Chapter 20

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„Ich gehe schon." Harry wollte aufstehen, aber ich hielt in am Arm fest. Seit meinem Ausbruch, wie ich es in Gedanken nannte waren fünf Tage vergangen. Fünf wundervolle Tage, die ich mit Harry in unserem mittlerweile zugemüllten Hotelzimmer verbracht hatte, niemand war bei uns gewesen, nur einmal war Harry für eine halbe Stunde verschwunden. Was aus den Konzerten geworden war, wusste ich nicht. Sicherlich hätten wir schon einige Stationen weiter sein müssen. Harry hatte dazu kein Wort verloren, auch nicht zu meinem Ausbruch.

Mühsam stand ich auf. Einen Augenblick wurde mir Schwindelig, dann hatte ich mich jedoch mehr oder weniger gefasst und lief auf wackeligen Beinen zur Türe. Mehrere Tage im Bett zu liegen, und nur um auf die Toilette zu gehen aufzustehen war alles, aber nicht empfehlenswert. Egal wie schön das war. Ungeduldig pochte es erneut gegen die Türe, ich drehte den Knauf mit zitternden Händen um.

„Tomlinson!" knurrte mir eine Stimme entgegen, die so kalt klang, dass sie nur von Howard persönlich stammen konnte. Ich schluckte. Es war besser mich unvorbereitet mit dem Management auseinander zu setzen, als wochenlang Angst vor dieser Begegnung zu haben. Entschlossen blickte ich nach oben in das rote Gesicht unseres Managers. Wir konnten nicht gegenteiliger sein. Er mit nach Geld stinkendem Anzug, polierter Glatze und Sonnenbrille, wohingegen ich mit Jogginghose und dreckigem T- Shirt vor ihm stand. Das Beschrieb so gut unsere Positionen, dass ich fast laut aufgelacht hätte.

„In einer viertel Stunde sehen wir uns im Konferenzraum." Sagte er mit einem Kopfnicken in mein Zimmer fügte er noch hinzu „Alleine!" Schon war er weg, und ich stand im Flur, noch immer fassungslos mit dem Türgriff in der Hand. Langsam rutschte ich mit dem Rücken an der Türe hinunter, bis ich schließlich auf dem Boden saß. Ich wusste nicht was ich fühlen sollte, auf eine ungewohnte Weise war alles in mir ruhig und leer. Der erwartete Panikanfall blieb aus, obwohl er mir fast lieber gewesen wäre als dieses beunruhigende nichts. Wie die Ruhe vor dem Sturm. Wie gelähmt saß ich eine Weile da, bis ich mich aufraffte und zurück ins Schlafzimmer ging. Mein Zustand konnte wohl am ehesten mit einer Trance verglichen werden, ich nahm meine Tasche und warf die herumliegenden Sachen hinein. Das nicht alle von mir waren war unwichtig.

„Was machst du da?" Harry lag noch immer auf dem Bett und sah mich nun an. „Ich muss." Das war keine Antwort auf die Frage, doch nicht einmal mit Harry wollte ich darüber sprechen. Jedes Wort, das ich zu viel sagte, konnte der Hieb in meinem rücken sein, den es brauchte, um mich in die tiefen des Grabens zu stoßen. Solange ich ruhig war, auf dem schmalen Grad balancieren konnte, würde alles gut sein. Ich wusste selbst mal wieder nicht was ich machte. Harrys blick wechselte von interessiert zu besorgt.

„Kannst du mir schnell einen Kaffee holen?" Eine bessere Möglichkeit Harry loszuwerden wollte mir beim besten Willen nicht einfallen. „Um die Ecke ist ein Starbucks." Nicht das er auf die Idee kam mir einen aus dem Hotelrestaurant zu holen. „Kaffee?" – „Ich brauche etwas, um mich zu beruhigen." Und musste meinen Plan durchziehen, solange ich die Kraft dazu hatte.

Harrys Blick als misstrauisch zu bezeichnen wäre eine Untertreibung gewesen, aber ohne noch etwas zu sagen drehte er sich um und ging.

Seine Locken, wie sie etwas auf und ab wippten, seine leicht eingefallene, breite Schulter, niemals würde ich das vergessen können. Brennende Tränen sammelten sich in meinen Augen, flossen stumm meine Wangen hinunter. Ich konnte es nicht tun...

Das laute Knallen der Türe holte mich zurück, drängte die Zweifel zurück. Noch sieben Minuten hatte ich Zeit, sieben Minuten, um dieses Leben hinter mir zu lassen, mich zu befreien.

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Die Kapitel werden immer kürzer... dafür habe ich aber einen Plan wie es weiter geht 🙃

Half a HeartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt