Chapter 5

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„Louis?" Meine Türe geht auf. Vom Flur schien ein dünner Lichtstrahl herein. Ich erkannte eine dunkle Gestalt, konnte aber nicht genau sehen wer es war. „Kann ich mit dir reden? Ich weiß, dass du mich am aller wenigsten sehen möchtest, aber ich will mich entschuldigen." Eindeutig Harry. Und ja, ihn möchte ich am allerwenigstens sehen. Abwartend ob er noch etwas sagen würde schwieg ich. „Du schläfst nicht. Wenn du schläfst atmest du anders. Gleichmäßiger." Harry kam in mein Zimmer, schloss die Türe und setzte sich neben mich auf mein Bett. „Hör zu. Du musst nichts sagen aber hör zu, okay?" Wenn es so war, dass ich nichts sagen musste, würde ich das auch nicht. „Also. Es ist... schwer für mich. Immer erwarten alle etwas von mir. Allen voran das Management, aber auch die Fans, meine Familie, ihr, und auch ich. Der Druck ist so hoch, für uns alle, aber besonders für mich. Die ganze Welt beobachtet jeden meiner Schritte, jeder noch so kleine Fehltritt wird kommentiert. Zayn und du raucht Gras? Die sind jung und dürfen das mal. Ich sehe jemanden an der eine Zigarette in der Hand hält? Drogenopfer mit Entzugserscheinungen. Ich denke du weißt was ich meine. Taylor hatte auch mit alldem zutun, war genauso jung wie ich als sie in diese Welt eingetreten ist. Aber dennoch war sie weit genug von uns entfernt. Mit ihr konnte ich einfach über alles reden, verstehst du? Ich habe sie an meinem Leben teilhaben lassen, ohne dass sie direkt darin war. Und dann verliere ich von jetzt auf gleich eine der beiden wichtigsten Personen in meinem Leben."  Eigentlich hatte er seine Situation recht gut zusammengefasst. Das Aushängeschild der Band ohne Privatleben. Und wahrscheinlich wäre nun ich an der Reihe gewesen etwas zu sagen. Aber was? Eine Zusammenfassung meiner Situation? Der traurige ehemals bester Freund des Aushängeschildes, weder talentiert noch gut aussehen genug, um mitreden zu dürfen, gerade noch gut genug für die Rollen des Clowns? Die andere wichtige Person in Harrys Leben?

Ich weiß nicht wie lange Harry da saß und mich angeguckt hat, aber seine tiefe, warme Stimme durchbrach die Stille. „Ich habe sie nie geliebt, ich war nicht einmal verliebt. Sie war eine gute Freundin, die ich dringend gebraucht habe. Das weiß nicht einmal sie." „Warum Harry, warum? Warum konntest du mir nicht mehr vertrauen? Warum hast du mich allein gelassen?" Meine Stimme ist leise und traurig, gebrochen. „Es tut mir so unendlich leid Lou. Ich würde es dir so gerne sagen, glaub mir, es gibt nicht auf der Welt das ich lieber machen würde. Aber ich kann nicht. Noch nicht. Irgendwann kann ich es vielleicht." „So schwer kann es nicht sein, nicht schwerer als dich zu verlieren, zu fühlen wie du mir entgleitest." „Doch. Aber eines Tages werde ich es dir sagen. Versprochen." Das er mir nicht vertraute verletzte mich. Noch mehr verletzte mich das er Taylor vertraute. Aber es tat ihm leid. Und er hat mir von seinen Gefühlen für Taylor erzählt. Das war mehr als ein Schritt nach vorne.

Ich würde immer müder, mit geschlossenen Augen dazuliegen und nicht einzuschlafen ist ein Kunststück. Langsam öffnete ich meine Augen, dass erste Mal seit Harry da war. Harry hatte es nicht sofort bemerkt, deshalb konnte ich noch einen kurzen Blick auf seinen Gesichtsausdruck erhaschen. Er war ungewohnt, so... friedlich. Er hatte mich die ganze Zeit angesehen, so verträumt und zufrieden, als wäre er glücklich gewesen. Nach wenigen Sekunden bemerkte er jedoch, dass ich ihn ansah, schnell wandte er seinen Blick ab, fast als wäre es ihm unangenehm mich anzusehen. Fasziniert von dieser Seite, die ich noch nie zuvor an Harry gesehen hatte, sah ich ihm direkt in die Augen. Selbst hier im dunklen konnte ich ihre Farbe erkennen, es war als würden sie leuchten. Als Harry langsam meinen Blick erwiderte, lächelte ich. Vorsichtig tasteten meine Finger nach seinen, als ich sich fand umschloss ich sie. Nie wieder würde ich diese Hand loslassen.

„Lass uns neu anfangen. Ich würde dir so gerne wieder vertrauen, mit dir lachen, dich wieder in meinem Leben haben. Ich habe dich vermisst." Ein Neustart. Von vorn beginnen, Vertrauen aufbauen, eine neue Verbindung herstellen. Die alte war zu kaputt, hing am seidenen Faden. „Alles was du möchtest, Lou. Vielleicht ist das genau das was wir brauchen."                                    „Ich bin Louis Tomlinson." „Angenehm, Harry Styles mein Name. Was machen sie beruflich?" stieg er auf mein Spiel ein. „Hauptberuflich streite ich mit meinem Management, nebenberuflich singe ich in einer Band, One Direction, allerdings nicht sonderlich erfolgreich." „Was für ein Zufall," grinste Harry „ich gehöre auch zu One Direction. Seltsam das wir uns noch die bei der Arbeit begegnet sind. Wie war gleich wieder ihr Name?" Nur schwer konnte ich mir noch das Lachen verkneifen. Wie sehr hatte ich diese Momente mit Harry vermisst? „Tomlinson. Aber Sie können mich ruhig Louis nennen." „Doch nicht etwas der Louis Tomlinson? Sie sind ja so begabt, ihre Stimme zu hören erfreut mich bei jedem ihrer Lieder." Damit hatte Harry wieder meinen Wunden Punkt getroffen. Als würde ich bei jedem Song singen. Wenn es gut lief, durfte ich im Chorus singen. Anscheinend hatte er auch gemerkt, was er gesagt hatte. „Ach Louis. Für mich hast du die schönste Stimme der Welt. So viele Fans sind über das Management verärgert, mach dir nichts draus." Seine Arme schlossen sich um mich, meine Hand, in der ich seine gehalten hatte, fühlte sich auf einmal kalt und leer an. Schnell legte ich sie auch um seinen Rücken. „Wir schaffen das. Ich will wieder neben einem Louis auf der Bühne stehen, der stolz zu den jubelnden Fans blickt und seine wundervolle Stimme erklingen lässt." Hätte er mich nie fallen gelassen, hätte ich nie diese Selbstzweifel bekommen. Die Vergangenheit ruhen zu lassen würde schwer werden. Aber ich wollte es schaffen. Für Harry. Für Haz.

Half a HeartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt