Chapter 19

82 8 0
                                    

Harry war gegangen. Eigentlich wollte er das Konzert abblasen, doch das hätte mir leid für die Fans getan, die sich gefreut hatten. Das ich mitkommen würde, stand nicht zur Debatte, ehrlich gesagt hatte ich auch nicht genug Antrieb mein Bett zu verlassen. Ohne Harry war es leer und kalt, zu groß. Es wurde dunkel, aber ich machte kein Licht an. Warum auch? Ich griff nach der Fernbedienung. Eine Weile zappte ich durch die Kanäle, blieb eine Zeit lang an einem Fußballspiel hängen, bis ich auf einem Gossip- Kanal hängen blieb.

„One Direction Fans sorgen sich um das älteste Bandmitglied, Louis Tomlinson." Die blonde, viel zu stark geschminkte Moderatorin ekelte mich an. Sie sprach hart und emotionslos, aber was erwartete man schon von einer Sendung wie dieser. Wie sie meinen Namen aussprach. Noch nie hatte ich Verständnis für diese Art der Presse gehabt.

Sie laberte das übliche Geschwafel, blendete Harrys Tweet ein, in dem Stand das ich leider krank wäre und nicht mit zum Konzert konnte. Gerade wollte ich einen anderen Kanal einschalten, als Fotos eingeblendet wurden. Fotos von mir. Von der Tankstelle an der ich auf Eleanor gewartet hatte. Von gestern, als ich zum Hotel zurückgelaufen war. Auf beiden Bildern war ich deutlich zu erkennen. Genau wie meine tiefen Augenringe, meine eingefallenen Backen, meine rissigen Lippen.

„Insider berichten, er greift wieder zu Drogen. Das kennen wir von ihm ja schon." Ich schaltete den Fernseher aus. Diese scheiß „Insider" konnte sich diese scheiß Tussi mal sonst wo hinstecken. Nichts war schlimmer als Drogen- Gerüchte. Das Management würde mir die Hölle heiß machen, selbst das würde Howard nicht genügen für mich. Dagegen was ich jetzt erwarten durfte, wäre es heute Morgen, wenn ich ans Telefon gegangen wäre, harmlos für mich ausgegangen.

Das Gefühl von Machtlosigkeit überrannte mich. Meine Handgelenke kribbelten, mir wurde schwindelig. Zu atmen wurde schwerer, mein Blickfeld wurde unscharf.

Ich hatte Angst. Angst vor dem Management, vor den Fans, denen ich zuvor noch eine Freude mit dem Konzert machen wollte, die mich aber auf ihre Weise in diese Position gebracht hatten. Hätte ich Harry doch nur nicht überredet zu gehen. In meiner Verzweiflung, in der ich nicht wusste, was ich machen sollte, schaltete ich mein Handy an. Ein riesiger Fehler. In allen sozialen Netzwerken wurde spekuliert, was mit mir sein könnte. Von Krankheiten, die mir nichts sagten, über Drogen und psychische Probleme, bis dazu, ich hätte eine schwangere Freundin, es war alles dabei. Wobei psychische Probleme es wahrscheinlich am besten traf. Frustriert warf ich das Handy gegen die gegenüberliegende Wand. Es hinterließ ein kleines Loch, ehe es auf den Boden fiel und ich das Display klirren hörte. Gut gemacht Tomlinson.

Während ich auf Harry wartete, überlegte ich, wie ich das Management kontaktieren sollte. Anrufen, einen Mitarbeiter der hier vor Ort war ansprechen? Und was sollte ich ihnen sagen? Das ich krank gewesen war, deswegen auf den Bildern so fertig aussah und nicht mit aufs Konzert war? Nicht einmal meine kleinen Geschwister würden mir das abnehmen. Die Wahrheit, dass ich mit dem Druck nicht zurechtkam, nicht in der Öffentlichkeit stehen wollte, dieses Leben einfach absolut hasste? Konnte ich das sagen? Vermutlich nicht. Aussteigen konnte ich auch nicht, denn genau deshalb waren wir an diese schrecklichen Knebelverträge gebunden. Zu warten, bis dieser auslaufen würde, in nicht verlängern, das würde gehen. Doch noch einige Jahre dauern. 

Es war zum Haare raufen. Leider waren meine nicht lang genug, bei Harrys ging das sicherlich viel besser. Wie viel Uhr war es wohl? Auf mein Handy konnte ich schlecht schauen. Harry anrufen konnte ich auch nicht mehr. Hätte ich nicht die Nachttischlampe gegen die Wand schleudern können? Das hätte sicherlich lauter gekracht und ich wäre nicht von der Außenwelt abgeschnitten gewesen. Obwohl das an sich keine schlechte Sache war.

Unruhig stand ich auf und tigerte in meinem Zimmer umher. Mein Leben ging den Bach herunter, in gewisser Weise war ich Arbeitsunfähig, hatte mich mit meinem Boss zerstritten, mit einem meiner besten Freunde, auch wenn ich mir nicht sicher war, ob Niall das auch als Streit ansehen würde, und die einzige Person, die mir halt gab, war mein Ex bester Freund, dem nach seiner Trennung auffiel, dass es mich auch noch gab. Schöne Scheiße die ich mein Leben nennen durfte!

Wäre Harry doch nur hier...

Nein, so durfte ich gar nicht erst anfangen zu denken. Denn desto mehr sich mein Verstand sträubte, Harrys nähe zu suchen, desto mehr sehnte sich mein Herz nach ihm. Und obwohl ich das Gefühl hatte, Haz war zurück, es gab keine Garantie dafür das er blieb. Ich war mir bewusst, wenn ich Harry nicht wollte, war jetzt der perfekte Augenblick ihn zurückzulassen. Ich müsste nur meine Tasche packen, nach England fliegen, mich um jeden Preis aus dem Management freikaufen, in ein kleines Kaff ziehen, in dem es mehr Rentner als Autos gab, keiner würde mich erkennen. Ich wäre weg.

Doch wollte ich das? So sehr ich das Leben in der Öffentlichkeit hasste, so sehr liebte ich das Singen, das Auftreten in proppenvollen Stadien, das Leben on the road mit den Jungs. Harry. Das alles wegzuschmeißen, wofür ich Jahre meines Lebens geopfert hatte, war das nicht leichtsinnig? Schon wieder wäre ich mir am liebsten mit den Fingern durch die Haare gefahren. Sollte ich meinen, hoffentlich noch halbwegs gesunden, Verstand entscheiden lassen, oder mein... Herz? War das denn mein Herz, das hier sprach? Vermutlich... Vermutlich sollte ich keine Entscheidungen überstürzen, die ich bereuen könnte, die mein Leben so einschneiden ändern würden.

Ich fühlte mich wie ein komplettes Nervenbündel, zu hibbelig, um zu schlafen, zu müde um etwas aktives zu unternehmen, zu... ich wusste es nicht. Es war mir alles zu viel. Aber ich hatte die Willenskraft, einen neuen Weg zu gehen, was auch immer an seinem Ende auf mich wartete.

---------

Ich habe das Gefühl ich schreibe nur noch Kuddel Muddel, total verwirrendes Zeug, bei dem nicht einmal ich durchblicken kann. Vielleicht ist Louis aber auch nur emotional total durch den Wind... who knows?

Kommis? 🙃

Half a HeartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt