Kapitel Zwei

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Zu dritt saßen wir um einen runden Tisch herum, wobei ich nervös auf meine Finger starrte und versuchte innerlich auf das Gespräch zu wappnen, das mir bevorstand und dass sicherlich nicht sonderlich angenehm werden würde.

Nachdem wir heute Morgen aus dem Gebäude mit den Zellen geflohen waren, das scheinbar ein sogenanntes Hydra Versuchszentrum gewesen war, was schon nicht besonders vertraulich klang, waren wir einige Zeit durch die Landschaft gewandert, wobei niemand von uns viel sagte und ich mir nicht mal sicher war, ob einer von den beiden Geschwistern eine Ahnung hatte, wohin wir mussten.

Dennoch kamen wir dann schließlich an einem alten, halb verfallenen Haus an, wo Pietro uns im untersten Stock in eine kleine Wohnung geführt hatte, in der wir die Nacht verbringen sollten.

Obwohl ich mich jedoch körperlich und geistig vollkommen erschöpft gefühlt hatte, war mir da schon klar gewesen, dass die Geschwister erst ihre Befragung fortsetzen wollen würden, bevor wir uns schlafen legen würden.

Den ganzen Fußweg hatte ich versucht mir einzureden, dass all das nur ein seltsamer, absurder Traum war, doch nachdem ich nun jedoch hier saß und spürte, wie meine Glieder vom ganzen Laufen schmerzten und ich immer noch nicht erwacht war, waren meine Hoffnungen in dieser Hinsicht leider langsam ausgeschöpft, also gab es wohl auch keine Möglichkeit aufzuwachen und mich somit dieser Situation oder dem anstehenden Gespräch zu entziehen.

"Also, fangen wir ganz einfach an", bemerkte Pietro in diesem Moment, weshalb ich mit einem gequälten Gesichtsausdruck aufsah und seinem Blick begegnete.  "Wer bist du?"

Als ich ihn zuvor das erste Mal in seiner Zelle gesehen hatte, waren ihm seine braunen, fast schulterlangen Haare ins Gesicht gehangen, doch nun hatte er sie lose zu einem losen Manbun gebunden, wobei es fast so aussah, als hätte er dafür einen Schnürsenkel verwendet. Wenigstens wirkte er, als er wäre er mittlerweile etwas besser gelaunt oder zumindest entspannter, denn zuvor hatte er trotz seiner nach außen hin amüsierten Fassade die meiste Zeit gewirkt, als wären er voller Sorgen. 

"Ich weiß nicht wirklich, wie ich auf diese Frage antworten soll."

„Wieso nicht?", erkundigte sich Wanda sofort, was mich aufseufzten ließ.

Es war nicht so, als hätte ich erwartet, dass sich irgendjemand mit dieser Antwort zufriedengeben würde, aber bekanntlich stirbt die Hoffnung eben doch zuletzt.

„Weil ich wirklich keine Ahnung habe, wer ich bin oder wie ich heiße oder all die anderen Dinge, die euch interessieren könnten", gestand ich nach einem kurzen Moment des Schweigens, indem ich förmlich spürte, wie die Beiden ungeduldig auf meine Antwort warteten.

Am liebsten hätte ich eben gar nicht erst über dieses Thema nachgedacht, denn es erschreckte mich selbst zutiefst. Immerhin hatte ich schon den ganzen Tag versucht mich an irgendwas zu erinnern, war jedoch jedes Mal jämmerlich gescheitert. So sehr ich mich auch bemühte und jeden Winkel meines Gehirns absuchte, ich konnte nicht mal meinen Namen herausfinden und das war ein schreckliches Gefühl, denn ich fühlte mich, als wäre ich innen heraus leer und kaputt, als hätte jemand meine ganze Identität genommen und aus mir herausgerissen.

„Das erste, woran ich mich erinnere, ist in diesem Gebäude mit all den Zellen aus Glas aufzuwachen", fügte ich hinzu, bevor jemand etwas in diese Richtung fragen konnte, „Keine Ahnung, wie oder wieso ich dorthin gekommen bin."

Einen Moment lang sah Pietro mich an, wobei ich überrascht feststellte, dass er tatsächlich aussah, als würde er über meine Worte nachdenken und sie verarbeiten, statt mich direkt für verrückt zu erklären wie wahrscheinlich jeder normaler Mensch.

Nun ja, nur würde ich sowieso keinen der beiden Geschwister als normal bezeichnen.

„Ich habe schon von einigen Testpersonen gehört, die bei Hydras Versuchen ihr Gedächtnis verloren haben oder..."

Divided Worlds (Pietro Maximoff/Quicksilver Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt