Kapitel 8

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Kapitel 8


Manus Sicht:

Es war schon ein wenig komisch. Einerseits waren mir viele Dinge so bekannt wie beispielsweise die Wohnung und meine liebevolle Mutter, andererseits war mir auch Vieles fremd.
Wer war denn dieser junge Mann, der sich die ganze Zeit in meiner Nähe befand und sich um mich kümmerte?
Er sagte er sei einer meiner besten Freunde, aber warum ist er dann stetig hier?
Und warum fühlte ich mich bei ihm so wohl, obwohl er mir fremd ist? Sollte ich nicht eigentlich zurückhaltend und distanziert sein? 
Sollte… sollte… 
Es schien eine besondere Verbindung zwischen uns zu herrschen. Vielleicht ist es so auch einfacher für ihn…

„Täddl von GLPäddl, wo bist du gerade?“, war das meine Stimme? Ich war mir nicht ganz sicher. Darauf meldete sich auch schon eine furchtbar tiefe Stimme zu Wort. Diese Stimme war wirklich unverwechselbar. Verwirrt und trotzdem wissend blickte ich von dem Bildschirm zu Taddl, dann wieder auf meinen PC. Täddl. Irgendetwas bereitete mir eine Gänsehaut. Es war wie ein Déjà-vu, welches sich mehrmals in meinem Kopf in Form eines Hallens wiederholte. Täddl von GLPäddl.
Ja, das habe ich definitiv nicht zum ersten Mal gehört, doch irgendwie schon. Ach, ich bin verwirrt. Und irgendwie… bin ich glücklich. Ich bin so unglaublich fröhlich. Die Tatsache, dass Taddl anscheinend wichtig für meine Erinnerung war und auch wichtig für mich war. War…
Nein, er ist mir wichtig. Dessen bin ich mir bewusst.
Ich merkte gar nicht, dass ich ihn angrinste und er es mir gleich tat, bis ich mich wieder auf meine Umgebung konzentrierte.
Ja, Taddl ist mir wichtig. Mit diesem Gedanken umarmte ich ihn wie gesteuert. Presste seinen Körper an meinen und wiederholte den Satz immer und immer wieder in meinem Kopf.
Nach einiger Zeit erwiderte er die Umarmung, indem er seine Arme auf meinen Rücken legte und ebenfalls leichten Druck aufbrachte.
Minuten vergingen, bis wir uns endlich, oder leider, voneinander lösten. Es war angenehm.
„Was ist los?“, brach die tiefe Stimme die Stille.
Meine Augen sahen nun zu ihm hoch: „Was soll los sein?“
„Ja, weiß nicht. Vielleicht erinnerst du dich an mich oder so. Ich meine… du hast mich umarmt.“, erklärte er dann unsicher. Er war ein wenig nervös, dies sah man ihm an.
„Darf ich dich nicht umarmen?“, meinte ich gespielt beleidigt. Thaddeus lachte nur und wuschelte mir meine Haare durcheinander.
„W-wie… lange bist du denn hier? Oder, warum bist du eigentlich hier?“, fragte ich erst vorsichtig.
„Ich bleibe nur bis morgen. Ich habe dir ja gesagt, dass ich aus Köln hierhergekommen bin. Du… hast dich mir zum ersten Mal gezeigt.“
Verwirrt zog ich eine Augenbraue in die Höhe: „Wie jetzt?“
„Na ja. Wir haben uns ja durch das Internet kennengelernt, doch du wolltest mir…oder eher uns allen dein Gesicht nicht zeigen. Bis ich dann erbärmlich bettelte bei dir zu übernachten“, er grinste zum Schluss provokativ.
„Heißt das, du kommst öfter zu mir?“
Ein überraschter Blick seinerseits machte mich erst ein wenig verlegen, bis er dann glücklich nickte: „Klar! Du bist doch mein Manu!“
„Dein Manu?“, lautes Lachen meinerseits.
„Jaa“, rief er mit verstellter Stimme, „Mein Mänuel!“
„Okay, Tuddl!“, ich mit ebenfalls verstellter Stimme, die mir überraschenderweise nicht schwer fiel.

Die Nacht brach an und das Licht hatten wir auch schon seit ein paar Minuten oder sogar Stunden ausgeschaltet. Taddl lag neben meinem Bett auf einer Matratze und ich versuchte vergeblich in einen Schlaf zu fallen.
Nach dem vergeblichen Versuch meine Augen geschlossen zu halten, um doch irgendwann vor Langeweile einzuschlafen, seufzte ich leise und drehte mich auf meine Seite. Nun hatte ich einen echt schönen Ausblick. Von hier aus konnte man Thaddeus‘ friedliches Gesicht perfekt beobachten. Es beruhigte mich, jedoch war es zu interessant, als dass ich eventuell doch einschlafen könnte.
Plötzlich öffnete der angeblich Schlafende ebenfalls seine Augen. Natürlich schreckte ich zusammen, kniff die Augen zu und stellte mich totaaaal unauffällig schlafend.
Lange Zeit der Stille, doch dies wurde dann doch unterbrochen: „Manu…?“, flüsterte er leise mit skeptischer Stimme.
Ich musste erst ein wenig Mut zusammenkratzen und nuschelte anschließend ein leises „Ja?“ in meine Decke.
„Was ist los?“, hörte ich Taddl sprechen, während er sich anscheinend aufsetzte.
„Ich… kann irgendwie nicht einschlafen“
„Ja, ich auch nicht.“, lachte der Blonde leise.
Schließlich öffnete ich doch meine Augen und sah, dass Taddl sich im Schneidersitz zu mir gerichtet hatte.
„Und was machen wir jetzt“, brachte ich leider mehr zurückhaltend als es klingen sollte hervor.
„Weiß nicht. Ich kann dir eine Geschichte erzählen“
Lautes Lachen.
„Ja, Täddl! Erzähl mir was!“
Grinsend stand dieser dann auch auf und setzte sich an die Kante meines Bettes. Dann schob der YouTuber mich ein wenig mehr in die Mitte der Matratze und deckte mich ordentlich zu, bevor er sich zu mir drehte: „Also, mein kleiner Manuel…“
„Ja, Mama? Wie heißt denn die Geschichte?“, fragte ich mit verstellte Stimme nach.
„Ist das gerade dein ernst? Mir fällt keine Geschichte ein, sorry“, brach die Ersatzmutter in Lachen aus.
„Schade“, lachte ich auch und schaute ihm in seine Augen. Diese Seelenspiegel sind wirklich besonders. Sie sind mir schon vorher aufgefallen, aber nun, wenn sie von dem geringen Licht des Mondes bestrahlt werden, sehen sie noch um einiges prachtvoller aus. Lange musste ich einfach nur den Glanz seiner Augen betrachtet haben, denn er räusperte sich, was die Stimmung nicht gerade auflockerte. Dezent errötet schaute ich dann zur Seite auf die dünne Matratze auf dem Boden.
„Ist die Matratze dir vielleicht nicht gemütlich genug?“, schoss es aus mir heraus.
Verwundert über den plötzlichen Themenwechsel zog der Jüngere die Augenbrauen zusammen, so wie er es oft tat, und schaute erst auf die Matratze, bevor er wieder mich anblickte.
„Na ja. Dein Bett ist bestimmt um einiges bequemer!“, spaßte er, doch ich nahm es dummerweise ernst. Dummer- oder eher peinlicherweise (auch wenn es kein Wort ist xD), denn ich rutschte an den Rand und deutete ihm sich neben mich zu legen.

Irgendwann schienen wir beide eingeschlafen zu sein, da Thaddeus am nächsten Morgen laut schnarchend neben mir lag. Ich würde ja gerne sagen er sieht friedlich, süß oder sonst was aus, wenn er schläft, aber leider sieht es einfach nur witzig aus. Angestrengt lachte ich lautlos, stand vorsichtig auf und ging duschen.

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