Kapitel 5

1.4K 75 3
                                    

Kapitel 5


Manus Sicht: [Zur Zeit des Geständnisses]

 

„Manu, bitte… bitte tu mir nichts Unüberlegtes an“, flüsterte er mit starkem Zittern in der Stimme. Was meinte er? Was sollte ich ihm antun können? Ich schenkte ihm nun meine volle Aufmerksamkeit, wurde meine Neugierde nun auch geweckt.
„Ich… mag dich. Aber, nein, ich mag dich sehr. Ich mag dich zu viel… ich… bitte hass‘ mich jetzt nicht. Ich möchte nur, dass du es weißt!“, stammelte er und ich…
Hieß das, dass… Taddl mich… ? Mit etwas geweiteten Augen starrte ich auf einen Punkt in der Luft. Plötzlich wurde ich von einem leisen, kurzen Schluchzen wieder in die Realität geholt. Thaddeus. Er weinte.
„Taddl, alles okay?“
Doch er reagierte nicht. Er fixierte etwas. War in Gedanken und weinte still. Also legte ich ihm eine Hand auf die Schulter und begann ihn sanft wieder zurück auf die Erde zu holen. Sofort zuckte er zusammen, schaute mich erschrocken und gleichzeitig verwirrt an. Es tat mir im Herzen weh ihn so leiden zu sehen. „Taddl…“, hauchte ich ihm etwas erleichtert zu, da ich bemerkte, dass er wieder ansprechbar ist. Darauf blickte er mir nur tief, unheimlich tief in die Augen.
Etwas nervös sog ich die Luft ein: „Taddl, ich… weiß nicht genau was ich sagen soll…“
In dem Moment, in welchem ich dies aussprach, fiel mir erst ein, dass er, Taddl, in mich verliebt war. Taddl… mein bester Freund. Durch diese Erkenntnis, schaute ich an ihm vorbei. Ich konnte ihm nicht mehr in die Augen schauen. Meinem besten Freund.

Wird das unsere Freundschaft zerstören? Können wir denn so noch weiterleben…also ohne Veränderung? Ich muss leider gestehen, dass ich, glaube ich zumindest, nichts empfinde. Muss ich ihm das sagen? Ja. Werde ich es tun…?

Als ich darüber nachdachte, merkte ich nicht wie Thaddeus nach mir rief. Ich war einfach zu tief in meinen eigenen Gedanken verloren.
Und ebenso gedankenverloren wie ich dort saß, bewegte sich mein Körper von selbst. Meine Beine hoben mich von der Bank und stapften unsicher einfach weg.
Ich muss hier weg.
Ich muss weg von Taddl.
Ich muss nachdenken.

Dunkelheit. Ich war umgeben von kaltem Schwarz.
Wo war ich?
Und vor allem wer war ich?

Sichtwechsel: Taddl

Etwas erschöpft rieb ich mir meine Augen. Gott, brannten sie. So beschloss ich erst das Badezimmer aufzusuchen, um mir meine roten Augen ein wenig auszuwaschen. Darauf putzte ich mir gründlich meine Zähne, wollte ich doch das Gespräch hinauszögern, nach welchem sich mein Herz andererseits auch sehnte. Mit einem genervten Brummen spuckte ich die Zahnpasta unachtsam ins Waschbecken. Ich hasste Kompliziertes!

Langsam schlich ich durch den Flur, schaute noch schnell auf die Uhr, welche mir zeigte, dass es wohl 9:00Uhr morgens ist und tapste weiter in Richtung Schlafzimmer. Manuels Schlafzimmer.

Lange stand ich vor der Tür… wie beim ersten Mal auch. Unentschlossen trat ich von einem Fuß auf den Anderen, rieb meine Hände aneinander, atmete tief durch und betrachtete die Türklinke. Irgendwann entschied ich mich doch hinein zu gehen. Dabei schwebte meine rechte Hand zittrig zur kalten Metallklinke und griff darauf kräftig nach ihr. Diesmal wurde die Tür nicht plötzlich von selbst geöffnet, denn ich drückte diese auf und stand dann etwas verarscht auf der Schwelle.
Manuel war nicht da. Sofort packte mich ein wenig Wut und trieb mich durch die ganze Wohnung. Ich schaute wirklich überall. Sowohl in der Küche, als auch im Wohnzimmer, in welchem ich eh schon aufgewacht bin. Sogar in der Abstellkammer schaute ich nach, jedoch war der liebe Manu nirgends aufzufinden.
Auf einmal hörte ich wie eine Tür ins Schloss fiel. Hoffnungsvoll rannte ich in den Flur, fand aber nur seine Mutter auf, welche mich erst liebevoll und dann fragend ansah.
„Guten Morgen! Wo ist denn Manuel?“
Etwas nervös antwortete ich: „Na ja. Ich habe ihn gestern Abend verloren und er ist nicht mehr zurückgekommen wie es scheint…“

Etwas skeptisch schaute sie mich erst an, bis ihr Gesicht dann einen panischen Ausdruck erhielt. Ihre Gedanken waren wahrscheinlich gerade ‚Mein Sohn ist verschwunden‘ oder so in etwa. Tanja bewegte sich schnellen Schrittes ins Wohnzimmer, griff hektisch nach dem Telephon und rief jemanden an. Ich tippe mal darauf, dass sie Manuel anrief. Einige Sekunden schaute ich zu wie sie mit dem Hörer an ihrem Ohr stumm auf ihrer Unterlippe herumkaute. Dann legte sie auf, murmelte etwas zu sich selbst und gab nochmal eine Nummer ein. Wieder wartete sie, bis die besorgte Mutter plötzlich anfing zu reden: „Herrgott! Manuel, endlich gehst du ran. Wo zum Teufel steckst du?“, rief sie streng, jedoch hörte ich schwach den erleichtert zitternden Unterton in ihrer Stimme.
„Wie? Was meinst du damit? Manuel, spiel keine Spielchen mit mir! Ich habe mir doch Sorgen gemacht, mein Sohn…“
Panik. Diese Panik, welche Manus Mutter nun ausstrahlte machte sich nun auch bei mir breit. Was zum Henker ist denn passiert? Wo ist Manu? Und warum ist er nicht zurückgekommen?

Who are you?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt