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Im Flug gelang es mir seinen Arm zu greifen und fast zeitgleich krallte ich mich an den nächsten Ast. Ich sah runter und erkannte, dass er bei Bewusstsein war, ihm steckte jedoch ein Katana im Bauch. Ich versuchte mich mit dem zusätzlichen Gewicht und nur einem Arm hoch zu ziehen. Dies gelang mir mehr oder weniger gut. Zusätzlich mit etwas Schwung und Chakrakonzentration konnte ich mein Bein um den Ast schlingen und Kakashi mit rauf ziehen. „Man, der leichteste bist du aber auch nicht!", beschwerte ich mich.

„Verzeih mir den Tonfall, aber halt den Mund!", entgegnete er. Normalerweise würde ich lachen, aber dazu hatte ich auch später Zeit. Ich half ihm auf den massiven Ast und legte ihn sofort auf den Rücken.

„Das wird jetzt ein bisschen weh tun.", sagte ich und zog das Katana raus. Wieder stöhnte er vor Schmerz und wollte sich die frische Wunde halten. „Nicht! Lass mich das machen.", zischte ich. Ich schlug seine Hände weg und er legte sie neben sich ab. Sofort begann ich damit Charka in meine Hände zu leiten. Sie leuchteten grün auf, während ich sie über die Wunde hielt. Natürlich würde ich ihn hier und jetzt nicht komplett heilen können, jedoch würde es bis nach Konoha reichen. Dort musste er dann definitiv ins Krankenhaus. Während ich den Grauhaarigen behandelte sah ich nach oben. Asuma hatte auch den letzten Typen erfolgreich besiegt. Er war gerade auf dem Weg zu uns.

„Wie geht es ihm?", fragte er besorgt, als er bei uns war.

„Er wird wieder. Es wurden weder Organe, noch Chakrapunkte getroffen. Erst suchen sie sich den dümmsten Zeitpunkt zum angreifen aus und dann können sie nichtmal richtig zustechen.", beschwerte ich mich wieder.

„Also, ich bin sehr froh darüber!", machte sich der Hatake eingeschnappt bemerkbar.

„Nimm's nicht persönlich.", antwortete ich in der sanftesten Stimme, die ich gerade aufbringen konnte. Hätte ich keine Maske auf, dann hätte ich ihn dazu noch engelsgleich angelächelt. Er seufzte nur, während Asuma lachte. „So, das sollte erstmal reichen. Wie fühlst du dich?"

„Nicht mehr aufgespießt.", witzelte er. „Es geht mir tatsächlich besser, danke.", fügte er jedoch ernster an.

Wir führten unseren Weg wieder fort, am Abend trafen wir in Konoha ein. Asuma und ich brachten den verletzten Kakashi zum Krankenhaus. Dort krümmte er sich jedoch genau vor dem Eingang wieder vor Schmerzen, also stützten wir ihn jeweils auf einer Seite und rannten in das Gebäude.

„Ich brauche ein Zimmer! Jetzt!", forderte ich gleich im Empfangsraum. Eine Schwester bedeutete uns sofort ihr zu folgen, was wir auch taten. Sie brachte uns in ein freies Zimmer, wo wir den Jounin auf das Bett legten. Die Schwester machte sich direkt auf den Weg, um noch ein paar Ärzte zu holen. Ich machte seine Weste auf und schob sein Shirt nach oben, die Wunde schien bereits Anzeichen auf eine Entzündung zu zeigen. Oder? Nein, an der klinge war Gift!

„Die Schriftrolle", krächzte er unter seinen Schmerzen. Ungläubig sah ich zu ihm.

„Der Hokage kann warten.", sagte ich mit Nachdruck. Kakashi versuchte mir zu widersprechen, was mich nur nervte. Ich drückte Asuma die Schriftrolle in die Hand. „Hier, bring das zum Hokage und leiste ihm Bericht, bevor unser Vorzeige-Ninja hier noch deswegen abkratzt." Den vorwurfsvollen Sarkasmus konnte ich mir nicht verkneifen. Sofort versuchte ich das Gift aus seinem Körper zu bekommen, dafür brauchte ich jedoch Unterstützung, wie es schien. Gerade als Asuma aus dem Raum ging, kamen weitere Schwestern und Ärzte reingerannt. Es blieb keine Zeit für lange Erklärungen.
„Da ist Gift und es will sich ausbreiten. Ein paar von euch halten ihn an einigen Stellen fest, der Rest hilft mir hier. Los, los, los!", befahl ich ihnen schroff und sie taten was ich sagte. Gift zu entfernen ist für den Betroffenen in der Regel schmerzhafter, als ein einstechendes Katana. Buchstäblich. Zudem schien dieses hier auch recht stark zu sein, was es nicht besser macht. Während Kakashi schön in das Krankenhausbett gepresst wurde und die Schmerzen erlitt, unterstützten mich zwei Ärzte bei der Entfernung. Der Jounin versuchte sich zu winden, konnte es aber nicht.

Nach einer gefühlten Ewigkeit hatten wir dann auch den letzten Tropfen entfernt. Völlig erschöpft lag er nun im Bett und schloss seine Augen. Unfassbar, dass sich einer unserer besten Ninjas fast verabschiedet hätte, wenn wir nicht rechtzeitig etwas unternommen hätten. Warum hatte er auch nicht sichergestellt, dass der Angreifer wirklich besiegt wurde? Vollidiot!
Auch ich war nun erschöpft. Ich bat eine Schwester noch um ein Glas Wasser für ihn, wofür sie das Zimmer verließ. Ich stellte mich mit verschränkten Armen ans Fenster, mittlerweile war es schon komplett dunkel draußen. Ich wollte gar nicht wissen wie spät es war.

„Yuki?", hörte ich seine zerkratzte Stimme. Ich drehte mich zu ihm. „Ich habe es in den letzten Tagen gefühlt dreißig Mal gesagt, aber Danke."

„Nicht dafür. Pass in Zukunft bloß besser auf.", ermahnte ich ihn müde.

„Du wärest sicherlich auch eine hervorragende Ärztin geworden." Auf seine Worte hin schüttelte ich den Kopf.

„Ich liebe das Gefühl, was mir ein Kampf gibt und alles was dazu gehört. Ich möchte Menschen beschützen.", sagte ich. Er sah mich eindringlich an.

„Es ist nicht deine Schuld. Das mit deinen Eltern, meine ich.", sagte er. Kakashi hatte erkannt, dass mein Beschützer-Instinkt aus dem Vorfall damals zeugte. Da hatte er voll ins Schwarze getroffen.

„Ich weiß. Aber wenn ich sie schon nicht beschützen konnte, dann versuche ich wenigstens das Dorf zu beschützen. Sie sind stolz auf mich, das weiß ich genau." Wenn ich mir in einer Sache sicher war, dann in dieser. Ich gehe den, für mich, richtigen Weg.

„Das sind sie. Konoha kann dankbar sein, dich zu haben." Bei dieser Aussage wurde ich plötzlich etwas rot. Gut, dass er es nicht sehen konnte. Ich erwischte mich dabei, wie sich eine gewisse Nervosität in mir ausbreitete. Diese unterdrückte ich jedoch so schnell wie möglich.

„Okay, ich werde jetzt gehen. Du musst dich ausruhen und ich bin mittlerweile auch komplett ausgelaugt." Ich war gerade im Begriff zu gehen, da kam auch endlich die Schwester mit dem Wasser. Sie stellte es auf dem Tisch neben seinem Bett ab, dann verschwand sie wieder unauffällig. Gerade als ich zur Tür raus wollte, drehte ich mich nochmal um.
„Hey, Hatake", sagte ich sanft. Er sah mich ohnehin schon an, hob jetzt lediglich eine Augenbraue. „Danke." Auf diese kleine Anmerkung hin lächelte er unter seiner Maske und ich verschwand. In Gedanken versunken nahm ich wieder den kürzesten Weg nach Hause, über die Dächer Konohas.
Vielleicht würden wir uns doch besser verstehen, als ich annahm. Ich schätze er war wohl einer der Menschen, die mich aufgrund meiner Kräfte für unnahbar hielten. Dazu musste ich sagen, dass auch ich ihn bisher als arrogant empfand, also war ich in der Hinsicht nicht gerade ein Goldkind. Erstaunlich war auch, dass dies unsere erste gemeinsame Mission war. Es klang komplett surreal, da er schon als Teenager Mitglied bei der ANBU wurde. Mittlerweile war der alte Herr schon 28 und vor ungefähr zwei bis drei Jahren trat er aus. Ich bin kurz nach dem Tod meiner Eltern, also noch mit 17 Jahren, eingetreten. Wir haben also um die vier Jahre zeitgleich in der ANBU-Einheit fungiert und wurden nicht ein einziges Mal auf eine gemeinsame Mission geschickt. Dafür sind wir in dieser Zeit hier und da mal angeeckt, aus eigentlich bescheuerten Gründen.

Ehe ich mich versah, stand ich auch schon vor meiner Haustür. Mein Gehirn musste wohl auf Autopilot geschalten haben. Ich schloss die Tür auf und machte sie hinter mir wieder zu. Geschafft ließ ich meine Sachen fallen und streifte mir die Klamotten vom Körper. Die mussten am nächsten Tag erstmal gereinigt werden. Nachdem ich im Badezimmer war, legte ich meine Maske auf den Nachttisch und fiel, wortwörtlich, ins Bett. So wie mein Kopf das Kissen berührte schloss ich die Augen und fiel in einen traumlosen Schlaf.

𝙈𝙞𝙡𝙡𝙞𝙤𝙣 𝙍𝙚𝙖𝙨𝙤𝙣𝙨 {𝙆𝙖𝙠𝙖𝙨𝙝𝙞 𝙃𝙖𝙩𝙖𝙠𝙚 𝙁𝙁}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt