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Die restliche Nacht verlief ruhig. Wir redeten noch etwas, bevor wir abgelöst wurden und brachen die Leute sicher zurück ins Land. Auch der Weg zurück nach Konoha war nicht ereignisreich.

„Sag mal, Yuki?", fragte Sasuke. Wir liefen ungefähr auf gleicher Höhe, ich sah also ein Stück zu ihm runter.

„Hm?", kam von mir nur.

„Kannst du ein bisschen was über deine letzte Mission erzählen?"

„Au ja, bitte!", schloss sich Naruto an und Sakura nickte nur bestätigend, was mich kurz zum auflachen brachte.

„Na gut.", begann ich. Ich erzählte ihnen, dass wir auf der Suche nach zwei abtrünnigen Ninjas waren. Die Mission dauerte fast zwei Wochen, obwohl der erste recht schnell auffindbar und zu besiegen war. Der zweite machte uns jedoch ein wenig Probleme. Er hatte wahrscheinlich Wind davon bekommen, dass wir nach ihm suchten und verstecke sich deshalb ziemlich gut. Als wir ihn fanden, kämpfte er tapfer bis ans Ende, doch wir hatten ihn trotzdem erledigen können.

„Dann sind unsere Missionen sicherlich eine Kleinigkeit für dich. Empfindest du es als nervig uns zu unterstützen?", fragte Sakura. Ich schielte unauffällig zu Kakashi, der schräg vor mir lief. Irgendwas sagte mir, dass er ganz genau zuhörte, auch wenn er es nicht so offensichtlich machte.

„Nein, so empfinde ich nicht. Ich hätte ehrlich gesagt nie gedacht, dass es Spaß machen könnte Genin zu trainieren oder zu unterstützen. Da habe ich mich wohl getäuscht.", lächelte ich. Die drei erkannten an meinem Tonfall, dass ich es ernst meinte. „Trotzdem möchte ich so lange wie möglich bei der ANBU-Einheit bleiben. Das ist einfach meine Bestimmung." Zumindest dachte ich dies. Ich war nie scharf drauf zu lehren oder Hokage zu werden. Ich wollte das Dorf aktiv beschützen und kämpfen, sie brauchten mich doch.

Die Kids fragten mich dieses Mal generell nach Sachen zu mir aus. So nach und nach baute ich zu ihnen eine Bindung auf. Normalerweise ließ ich das nicht mehr so zu, weil ich Angst davor hatte zu Versagen, aber nun war es auch zu spät. Mir war jedoch bewusst, dass sie den Weg des Ninjas eingeschlagen haben und somit oft Gefahren ausgesetzt sein würden. Was im Umkehrschluss auch bedeutete, dass sie hart dafür trainierten auf sich selbst aufzupassen. Das machte die ganze Sache etwas leichter.

Als die drei Genin mich nach meinen Eltern fragten antwortete ich ihnen ehrlich. Natürlich machte es mich traurig an diesen Abend zurück zu denken, aber sie hätten nicht gewollt, dass ich Groll schüre. Wenn ich Itachi jemals begegnen sollte, dann würde er sich wundern. Im besten Fall wird Sasuke dabei sein, so würde ich ihm nichts wegnehmen. Ein paar antworten war er uns beiden aber schuldig.
Beim Exkurs in meine Vergangenheit fiel mir ein, dass ich gar nicht so viel über Kakashi wusste. Dem Thema Eltern wich er kurz angebunden aus. Ich konnte verstehen, dass es Sachen gab über die man nicht sprechen wollte, das war auch sein gutes Recht. Jedoch schien er sich mir gegenüber zu öffnen und fühlte sich vielleicht wohl  genug es mir zu erzählen, wenn ich danach fragen würde.

Wir kamen wieder in Konoha an. Erleichtert atmete ich auf und Kakashi erlaubte den drei Genin nach Hause zu gehen. Sie hatten sich die Ruhe echt verdient. Noch bevor er auch mich wegschicken konnte, erinnerte ich ihn daran, dass wir noch zum Hokage mussten. Wie ich es mir erhofft hatte, sagte er nichts und wir gingen gemeinsam zum Turm. Und zum ersten Mal in meiner Laufbahn als Ninja, ging ich mit Kakashi durch das Gebäude. Er klopfte an der Tür und mit einem dumpfen herein traten wir in das Büro.

„Ah Kakashi, ihr seid - ach du Heiliger! Dass ich das noch erlebe!", schreckte der alte Mann auf, als er mich sah. Unter der Maske schmunzelte ich, er konnte schon ein kleiner Witzbold sein, unser Hokage. „Yuki Takahashi betritt mein Büro durch die Tür! Vielleicht sollte ich sie dein Team öfter unterstützen lassen."

„Ja ja, sparen Sie sich das.", sagte ich verlegen. Wo kamen denn plötzlich diese ganzen Verhaltensweisen her und warum ließ der Gedanke daran, mehr Zeit mir Kakashi zu verbringen mein Herz einen Schlag aussetzen? Ich sollte das alles erstmal zur Seite schieben und mich um das Wohlergehen der vier kümmern.

„Nun gut, dann erzählt mal.", forderte der Hokage mit einem warmen Grinsen. Kakashi fing an ihm zu berichten, ließ meinen kleinen Gefühlsausbruch Haruna gegenüber jedoch aus. Ich war ihm dankbar dafür, weil er so mir die Wahl überließ. Natürlich erzählte ich dem Hokagen von dem Vorfall, nachdem Kakashi fertig war. Auch er war erstaunt und nicht gerade all zu erfreut über mein Verhalten, ich versicherte ihm dann direkt, dass so etwas nicht nochmal vorkommen würde. Er nahm meine Entschuldigung an und würde mich in Schutz nehmen, wenn diesbezüglich noch etwas kommen sollte. Den zweiten Teil sprach er zwar nicht aus, aber so schätzte ich ihn ein.
„Verlässt du den Raum auch wieder durch die Tür oder soll ich das Fenster auf machen?", fragte er dann amüsiert zum Ende unseres Gespräches.

„Schon gut, ich nehme die Tür." Ich verdrehte spielerisch die Augen, auch wenn er es nicht wirklich sah.

„Wer hätte das gedacht.", schweifte der alte Mann dann ab. In Momenten wie diesen wünschte ich, dass ich Gedanken lesen könnte. In seinem Blick lag so viel mehr, als die Belustigung darüber, dass ich dieses Gebäude wie jeder andere Mensch auch betrat und verließ. Sein Blick wanderte kurz zwischen Kakashi und mir. Wir gingen schließlich wieder, waren beide sichtlich müde. Doch irgendetwas war da noch, eine gewisse Spannung, denke ich.

„Weißt du, wir waren zwar lange unterwegs und auch ständig von Leuten umgeben, aber dennoch möchte ich gerade nicht wirklich allein sein.", sagte Kakashi plötzlich, als wir ohne Ziel durch Konoha liefen. Er sah mich nicht an, sondern schien seine eigenen Schritte zu beobachten.

„Kann ich verstehen, komischerweise geht es mir auch so.", antwortete ich ohne zu überlegen. Es stimmte, aber ich hätte nicht gedacht, dass ich es auch tatsächlich aussprechen würde.

„Sollen wir, naja, ich weiß nicht. Zu mir gehen, vielleicht?", stammelte er. Der große Hatake Kakashi stotterte vor sich hin, wer hätte das für möglich gehalten? Ich verlangsamte meine Schritte und er hat es mir gleich. „Nur als Idee, vielleicht -„

„Ja, damit bin ich einverstanden.", unterbrach ihn ihn, um ihn nicht weiter zu verunsichern. Ich hörte förmlich, wie er erleichtert ausatmete. „Ich würde vorher nur gern mein ganzes Gepäck ablegen und vielleicht auch wieder einen Menschen aus mir machen."

„Ja klar, verständlich. Dann komm wann auch immer du bereit bist. Du bist herzlich willkommen." Als er sprach stieg ihm die Röte leicht ins Gesicht.

„Dann bis nachher, Hatake.", sagte ich ruhig und zischte dann ab. Es ist, als würde mein Mund einen ganz eigenen Kopf haben und einfach sein Ding machen, ich hatte nichtmal überlegt bevor ich irgendwas gesagt habe.
In meiner Wohnung angekommen machte ich nervös die Tür hinter mir zu. Jetzt hatte ich endlich wieder klare Gedanken gefasst und machte einen kleinen Plan: Erst den Rucksack ausräumen. Alles, was an Kleidung gereinigt werden muss, kam vorübergehend auf einen kleinen Haufen. Dann säuberte ich tatsächlich erstmal mein Katana und stellte es anschließend fein säuberlich in eine Ecke. Jetzt konnte ich selbst unter die Dusche springen, meine getragenen Sachen fielen mit auf den kleinen Stapel.

Es fühlte sich gut an das warme Wasser über mein Gesicht und meinen Körper fließen zu lassen. Erleichtert atmete ich aus und trocknete mich ab. In meinem Kopf hatte ich auch bereits eine Lösung für mein Masken-Problem. Wir sind bei der ANBU eigentlich dazu verpflichtete unsere Masken rund um die Uhr zu tragen, außer bei Leuten die wir gut kannten oder in unseren eigenen vier Wänden. Also zog ich mir ein langärmliges Shirt an, was eine Art Mundschutz integriert hatte. Quasi das, was Kakashi auch ständig an hatte. Manche würden es Rollkragen nennen, ist ja auch egal. Ich packte eine frische ANBU-Uniform in meinen Rucksack, nur für den Fall. An sich zog ich dann eine graue Hose, die ein kurzes Oberteil in altrosa und einen schönen Cardigan in zwei Grautönen an. Meine langen weißen Haare ließ ich offen, da sie ohnehin noch trocknen mussten. Selbst mit der Gesichtsmaske, die einschließlich meine Nase abdeckte, setzte ich noch meine ANBU-Maske auf. Dann machte ich mich auch schon auf den Weg.



{A/N: Das Bild dient nur zur Darstellung des beschriebenen Outfits, minus der Mund- Nasenbedeckung. :) }

𝙈𝙞𝙡𝙡𝙞𝙤𝙣 𝙍𝙚𝙖𝙨𝙤𝙣𝙨 {𝙆𝙖𝙠𝙖𝙨𝙝𝙞 𝙃𝙖𝙩𝙖𝙠𝙚 𝙁𝙁}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt