Kapitel Elf

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Eigentlich war mein Plan gewesen, direkt nach meiner Rückkehr zur Unterkunft gestern Nachmittag mit Pietro zu reden, allerdings war er zu diesem Zeitpunkt nirgendwo zu finden, was mir solche Sorgen gemacht hatte, dass ich versucht hatte, mit Wanda darüber zu reden, doch diese versicherte mir, dass er manchmal einfach einige Stunden wegblieb und das kein Grund zur Beunruhigung sei, da sie es laut eigener Angabe spüren würde, wenn ihm etwas passieren würde. Auch als er weder am Abend noch am darauffolgenden Morgen auftauchte, blieb sie ruhig, was mir das Gefühl gab, dass es einen Grund gab, den sie mir verschwieg. Da ich sie jedoch zu nichts zwingen wollte, sprach ich es nicht an, sondern trat ganz normal meinen Weg zur Arbeit an.

Auch an diesem Tag half mir das routinemäßige Erledigen der Aufgaben meine Gedanken erstmal außerhalb meines Hauptfokus zu schieben, doch auf dem Nachhauseweg beschleunigte ich einige Male meine Schritte, da ich am liebsten sofort gesehen hätte, ob Pietro endlich zurück war, sodass ich die ganze Sache mit ihm klären könnte, wie es mir Alek geraten hatte.

Als ich fast angekommen war, spürte ich jedoch auf einmal kurz ein schmerzhaftes Ziehen in meiner Magengrube, weshalb ich für einen Moment stoppte und meine Hände auf meinen Bauch presste. Genauso schnell wie es erschienen war, verschwand es jedoch auch wieder, doch bevor ich mich weiter gedanklich damit beschäftigten könnte, hatte ich auf einmal das eindringliche Gefühl, dass ich mich beeilen sollte, um zu Wanda zu gelangen, auch wenn ich mir nicht einmal sicher war, wie ich darauf kam. Dennoch folgte ich dem Gefühl und joggte die letzten Meter zur Unterkunft, wo ich den Weg zu unserem Zimmer in Rekordzeit zurücklegte und dann zaghaft die Tür öffnete, um hinein zu spähen.

Obwohl ich mir fast sicher war, dass Wanda mich gehört hatte, hob sie nicht mal ihren Kopf, um mich anzusehen, was meinen Eindruck, dass etwas nicht stimmte, verfestigte.

Kurz überlegte ich, ob ich mich direkt ganz zurückziehen und ihr ihren Freiraum lassen sollte, doch dann entschied ich mich dafür, ihr zumindest einmal anzubieten, ihr zu helfen, denn vielleicht konnte ich ja irgendwie helfen.

"Hey." Ich schob mich vorsichtig in den Raum und hob etwas unbeholfen eine Hand zur Begrüßung, während sie ihren Blick hob und mich nur ansah.

"Hey", wiederholte sie mich mit leiser Stimme, was ich als Einladung nahm, um näherzutreten und mich neben sie auf ihr Bett zu setzen.

Jetzt, wo ich nah genug war, konnte ich sehen, dass ihre Augen gerötet waren, auch wenn sie versuchte unauffällig ihren Kopf zur Seite zu drehen, um es zu verstecken.

"Was ist denn los?", erkundigte ich mich so sanft, wie es nur möglich war, um ihr auch wirklich das Gefühl zu vermitteln, dass sie mit mir reden konnte.

Auf diese Frage folgte eine kleine Weile lang Schweigen, während sie auf ihre Hände starrte, die sie ineinander verschränkt hatte und mich sich selbst zu ringen schien. Ich hakte nicht noch einmal nach, sondern ließ ihr Zeit, besonders da ich eigentlich schon halb damit gerecht hatte, dass sie mich sowieso direkt wegschicken würde, also war dies schon einmal ein positiver Fortschritt.

Schließlich nahm sie einen zittrigen Atemzug. "Heute ist ein sehr schwerer Tag für mich."

Auch wenn ich nicht sicher war, ob sie es überhaupt sah, nickte ich als Zeichen, das ich ihr weiter zuhörte, und rutschte noch ein Stück näher an sie heran, in der Hoffnung, dass dies ihr das Gefühl vermitteln würde, dass sie nicht alleine wäre, denn immerhin war es ja auch genauso. Ich war hier, um für sie da zu sein.

"Heute ist der Todestag meiner Eltern", fuhr sie schließlich fort, weshalb sich mir kurz das Herz zusammenzog, denn damit hatte ich dann doch nicht gerechnet.

"Es tut mir leid, dass ich dich alleine gelassen habe", versicherte ich ihr sofort betreten, "Hätte ich das gewusst, wäre ich heute mit dir zuhause geblieben!"

Divided Worlds (Pietro Maximoff/Quicksilver Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt