach vor schieben", lachte er. Vorsichtig setzte ich mich zu ihm. Dabei musste ich höllisch aufpassen, dass mein Kleid nicht hochrutschte. Er packte den Korb aus. Geschickt entkorkte er eine Flasche Weißwein, die teuer aussah und füllte zwei Gläser. Das ist so unnatürlich romantisch! Ich sah, dass sich im Korb mehrere Tupperdosen stapelten. "Viel zu essen", bemerkte ich. "Ja"- "Ihr Staatsbuffet hätte Ihnen mehr bieten können"-"Ich hab deshalb das Beste vom Besten mitgehen lassen", lachte er. Ich staunte nicht schlecht. "Sie haben Essen vom Staatsbuffet mitgehen lassen??"-"Ja klar! Da bleibt immer viel zu viel übrig und es ist echt gut!" Ich lachte laut auf. "Wie haben Sie das angestellt?"-"Ist das ein Verhör?"-"Nein, ein privates Interview. Also sagen Sie schon!"-"Nachdem ich gesagt habe, dass mir schlecht ist, habe ich meine Sporttasche, in die ich viele Dosen gegeben habe, geholt und dann ganz unauffällig ein bisschen was mitgenommen. Das wird Ihnen nicht fehlen. Zumal meine Freundin und ich sowieso mitgegessen hätten"-"Und Ihre Freundin ist nicht sauer, dass sie das gute Essen verpasst?"-"Ach nein, sie ist so ungern in den Medien. Und ich hab ihr ja auch was nach Hause gebracht". "Sie zeigt sich ungern- weshalb?"- "Wir sind zusammen, seit wir 17 sind und damals war ich ja noch nicht bekannt. Wir wollten ein ruhiges Leben haben, aber ich habe mich plötzlich immer stärker in der Partei engagiert und plötzlich hatte ich hohe Ämter und jetzt... ja, jetzt bin ich Bundeskanzler. Und jetzt werden wir nie ein ruhiges Leben haben können. Wir wollten eigentlich auch Kinder haben, aber dafür hatten wir nie Zeit. Das stresst uns und wir streiten deshalb oft". Wow, ich dachte immer die Frau des Bundeskanzlers zu sein bringt viele Vorteile mit sich. "Das... tut mir leid, Sebastian"-"Uns lauern so viele Reporter auf, alle wollen Interviews und dabei wollen sie doch nur eins: sie wollen etwas Skandalöses, irgendetwas, womit sie mich belasten können. Das wurde mir leider erst im Laufe der letzten Jahre klar." Er schwieg. Er war traurig. Ich legte meine Hand vorsichtig auf seine. Er war überrascht, ließ es aber zu. Vorsichtig streichelte ich mit den Fingerkuppen über seinen Handrücken. "Danke", meinte er. "Wofür", fragte ich. "Dass Sie da sind und sich das anhören. Meine Freundin will mir nicht mehr zuhören, wenn ich davon rede und so viele richtige Freunde habe ich nicht". Ich rückte näher an ihn heran und umarmte ihn. Er ließ es zu. "Sie sind ein wundervoller Bundeskanzler und Politiker. Und das, was ich von Ihnen als Mensch kenne, das mag ich auch". Er schluckte kurz. "Essen wir doch was", hüstelte er. Ich nickte. Der Staat hatte sich nicht lumpen lassen: das Essen schien teuer zu sein und schmeckte herrlich. Ich griff zu meinem Weinglas und hob es hoch:"Auf den Staat!" Er hob sein Glas ebenfalls:"Auf den Journalismus"-"Auf den Kanzler"-"Auf eine wundervolle Journalistin" Wir sahen uns lächeln in die Augen und stießen an. Nach der Hauptspeiße kam der Nachtisch. Panna Cotta mit Erdbeersoße, verschiedene kleine Kuchenstücke und Pralinen. "Eigentlich habe ich Sie heute zum Essen eingeladen", bemerkte ich, als ich mir ein Stück Kuchen nahm. Er sah mich verwirrt an. "Bezahlt vom Steuerzahler oder nicht?", scherzte ich. Er lachte verlegen und nickte. "Da haben Sie recht. Ich schulde Ihnen also immer noch ein Abendessen"-"Das heißt, wir sehen uns nicht zum letzten Mal heute". Er sah mich stumm mit einem Bissen Kuchen im Mund an. Habe ich was Falsches gesagt? Er legte seinen Teller mit dem Kuchen weg und schluckte, was er noch im Mund hatte. Nervös tat ich das auch. Was jetzt? Er rutschte näher an mich heran. Oh Gott, es ist soweit. Ich hielt den Atem an und wartete, was geschehen würde. Sein Gesicht kam meinem immer näher. "Ich hoffe doch sehr, dass wir uns öfter sehen werden", hauchte er. Mein Herz und mein Hirn setzen aus. Ich beugte mich zu ihm und hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen. Er reagierte nicht darauf. Verdammt. Ich wollte mich zurückziehen und mich schämen, da packte er mich im Genick und drückte seine vollen Lippen auf meine. Oh Gott, küsst er gut! Er war leidenschaftlich und ungestüm. Ich schlang meine Hände um seinen Hals, fuhr über seinen Hinterkopf durch seine Haare. Ich vernahm ein tiefes Seufzen seinerseits. Er wurde mutiger und setzte ein Knie zwischen meine Beine. Meine Hände wanderten von seinem Kopf zu seiner Brust und weiter unter seine Lederjacke. Ist das tatsächlich real? Sebastian wollte seine Hand neben mir abstützen,doch er erwischte das Teller und verlor das Gleichgewicht. Er erschrank und fiel auf das Kuchenstück. "Gehts??" fragte ich vorsichtig. Als er hochkam sah er, dass seine Lederjacke voller Kuchen war. "Pefekt", schimpfte er, zog sie aus und warf sie zur Seite. Als ob wir darüber gesprochen hätten, räumten wir alle anderen "Fallen" weg von der Picknickdecke. Wir haben unsgeküsst! Oh du meine Güte! Es war mittlerweils schon dunkler am Horizont geworden. Er schubste mich an den Schulter zurück auf die Decke und legte sich neben mich. "Das habe ich davon, weil ich so schnell war", schimpfte er lachend. Ich kuschelte mich an ihn. "Hätte mir doch auch passieren können"-"Sie hätten aber ein viel größeres Problem das dreckige Kleidungsstück loszuwerden", lachte er und fuhr mit den Finger meine Taille entlang. Ich kicherte und strich mit den Fingerkuppen über seine glart rasierten Wangen. "Sie müssen sich jeden Tag rasieren", stellte ich fest. "Manchmal sogar zweimal", murmelte er. "Bundeskanzler sein ist ein Scheißjob", stellte ich fest. Sebastian lachte und legte einen Arm um meine Taille. Unsere Körper berührten sich. Wird er mich noch einmal küssen? "Ist Ihnen kalt?", fragte er plötzlich. "Nein", antwortete ich. "Aber Sie haben Gänsehaut". Er strich über meine Unterarme und die Härchen richteten sich nur noch mehr auf. "Das liegt wohl an Ihnen", flüsterte ich. Sebastian richtete sich wieder auf und beugte sich über mich. "Ich hätte gerne noch mehr Gänsehaut", hauchte ich. Er legte ohne zu zögern seine Lippen auf meine. Seine Hände hatte er links und recht neben meiner Brust abgestützt. Er versenkte seine Zunge in meinem Mund und wurde fordernder. Leise stöhnte ich auf. Ich fuhr unter sein T-Shirt und wollte es ihm ausziehen. Er ließ es zu und half mir bereitwillig. Ich blickte kurz an ihm herab: Er war gut trainiert, die Muskeln zeichneten sich unter seiner Haut deutlich ab. Auf seiner Brust und den Bauch waren feine, dunkle Härchen. Während ich vor mich hin träumte, hatte er wieder mein Kinn gepackt. Er wurde fordernder. Seine Hände erforschten meine Rundungen durch den festen Stoff meines Kleides. Er packte mich an den Hüften und presste sein Becken gegen meines. Ist er... ist er steif? Meine Hand glitt über seinen nackten Oberkörper bis zum Bund seiner Jeans. Meine Finger spazierten über die Gürtelschnalle bis zu seinem Schritt. Er stöhnte auf. Ich wollte ihn sehen. Ich zerrte an der Schnalle und bekam sie irgendwann auch auf. Ich strich fest über den Stoff seiner Jeans. Er begann schneller zu atmen. Hektisch öffnete ich seine Jeans. Er griff wüst in meine Haare, presste mich an sich und versuchte die weiterhin größer werdende Beule an meinem Becken zu reiben, während er mich fordernd küsste. Er griff beherzt in mein Dekollete, versuchte meine Brüste vom Kleid zu befreien. Doch das schaffte er nicht sofort. Er zog und zerrte am Stoff, drückte meine Brüste aus dem BH. Er schien so unbeholfen. Ich versuchte ihm zu helfen, doch auch ich schaffte es nur mit Mühe. "Sie hätten sich etwas weniger Herausfordendes anziehen sollen", hauchte er nach Atem ringend, während er sich am Saum meines Kleides zu schaffen machte. Er sog ihn hoch um an meinen Hintern zu gelangen. Seine Griffe waren fest und bestimmt, doch sie hatten es schwer, weil ich noch auf dem Boden lag. Ich packte Sebastian und drehte ihn auf den Rücken, sodass ich mich auf ihn legen konnte. Ich spürte, dass die Haarnadeln verrutscht waren, aber es kümmerte mich nicht. Er konnte in dieser Position zwar meinen Hintern besser erreichen, aber er schien nicht gerne unten zu liegen, deshalb drehte er mich, sobald er mein Kleid über die Hüften gebracht hatte, wieder auf den Rücken zurück. "Ich hab nicht einfach so eine hohe politische Position abgestrebt. Ich bin gerne oben", keuchte er. Er ist ein Sadist. Ich starrte ihn mit großen Augen an. "Sie brauchen keine Angst haben! Ich bin nur gerne oben", lachte er leise. Dummes Mädchen du, dachte ich mir. Er lag auf mir, wanderte mit den Lippen von meinem Mund bis zu meinem Hals. Ich atmete überrascht ein. Er fing an zu saugen und beissen. Ich stöhnte unwillkürlich auf, wehrte mich aber nicht. Jetzt wo er es konnte, drängte er sich zwischen meine Beine. Ich krallte mich an ihm fest, keuchte heftig. "Sebastian!" Seine steinharte Körpermitte drängte sich fest zwischen meine Beine. Ich drückte mich ihm entgegen. Er zuckte. Ich bewegte mich fester. Er stöhnte. "Helena, das geht... " Ich nahm sein Gesicht in die Hände
und erstickte sein Gerede mit einem intensiven Kuss. Er verkrampfte urplötzlich und stöhnte. Erschrocken ließ ich von ihm ab. Er keuchte. "Was ist los??", fragte ich ängstlich. Er hatte den Kopf gesengt, atmete heftig. "Sebastian??" Er bedeckte seine Körpermitte mit der rechten Hand. "Es tut mir leid, ich wollte Ihnen nicht weh tun!", rief ich bestürzt. Er keuchte. "Sie... Sie haben mir nicht weh getan", hauchte er leise. Jetzt verstand ich: er war schon gekommen. "Dafür... dass muss Ihnen nicht unangenehm sein", versuchte ich es besser zu machen, aber ich machte es nicht besser. "Schon gut, ich... tut mir leid, dass..."-"Dass muss Ihnen doch nicht leid tun!"-"Doch, Sie haben sich das sicher auch anders vorgestellt"-"Für meine Vorstellungen können Sie aber nicht" Er sah mich überrascht an. "Also... falls ich welche gehabt hätte". Ich wurde rot. Ihm war sein Orgasmus plötzlich nicht mehr ganz so peinlich. Gernotinas Hochsteckfrisur hatte angefangen zu zerfallen. Ich griff in meine Haare um die Nadeln zu lösen. "Ich... ich helfe Ihnen", meinte er und setzte sich hinter mich. "Danke", murmelte ich. Ich zerrte mein Kleid wieder über meine Hüften. Ich versuchte auch meine Brüste wieder in mein Kleid zu bringen, obwohl das ähnlich schwer war, wie sie rauszubringen. Sebastian zog eine Nadel nach der anderen vorsichtig aus meinem Haar und legte sie in meine offene Hand. "Das sag ich jetzt nicht nur so: Normalerweise... passiert mir das nicht"- "Es war trotzdem sehr schön mit Ihnen", hauchte ich. Ich hörte Sebastian erleichtert aufatmen. Nach und nach fielen die Haare meinen Rücken runter. Als er fertig war, nestelte er an seiner Jeans. Ich bemühte mich nicht hinzusehen und räumte derweil den Picknickkorb ein. Als ich damit fertig war, setzte ich mich wieder auf die Decke zu ihm. Er war still. "Sind Sie gerne Bundeskanzler?", fragte ich. Er war überrascht über diese Frage. "Ja, das bin ich. Trotz allem. Ich möchte etwas tun, ich möchte das Land und die ganze Welt verbessern". Ich nickte. "War das auch ihre Intention, als Sie in die Politik gegangen sind?"-"Ja. Also ich hatte mehrerd Gründe. Zum einen, weil ich Misstände erkannt habe. Und zum anderen, weil ich die Gemeinschaft und das Parteileben so gern hatte. Sich gemeinsam für etwas einsetzen. Das war so schön. Ich weiß noch, also wir oft tagelang Wahlwerbung verteilt haben. Nach Schließung der letzten Wahllokale haben wir Papierflieger aus ihnen gemacht und durchs Rathaus fliegen lassen. Haben mega Anschiss vom Bürgermeister bekommen", lachte er. Ich lachte auch. "Ich habe mich oft gefragt, ob Sie denn auch eine so wilde und illegale Jugend hatten wie alle anderen auch. Und ob Sie auch ein Privatleben haben". - "Ich denke mir oft, es wäre besser, ich hätte keines. Ich hätte keine Beziehungsprobleme, ich würde einfach im Parlament wohnen und dort auch sterben. Mein Leben bestünde nur aus dem Statt und dem Volk. Ich denke, das wäre besser. Dann würde mein Privatleben nicht unter meinem Berufsleben leiden und mein Berufsleben nicht unter meinem Privatleben. Ob Sie's glauben oder nicht, mein Berufsleben leidet unter meinen privaten Problemen". Er gab mir völlig neue Einsichten in das Leben eines Politikers. Es tat gut mit Sebastian zu reden. "Und Sie? Von Ihnen weiß ich so überhaupt nicht! Nur, dass Sie Helena Hintertupfing heißen"-"Journalisten haben die blöde Angewohnheit nur Fragen zu stellen", lachte ich. "Ich bin 25 Jahre alt. Ich habe Journalismus und Publizistik studiert. Beim ORF zu arbeiten ist mein absoluter Traumjob. Und was Sie vorhin über Berufs- und Privatleben gesagt haben... das trifft, wenn ich es mir genau überlege, auch auf mich zu. Das eine beeinflusst das andere und das macht alles kompliziert". Wir redeten noch lange über die verschiedensten Dinge. Als uns kalt wurde, kuschelten wir uns unter seine mitgebrachten Decken und aßen den Rest des Staatsbuffets. Irgendwie wurde ich dann müde. "Sebastian, wie spät ist es?"-"Halb eins", murmelte er. "Fuck! Ich muss um vier Uhr wieder aufstehen!" Er sah mich entgeistert an. "Das tut mir leid, ich wusste nicht..."-"Bringen Sie mich bitte direkt nach Hause?"-"Natürlich! Wenn Sie mir sagen, wo Sie wohnen!" Ich hasste mich selbst für meinen scheiß Job. Ich wollte die ganze Zeit bei Sebastian verbringen. Wir packten alles zusammen und fuhren los. Sebastian drehte die Heizung auf und gab mir eine Decke, damit ich schon im Auto ein wenig Schlaf bekam. Ich schlief auch wirklich ein. Ich wachte erst auf, als Sebastian die Beifahrertür aufmacht. "Wir sind da", murmelte er und rüttelte mich leicht wach. Ich nickte verschlafen und stieg aus. Ich war müde, dennoch versuchte ich mich von ihm zu verabschieden. "Dankeschön, das war ein wundervoller Abend. Es tut mir leid, dass ich nach Hause muss... ich habe aber schon bald eine Art Wochenende, also ein paar freie Tage und da..." Er nickte und lächelte. "Auf Wiedersehen, Helena. Es war sehr schön"-"Auf Wiedersehen, Sebastian". Er küsste mich kurz auf den Mund und ließ mich dann los. Ich drehte mich noch einmal zu ihm um und winkte, bevor ich das Haus betrat. Heiliger Strohsack. Das war der wohl schönste und surrealste Tag meines Lebens!


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Die Staatsaffäre -eine skandal- und intrigenreiche Fanfiction mit Sebastian KurzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt