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Kakashi sah mich erst mit einem Blick an, den ich nicht deuten konnte und spielte dann wieder mit meinen Haaren.

„Meine Mutter ist früh gestorben.", begann er. „Mein Vater war ein angesehener Ninja hier in Konoha, bis er eine Mission zugunsten seiner Kammeraden abbrach. Kurz gesagt: Sie fielen ihm in den Rücken und kurzerhand stellte sich so ziemlich das gesamte Dorf gegen ihn. Es hat ihn von innen zerfressen und machte ihn mental krank. So sehr, dass er sich das Leben nahm. Ich habe ihn damals gefunden." Während er erzählte sah er mich nicht an. „Die Leute erzählen sich, er wäre bei einer weiteren Mission umgekommen." Fast schon verachtend fügte er diesen Satz an.

„Wir scheinen eine Menge gemeinsam zu haben, du und ich.", sagte ich nach einigen Minuten. „Die Leute haben schon immer viel geredet. Das machen sie, weil sie keine Ahnung haben." Interessiert sah er jetzt zu mir. „Wir haben beide unsere Eltern verloren, wir sind gute Ninjas geworden und wir haben beide unsere Päckchen zu tragen. Unterbrich mich, wenn es dir zu viel wird, aber lass mich bitte eines sagen: Dein Vater war ein ehrenwerter Mann. Natürlich haben wir Regeln zu befolgen, aber wir sind keine Maschinen. Die Leute schämen sich hoffentlich für ihr Verhalten, denn meiner Meinung nach hat er das Richtige getan.", beendete ich meinen Gedanken. Er ließ mich aussprechen, also muss es wohl in Ordnung gewesen sein dies alles zu sagen. Er schien nachdenklich.

„Ja, das mag sein. Können wir ein andermal weiter darüber sprechen? Für diese Art von Konversation bin ich wohl doch zu müde.", sagte er. Seine Augen fielen schon halb zu, was mich zum lächeln brachte.

„Natürlich.", erwiderte ich. Ich entfernte mich etwas von ihm und drehte mich auf die andere Seite. Einer seiner Arme ragte unter meiner Halsbeuge hervor, mit der anderen Hand deckte er uns zu und legt den Arm dann wieder um mich.

„Ist das in Ordnung?", fragte er jetzt zum zweiten Mal. Ich nahm seine Hand in meine.

„Ja, ist es. Gute Nacht, Sturmfrisur.", neckte ich ihn noch bevor ich selbst auch meine Augen schloss.

„Gute Nacht, Silberauge.", flüsterte er zurück. Wir lachten beide kurz auf und er zog mich näher zu sich.

Ich habe keine Ahnung wann ich das letzte mal mit einem Lächeln eingeschlafen bin. Ich habe auch keine Ahnung, was das hier alles werden sollte. Für Freunde waren wir uns gerade viel zu nahe, aber es konnte doch nicht sein, dass er mehr empfand. Er wusste ja nichtmal wie ich richtig aussah. Möglicherweise brauchten wir gerade beide diese Nähe einfach.

•••

Das erste was ich vernahm, als ich aufwachte war ein fremder Geruch. Naja, nicht fremd, aber eben auch nicht der gewohnte Geruch meiner eigenen Wohnung. Das Sonnenlicht schien durch das große Fenster neben dem Bett und erhellte den Raum. Mir war fast so, als hätte ich mich die ganze Nacht nicht bewegt, was mal etwas neues ist. Das könnte aber auch an Kakashis Schraubstock-Griff liegen. Eigentlich war sein Körper komplett entspannt, doch irgendwie schien es mir, als würde ihn sein Unterbewusstsein vielleicht im Beschützer-Modus halten. Ich streichelte vorsichtig seinen Unterarm, in der Hoffnung, dass er dann wach werden würde. Tatsächlich brummte er müde irgendetwas vor sich hin, was ich jedoch nicht verstand. Stattdessen zog er mich noch näher an sich.

„Kakashi, ich müsste mal für Kunoichi.", flüsterte ich.

„Aber es ist gerade so warm.", sagte er mit rauer, tiefer Stimme. Mein Herz setzte kurz einen Schlag aus.

„Ja und gleich wird es noch wärmer, wenn du mich nicht gehen lässt.", entgegnete ich nur. Mit noch mehr grummeln ließ er schließlich locker und ich konnte aufstehen. Im Badezimmer betrachtete ich mich beim Händewaschen im Spiegel. Die Maske saß an Ort und Stelle und ich sah nicht nur ausgeschlafen, sondern erholt aus. Und das nach den beiden unmittelbar aufeinanderfolgenden Missionen. Die Kraft der Jugend, wie Gai jetzt sagen würde. Ich schüttelte über meinen eigenen Witz den Kopf und ging zurück ins Schlafzimmer. Kakashi lag immer noch genauso da wie eben, seine Augen waren halb offen. Ich legte mich wieder zu ihm, so dass ich ihn ansah, unsere Nasenspitzen berührten sich fast. Mein gesunder Menschenverstand sagte mir, ich sollte etwas wegrücken, doch mein Körper folgte dem nicht. Kakashi lächelte müde.

𝙈𝙞𝙡𝙡𝙞𝙤𝙣 𝙍𝙚𝙖𝙨𝙤𝙣𝙨 {𝙆𝙖𝙠𝙖𝙨𝙝𝙞 𝙃𝙖𝙩𝙖𝙠𝙚 𝙁𝙁}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt