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Meine Beine brannten nur noch auf den letzten Metern zu dem Haus. Daher ließ ich mich auch schon direkt auf dem Boden nieder, als wir dieses betraten. Sofort breitete sich die Erschöpfung in meinem Körper aus und müde schloss ich einen Moment die Augen. Daran das hier ein Crank sein könnte dachte ich gerade nicht einmal. Wahrscheinlich, weil ich nicht einmal die Kraft dafür hätte zu fliehen.
"Okay, hier sind keine Cranks. Allerdings sollten wir trotzdem aufpassen, ich übernehme gerne die erste Schicht", sagte Thomas, als er wieder zurück in das Wohnzimmer kam. Erst jetzt öffnete ich meine Augen und blickte ihn an. Auf der Lichtung musste nie jemand wach bleiben und darauf achten, dass niemanden etwas passiert. Aber naja, wir sind eben nicht mehr auf unserer Lichtung.
"Ich kann die zweite Schicht übernehmen", meldete ich mich dann zu Wort. Ich hatte ihnen schon nicht bei Winston geholfen, noch hatte ich Newt gerettet, als er meine Hilfe brauchte. Also war dies das mindeste was ich tun konnte.
"Ich leiste Johanna Gesellschaft", kam es dann von Newt und damit richtete ich meinen Blick auch schon auf den Jungen. Einen Moment lang blickten wir uns einfach nur an, bis ich meinen Blick dann auch schon wieder von ihm abwandte.
"Pfanne und ich können dann die dritte Schicht übernehmen und Aris und Teresa die letzte", meinte Minho dann noch und mit einem nicken betätigte jeder, dass er damit einverstanden ist.

"Oben sind zwei Schlafzimmer und hier unten ist das Sofa. Ich würde trotzdem hier unten zusammen schlafen, dass ist einfach sehr viel sicherer", schlug Thomas vor und wieder nickte jeder nur. Am Anfang ging es mir einwenig auf die Nerven, aber jetzt war es doch ganz gut, dass Thomas alles unter Kontrolle hatte. Zumindest gab er uns ja das Gefühl das es so ist und dieses Gefühl brauchten wir.
Erst jetzt blickte ich mich einmal genauer in dem Raum um, an der Wand befand sich ein Kamin, allerdings ist dieser schon in sich eingefallen. Wahrscheinlich haben an diesem immer die Socken der Kindern an Weihnachten gehangen. Ein kleines Lächeln legte sich auf meine Lippen, bei dem Gedanken an eine normale Welt. In dieser waren die einzigen Sorgen wohl wirklich, was man zur Schule anzieht oder wie man dem einen Jungen sagt das man ihn mag. Aber diese Welt existierte einfach nicht mehr, jetzt mussten wir um unser Leben fürchten und das obwohl wir gerade noch Kinder waren.
Langsam stand ich auf und ging auf eine Wand zu, dort hingen einige schiefe Rahmen und einige lagen auf dem Boden. Das Bild welches direkt vor mir auf dem Boden lag, ergriff ich und strich einmal den groben Dreck von diesem. Sofort lächelten mich drei Gesichter an. Eine Frau, ein Mann und ein kleines Mädchen. Sie hielt die Hände ihrer Eltern fest und hatte ein aufrichtiges Lächeln auf den Lippen. Nur ist für sie bereits der Tag gekommen, an dem ihr strahlendes Lächeln erloschen ist.

"Du solltest dich ausruhen, Thomas weckt uns, wenn wir dran sind", kam es von Newt welcher hinter mir stand. Das er auf mich zugekommen ist, hatte ich überhaupt nicht gemerkt.
"Ist gut, ich lege mich sofort hin", erwiderte ich auf seine Worte hin und drehte mich zu ihm um. Kurz schenkte ich ihm ein kleines Lächeln, bevor ich auch schon an ihm vorbei ging, um mich zu den anderen zu legen.
Das Bild der kleinen Familie nahm ich aus den Rahmen und blickte es wieder einen Moment lang an.
"Ich halte euch in Erinnerung", flüsterte ich leise, bevor ich das Bild falten tat und in meine Jackentasche steckte. Keine Ahnung wieso, aber ich wollte das sich jemand an die Familie erinnert. Man sollte sich an jede Person auf dieser Welt erinnern.
Mit diesem Gedanken schloss ich meine Augen und fiel dann auch schon in einen unruhigen Schlaf.

"Johanna, Johanna wach auf", flüsterte eine Stimme während leicht an meinem Körper gerüttelt wurde. Langsam öffnete ich meine Augen und blickte dann Thomas direkt an. Stimmt ja, jetzt waren Newt und ich dran.
"Ich bin wach, ich bin wach", murmelte ich und setzte mich dann auch schon langsam auf. Mit meinen Händen wischte ich mir den letzten Schlaf aus den Augen und stand dann auch schon auf.
"Gute Nacht Thomas", sagte ich noch zu dem Jungen, welcher sich auch schon hinlegte. Dann verließ ich das kleine Haus, denn draußen auf der Veranda saß schon Newt. Er saß da auf den Treppenstufen und blickte in den Sternenhimmel. Einwenig erinnerte mich das an die Lichtung. Wie wir immer unter unserem Baum gesessen haben und in die Sterne blickten.
"Hey", flüsterte ich leise als ich mich dann auch schon neben ihm niederließ.
"Hey", kam es ebenfalls von ihm, wobei er in einem normalen Tonfall sprach. Scheinbar war er davon überzeugt, dass wir die anderen nicht wecken würden, wenn wir in normaler Lautstärke sprechen.

Nach dieser kleinen Begrüßung schwiegen wir uns beide aber sowieso erstmal nur an und blickten in den Himmel. Ob vielleicht jeder Stern für ein Menschen stand? Einen Menschen, welcher sein Leben auf der Erde zuende gelebt hat und jetzt dort oben lebt? Ein schöner Gedanke ist das defenetiv, dann wären da oben Chuck, Alby, Winston, dieses kleine Mädchen und irgendwann auch wir.
"Deine Entscheidung war stark Newt", beendete ich dann die Stille und blickte ihn von der Seite an. Sein Blick war noch immer in den Himmel gereichtet, aber durch den Mondschein konnte ich ihn ziemlich gut erkennen. Daher sah ich auch dieses Schlucken, als diese Worte über meine Lippen kamen.
"Ich weiß, ich weiß das es richtig war, aber ich vermisse ihn", kam es dann über seine Lippen und dann richtete sich sein Blick auf mich. So viel Schmerz konnte ich in seinen Augen sehen, die warmen, liebevollen Augen von Newt waren nur noch voller Schmerz.
"Ich weiß, aber sieh in die Sterne Newt. Wohlmöglich ist Winston jetzt einer von diesen genauso wie Chuck, Alby und all die anderen, die wir schon verloren haben. Sie leuchten da oben und werden uns den Weg zeigen. Sie werden immer an unserer Seite sein, auch wenn wir sie nicht sehen. Und irgendwann werden wir dann an ihrer Seite leuchten, als Familie."

Maze Runner  - Run for freedom Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt