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"Schön, dass du zu uns gefunden hast."

Der Mann schüttelt meine Hand und zeigt dann auf eine kleine Kamera. "Also ich werde alles mitfilmen und momentan wird es live auf YouTube und Instagram gestreamt. Danach wird es dann auf YouTube erscheinen."
"Ok klingt gut."
"Du kannst dich da vorne auf den Stuhl setzen. Du siehst wunderschön aus."
"Dankeschön."

Ich setze mich auf den Stuhl. Dana hatte ganze Arbeit geleistet. Meine Haare liegen in dicken Locken auf meinen Schultern und mein Gesicht ist nur dezent geschminkt.

"Hallo Ekaterina. Darf ich dich Kat nennen?"
"Natürlich."
"Du siehst heute wirklich schön aus."
"Danke."

So langsam wurde es unangenehm.

"Ich kann mich gar nicht konzentrieren." Ähm okay. "Okay dann fangen wir mal an. Wie groß bist du Kat?"
"Ich bin 1,73m oder 1,75m irgendwie sowas."
"Und wie viel wiegst du momentan?"
"Ähm, das weiß ich leider gerade nicht. Ich habe mich schon sehr lange nicht mehr gewogen."
"Du warst sehr lange verschwunden. Was hast du in der Zeit so getrieben?"
"Ich habe sehr viel Wasser getrunken, Zeit mit meinem Freund verbracht und einfach mal egoistisch gehandelt."
"Also bist du vergeben?"
"Ja."
"Ist es was frisches?"
"Nein. Wir sind bereits länger zusammen."
"Also sind die Schmetterlinge und die Geilheit alles schon weg?"
"Die Geilheit?" frage ich empört und sehe den Interviewer an. Was zum Fick?
"Ja dieses Gefühl, dass man es immer und überall treiben muss."

Ich starre ihn kurz sprachlos an. Was soll ich darauf antworten?

"Nein eigentlich nicht."
"Was ist denn deine Lieblingsstellung? Und magst du quickies?"
"Was für eine Art Interview ist das?"
"Könntest du die Frage beantworten?"
"Nein. Nein kann ich nicht."
"Ich nehme dieses Interview nicht ernst, da du einfach so schön bist."
"Was hat mein aussehen mit dem Interview zutun?"
"Keine Frau ist so wunderschön und kann schlau sein. Das ist unmöglich."
"Hast du mich gerade dumm genannt?"
"Ok dann nächste Frage. Benutzt du gerne Requisiten im Schlafzimmer?"

Sprachlos sehe ich ihn an. Doch ich fühle keine Wut. Aus irgendeinem Grund fühle ich mich gedemütigt und dreckig. Als wäre ich nichts weiter als eine Wichsvorlage.

"Das Interview ist beendet. Wegen Leuten wie dir habe ich mich 6 Monate lang verkrochen."

Ich stehe auf und beginne damit das Mikrofon zu entfernen.

"Warte ich helfe dir Kat."
"Fass mich bloß nicht an."

Das Mikrofon ist endlich ab und ich stürme aus dem Raum raus. Als ich bei Dana Kroshka abhole, streicht sie mir über den Rücken.

"Ich habe es gesehen. Ich hätte dem Kerl die Löffel lang gezogen. Diese YouTuber denken auch die können sich alles erlauben."
"Danke Dana."

Ich umarme sie und verschwinde dann aus dem Gebäude.

Meine Augen brennen so sehr. Ich wische noch eine Träne weg und Kroshka kuschelt sich an mein Bein.

"Ach hier bist du. Habe dich schon überall gesucht."

Ich höre wie Sebastian ins Zimmer kommt und sich neben mir auf das Bett legt.

"Hey was ist denn los?"
"Wie war dein Tag?"
"Gut. Habe mir einen fetten blauen Fleck zugezogen. Was ist denn los?"

Immer noch an die Wand starrend greife ich hinter mich und ziehe mir seinen Arm über die Hüfte.

"Ich will nicht mehr berühmt sein." sage ich leise und Sebastian zieht mich stumm an sich.
"Du kannst mit mir reden. Ist es wegen dem Interview?"
"Der Typ war so eklig. Er hat mich so eklige Sachen gefragt und mir gesagt, dass ich dumm bin, weil ich ja ach so hübsch bin. Als wäre ich nur ein Objekt zum Vergnügen. Ich habe mich so eklig gefühlt. Wie ein Gegenstand."
"Du weißt, dass du weitaus mehr bist oder? Ai sa treci prin asta, dragă."
"Ich will es nicht einfach wieder abschütteln."
"Wenn du was ändern möchtest, dann tue es. Nutze deine Reichweite."

Ich lasse seine Worte kurz wirken und drehe mich dann in seinem Arm. Sanft streiche ich eine Haarsträhne aus seiner Stirn und er küsst meine Handinnenfläche. Kroshka krabbelt verschlafen zwischen uns und leckt Sebastian einmal träge über die Wange bevor sie weiter schläft.

"Poste etwas bei Instagram oder Facebook. Ist Facebook noch aktuell?"
"Ich glaube nicht." sage ich grinsend und er lacht. "Du bist einfach schon zu alt."
"Gut, dass du genauso alt bist wie ich."
"Danke."
"Wofür?"
"Das du immer für mich da bist."
"Erinnerst du dich an diese Party auf der wir waren? Ich hatte eine Panikattacke, weil es so voll war. Du bist als einzige mit mir raus gegangen und hast dieses Mädchen an den Haaren aus dem Weg gezogen."
"Ja das war nicht okay." sage ich lächelnd.
"Nein das war es nicht." sagt er ernst und lächelt dann. "Seit wir uns kennen, warst du immer da, wenn ich dich gebraucht habe. Auf beinahe niemanden konnte ich mich so sehr verlassen, wie auf dich."
"Ich habe für dich rumänisch gelernt."
"Du wolltest meine Mama beeindrucken."
"Ja das wollte ich."
"Niciodată nu uit să te iubesc."
"Sebastian, ich liebe dich auch."

Er küsst mich sanft und ich muss ungewollt lächeln. "Es klingt so sexy, wenn du rumänisch redest."

Sebastian lacht laut und seine Wangen werden rot.

"Du verträgst immer noch keine Komplimente."
"Nein. Das ist immer noch unangenehm."
"Es wird Zeit, dass du akzeptierst, dass du gut aussiehst und sexy bist und intelligent un-"
"Okay okay hör auf." sagt er lachend und drückt seine Hand auf meinen Mund. Sanft beiße ich rein und er lächelt. "Du bist das Beste was mir jemals passiert ist." sagt er leise und mir steigen die Tränen hoch.
"Hör auf jetzt. Ich habe heute genug geweint."

Mit seinem Daumen streicht er die Träne weg.

"Ich will Eiscreme."
"Soll ich dir welche hoch holen?"
"Wir haben keine hier. Du hast die ganzen Süßigkeiten verbannt."
"Ja ich musste mit mir streng sein."
"Ich habe Kekse im Haus versteckt."

Er lacht. "Ernsthaft?"
"Ja. Ich sage dir nicht wo, sonst plünderst du die. Bleib du mal bei deinen Nüssen."

Wieder lacht er und es ist das schönste Geräusch auf der Welt. Ich liebe es ihn zum lachen zu bringen. Es ist das beste Gefühl für mich.

"Dann lass uns Eiscreme holen." sage ich und setze mich auf.
"Es ist beinahe Mitternacht."
"Na und. Ich will Eiscreme."
"Lass uns schlafen gehen."
"Komm schon."
"Wir werden jetzt kein Eis kaufen."

Hand in Hand gehen wir durch den leeren Laden. "Welche Sorte?"
"Keine Ahnung."
"Willst du Kuchen?"
"Ich will schlafen." sagt er lachend. "Ich hasse dich."
"Du liebst mich. Lass uns jetzt Eis und Kuchen kaufen. Die Dreharbeiten sind vorbei. Jetzt darfst du sündigen. Du hast so hart gearbeitet."
"Lass uns jetzt nach Hause."
"Du willst mich doch nur ausziehen."
"Oh mein Gott."

Er vergräbt lachend das Gesicht in seinen Händen, als wir ein Mädchen bemerken, dass uns die ganze Zeit beobachtet.

"Lass uns gehen." sage ich leise und er nickt.

Wir lassen das Eis liegen, doch sie folgt uns mit ihrem Handy.

"Entschuldigung? Kann ich ein Foto mit euch machen? Mit euch beiden?"
"Natürlich." sagt Sebastian und ich nicke.

Ihre Hände zittern leicht und sie macht gefühlt 10 Fotos.

"Seid ihr zusammen?" fragt sie schüchtern.
"Ja." antworte ich und ziehe Sebastian an seiner Hand weg.

"Bist du bereit dafür?"
"Nach 2 Jahren wird es Zeit."

Wir steigen ins Auto und fahren nach Hause. Zu meinem bedauern ohne Eiscreme.

Actress (Sebastian Stan FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt