Die Begegnung mit dem mysteriösen Mann ließ mich einfach nicht mehr los.
Einerseits hatte ich das starke Bedürfnis, mit jemand, am liebsten natürlich mit den Zwillingen, darüber zu reden.
Andererseits hatte ich Angst, dass ich damit meine einzige Chance, zu erfahren, wer ich bin, zerstören würde.Seit es dafür jedoch eine Möglichkeit gab, war mir außerdem aufgefallen, wie viel Angst ich wirklich davor hatte, mehr über meine Identität zu erfahren. Solange ich, wie jetzt, keine Ahnung hatte, wer ich war, konnte ich mir alles so vorstellen, wie ich wollte. Es bestand zwar die Chance, dass meine Geschichte schlecht war, aber genauso gut konnte sie gut sein und solange es mir niemand bestätigte, konnte ich es mir so einreden, wie ich es wollte oder brauchte.
Natürlich wollte ich wissen, wer ich war, aber was, wenn die Antwort einfach nicht zufriedenstellend war?
Was, wenn ich eine schreckliche Person war?
Vielleicht wäre es dann gut, wenn ich so blieb, wie ich jetzt war und dies als Neuanfang nutzte, um dafür zu sorgen, dass ich eine gute Person werden würde.
Was, wenn es einfach gab, der mich vermissen würde?
Oder was wäre überhaupt, wenn es doch so wäre und ich hätte Freunde und Familie, zu der ich zurückkehren könnte? Sollte ich die Maximoffs dann einfach zurücklassen? Wie könnte ich mich zwischen meiner Vergangenheit und meiner Gegenwart entscheiden?
Je länger ich über all die negativen Dinge nachdachte, die ich erfahren könnte, desto unsicher wurde ich mir, ob nicht alles doch ganz gut war, so wie es war.
Da ich mir das jedoch nicht ganz eingestehen wollte, beschloss ich einfach, dieses Problem auf später zu verschieben und erstmal nichts zu unternehmen - was sowohl ein Treffen mit der Ältesten wie auch ein klärendes Gespräch mit Pietro oder Wanda darüber ausschloss, auch wenn ich mich wirklich schuldig dabei fühlte, ihnen etwas zu verheimlichen, besonders da sie mir gegenüber so viel Offenheit und Vertrauen demonstriert hatten.
Vielleicht waren diese Schuldgefühle auch der Grund dafür, warum ich bei meinem heutigen Training mit Pietro nicht ganz bei der Sache war.
"Du wirkst abgelenkt", unterstrich Pietro meine Gedanken mit seiner Feststellung, fast als hätte er in meinen Kopf hineingesehen.
Ich überlegte kurz, ihn mit einer "Ich bin nur müde" - Ausrede abzuspeisen, doch ihn vorsetzlich anzulügen, war noch eine Liga weiter höher als nur etwas zu verschweigen und diese Grenze wollte ich ungern überschreiten, also entschied ich mich für eine ausweichendere Antwort.
"Tut mir leid, ich konzentriere mich mehr."
Etwas an der Art, wie er mich musterte und eine Augenbraue hob, zeigte mir, dass er mir das nicht ganz abkaufte, was mich etwas stresste, weshalb ich den Moment seiner Abgelenktheit nutzte, um zu demonstrieren, dass ich mental bereit für einen Kampf war, indem ich meine Position einnahm und zu einem Angriff ansetzte, mittlerweile wohl wissend, dass ich ihn aufgrund seiner Reflexe nicht einfach ausversehen verletzen konnte.
Statt jedoch, wie sonst meinen Schlag abzublocken, trat er geschmeidig zur Seite, sodass ich leicht stolperte. Bevor ich selbst mein Gleichgewicht wieder herstellen könnte, lehnte er sich vor, umschloss er meine Taille mit seinem Arm und fing mich auf, wobei er mich wieder hochzog, sodass unsere Gesichter nur wenige Zentimeter voneinander entfernt waren.
"Siehst du, und schon wärst du tot, wenn du während einem Kampf mit den Gedanken woanders bist", rief er mir ins Gedächtnis, während er mich ernst ansah.
Ich versuchte mich zu konzentrieren, doch seine unvermittelte Nähe half dabei ganz und gar nicht, sondern ließ mich eher noch verstreuter werden, während meine Gedanken Purzelbäume schlugen und ich spürte, wie sich mein Atem instinktiv beschleunigte. Bei dem Gedanken, dass ihm diese Veränderung auffallen würde, konnte ich fühlen, wie mir das Blut in die Wangen stieg, was auch nicht wirklich irgendwas besser machte.
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Divided Worlds (Pietro Maximoff/Quicksilver Fanfiction)
FanfictionCover by @Laentheon "Was würdest du tun, wenn ich in Gefahr wäre?" "Alles." "Alles?" "Alles, was nötig ist." Als Alicia May im Hauptquartier von Hydra erwacht, sind all ihre Erinnerungen wie ausgelöscht und sie hat keine Ahnung, wer sie ist. Das Ei...