Je länger Eleanor erzählte, desto mehr viel mir wieder ein. Immer wieder nippte ich an dem Kaffee. Ich hatte Eleanor wirklich alles erzählt. Von Harry bis zum Management. „Nachdem du fertig warst mir deine Geschichte zu erzählen, bist du eingeschlafen." Beendete sie ihre Schilderungen der letzten Nacht. „Hast du eine Idee wie du weiter machen möchtest?" –„Ich werde einfach weiter machen. Versuchen diese Tour zu genießen. Danach... ich weiß nicht." Ich wusste es nicht. Am liebsten würde ich aufhören, aber ein kleiner Teil von mir erinnert sich an die Momente, die ich so sehr genossen habe. Es gab eine Zeit, in der ich es geliebt habe, auf der Bühne zu stehen. Die Menschen zu unterhalten.
„Ich denke, ich brauche andere Rahmenbedingungen. Anderes Management oder so etwas." Den Gedanken, aus der Band auszusteigen, traute ich mich nicht auszusprechen Das würde es zu real machen. Auch wenn ich wusste, es war das einzig Richtige. „Musik machen macht mir so viel Spaß. Songs schreiben, auftreten." –„Gib das nicht auf. Du hast so viel Talent."
Eine Weile war es still. Dann fragte sie: „Wie soll es mit dir und... Harry weiter gehen?". Ich seuftzte. „Es wird sich entwickeln. Wieder normal werden." Ohne jedes Mal, wenn ich ihn sah einen Gefühlsausbruch zu haben, fügte ich in Gedanken hinzu. „Du magst ihn sehr, und er dich. Behalte dir das bei. Wenn dir einer helfen kann, ist es ." Es war nicht schwer, aus Eleanors Gesicht zu lesen, was sie von Harry hielt. Gerade deshalb bedeuteten mir ihre Worte viel.
„Vor zwei Jahren war ich in einer ähnlichen Situation wie du jetzt. Ich wusste nicht wo oben und unten ist, wo mein Platz ist. Eure Musik hat mir geholfen. Hat mich für den Moment sicher fühlen lassen." Eleanor sprach, ohne mich anzusehen. Nicht nur mir fiel es schwer, über Gefühle zu sprechen. Diese Art von Gefühlen, die dich auffressen.
„Es muss nicht Musik sein. Aber eine Leidenschaft, in die du fliehen kannst, wenn es dir zu viel ist."
Diese Worte hallten noch nach, als wir uns schon längst verabschiedet hatten und ich in einem Taxi saß. Mit etwas Glück würde der Tourbus noch am gleichen Ort wie gestern stehen. Wäre aber auch schön blöd, woanders hinzufahren, wenn sie mich je wieder sehen wollen. Ich legte mir Sätze zurecht, wie ich mein Verschwinden erklären konnte. Bei Harry würde es am schwersten sein. Er würde Fragen stellen, sich Sorgen machen. Doch in konnte keine Antworten erwidern, ich hatte keine. Sie zu finden würde komplizierter sein, als eine Nacht verschwinden.
„Stopp." rief ich dem Fahrer zu. Den Rest des Weges wollte ich laufen. Ich gab ihm das ganze Geld, das ich noch hatte, mit der stillen bitte er würde mich laufen lassen, auch wenn es zu wenig war. Sie ging in Erfüllung und viel zu schnell war der Bus in Sichtweite. Er lag ruhig da, fast hätte ich erwartet in umzingelt von Bodyguards oder Polizeiautos vorzufinden. Nicht das dem Management noch einer von uns davon lief. So unauffällig wie möglich lief ich zum Bus, öffnete die Türe und schlich mich hinein. Unbemerkt wie ich dachte.
„Louis!" schneller als ich sehen konnte was passiert, wurde ich an Harry gepresst. Sein Geruch ließ mich für ein paar Sekunden Stocken, zu betörend war er, um etwas zu tun. „So krieg ich keine Luft!" protestierte ich. Nur diesen Geruch. Er brachte mich aus der Fassung, ließ mich schwindelig werden. „Oh Gott Louis!" ignorierte Harry mich und quetschte mich noch fester. „Ich habe mir solche Sorgen gemacht! Wir alle haben uns Sorgen gemacht! Wo warst du nur?" Harry redete so viel und schnell, wie in den letzten Jahren zusammen nicht. „Jetzt bin ich ja wieder da." Ich wollte nicht sagen, wo oder bei wem ich war, ein kleines Geheimnis, das nur mir gehörte. Gewaltsam versuchte ich mich aus Harrys Klammergriff zu lösen, seine Anhänglichkeit war kaum auszuhalten und das komplette Gegenteil zudem Harry des letzten Jahres. Es funktionierte, aber auch nur weil Harry ein klein bisschen lockerer ließ.
„Ich muss den anderen Bescheid sagen! Sie suchen dich." Vorwurfsvoll fügte er noch hinzu „Und die Polizei auch." Ich wusste es, und es war so knapp gewesen. Hätten sie mich gefunden, wäre absolut alles in meiner Welt zusammengebrochen. Ich hatte diese kurze Auszeit so dringend nötig gehabt, würde sie wieder brauchen, wenn ich nicht etwas änderte. Und da ich, im Moment zumindest nichts gegen das Management unternehmen konnte, musste ich meinen Umgang mit Harry ändern.
Der Rest des Tages hatte kaum noch Überraschungen. Wie erwartet waren alle froh mich wieder zu haben, mein Handy war heiß von den vielen Telefonaten mit wichtigen Leuten des Managements, und sogar unser Manager Steven hatte sich höchstpersönlich dazu herabgelassen mich zusammen zu scheißen. Ich hatte es schweigend über mich ergehen lassen, als es mir Zuviel wurde habe ich den Ton abgedreht. Paul fuhr die Nacht durch, da wir schon am Vormittag hätten losfahren müssen.
Die erleichterte Stimmung war bedrückter gewichen, jeder wusste, ich würde etwas ändern. Mehr als einmal hat Harry versucht mit mir zu sprechen, aber ich habe jedes Mal abgeblockt. Jetzt lag ich hier, in meinem Bett, konnte nicht schlafen und dachte über meine Leidenschaft nach, die mir hoffentlich helfen konnte. Das erste, was mir einfiel, war laufen, aber ich konnte nicht jeden Tag joggen, dafür fehlte schlicht die Zeit. Eine Ewigkeit zerbrach ich mir den Kopf darüber.
„Lou? Kannst du auch nicht schlafen?" ich erschrak mich sehr, eigentlich war ich mir sicher alle wären im Traumland, selbst Paul hatte vor einer halben Stunde an einem Rastplatz gehalten, um sich etwas auszuruhen. Ein paar Momente überlegte ich, mich schlafend zu stellen, um Harry aus dem weg zu gehen. Doch wäre das nicht dasselbe, was er auch bei mir getan hat? Wäre es fair, ihm aus dem Weg zu gehen, nur weil ich meine Gefühle nicht unter Kontrolle hatte? Die Antwort war ganz klar nein. Ich wollte Harry nichts antuen, dass mich so weit in mein Loch bugsiert hat.
„Ja." Antwortete ich schlicht, drehte mich aber um, sodass ich ihn sehen konnte. Selbst in der Dunkelheit funkelten seine Augen. „Wenn du nicht bei mir bist, fühle ich mich so einsam." Er streckte seine Hand nach mir aus, hielt sie über den Flur. Ich legte meine hinein, wie kleine Nadelspitzen prickelten die Stellen, an der seine Haut meine berührte. Ich schloss die Augen. Eine so kleine Geste ließ mich so viel fühlen, wie konnte das sein. Es machte mir Angst, Angst ihn zu verlieren, Angst das zwischen uns kaputt zu machen, aber auch Angst, mehr zu wollen.
Your hand fits in mine like its made just for me
Ich wusste nicht, wie diese Worte in meinen Kopf kamen, aber ich musste sie mir merken.
In mir hatten sich zu viele Gefühle angestaut, ich hatte kein Ventil, um zu abzulassen. Vielleicht hatte Eleanor das gemeint. Ein Ventil für die Gefühle.
Aufgeweckt wurde ich viel zu früh von blonden Haaren, die an meinem Unterarm kitzelten. Böse sah ich Niall an, der schuldbewusst unter unseren Armen durchkroch. „Louis, ich will wissen was da läuft." flüsterte er. Vielleicht sollte ich Niall auch auf in die Liste meiner Probleme aufnehmen. Seine frage verunsicherte mich wieder mehr in meinem Entschluss, weiterhin bei Harry zu bleiben, mich nicht zu entfernen.
„Niall, wir haben uns nur vertragen. Bitte gib mir Zeit selbst mit der Situation zurecht zu kommen, bevor du dich einmischst." Ich gab ihm keine Auskunft, dafür aber klar zu verstehen was ich nicht wollte. „Das war kein nein!" er lächelte triumphierend und lief Richtung Kochbereich. Konnte er nicht einmal verstehen, wann es genug war? Mein Blick schweifte zu Harry, er schlief seelenruhig. Womit hatte ich es verdient die Hand dieses wundervollen Jungen zu halten? Dennoch stritten in mir zwei Stimmen, bei Harry bleiben oder ein Problem aus der Welt schaffen. Niall hatte sie wieder lauter gemacht. Die vernünftige Stimme, die wütend auf Harry war, die Stimme meines Herzens, die von Harry unglaublich fasziniert war. So gerne ich mich nochmals für mein Herz entscheiden würde, so präsent war meine Vernunft, die Wahrscheinlichkeit Harry könnte mich wieder verlassen.
So viel leichter wäre es, könnte ich Harrys handeln Verstehen, würde er mir anvertrauen, was er Taylor anvertraut hat.
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Half a Heart
FanfictionLouis ist so sehr darum bemüht, seine Fassade als Weltstar aufrecht zu erhalten, das ihm entgeht wie sehr sein inneres daran zerbricht. Erst als Harry, der ihn über ein Jahr wo es nur ging, gemieden hat, wieder beginnt Zeit mit ihm zu verbringen, hä...