Kapitel 3

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Kapitel 3


Manus Sicht:


„Mama, hast du--“, rief ich, bevor ich mit dem Kopf an etwas stieß, stolperte und weich landete. „Autsch…“, hörte ich dann unter mir. Erschrocken drückte ich mich und meinen Kopf mit meinen Händen vom Boden. Oder nein… von Taddls Brust. Und so lagen wir beide vor meinem Zimmer auf dem Boden. Schauten uns tief in die Augen. Taddls wunderschöne, blaue Augen. Ich verlor mich in ihnen, vergaß Zeit und Situation und war einfach gefangen. Meiner Matratze schien es nicht anders zu gehen, denn er starrte mir genauso an. Moment! Augenblicklich hielt ich mir eine Hand vors Gesicht, da ich merkte, dass er nun mein Gesicht sah. Ich war vollkommen unvorbereitet und errötete selbstverständlich…wie peinlich.
„Ja, was ist, Manuel?“, fragte meine Mutter ruhig, während sie uns belustigt ansah. Nun sah ich durch die Lücken meiner Finger, dass auch Taddl rot wurde und stand schnell auf.
„Äh… hab’s vergessen! Wir sind im Zimmer!“, sagte ich schnell, half dem blauäugigen beim Aufstehen und zog in ohne Vorwarnung ins Zimmer.
„Warte, meine Tasche“, lachte dieser. „Och, man Taddl! Was kannst du eigentlich?!“
„Du bist doch derjenige, der total übertrieben reagiert“, erwiderte er lächelnd.
„Hmpf“
Der jüngere schaute mich an und setzte zum Sprechen an: „Nette Begrüßung übrigens“.
Immer noch versuchte ich mein Gesicht so oft wie möglich aus seinem Blick zu halten. „Ja, sorry. Ich konnte ja nicht wissen, dass Herr Tjarks sich genau vor meiner Türe befindet“, lachte ich nur und versuchte unauffällig herüber zuschauen. Ich musste leider feststellen, dass er mich die ganze Zeit über durchdringlich beäugt. Und dies tat er wahrscheinlich schon die ganze Zeit. Ich hasse es.


Während ich in meinen Gedanken war, schlich er sich auch schon von hinten an mich ran.
„Wah!“ Ich erschrak als er plötzlich sein Arme um mich schlang und in meine Schulter, „Endlich treffen wir uns mal, Manulein“, murmelte. Instinktiv drückte ich ihn weg. „Taddl, du Schwuchtel! Du hast mich zu Tode erschreckt!“, schrie und lachte ich einerseits. Auf einmal änderte sich sein ruhiger, glücklich aussehender Blick in einen verletzten Gesichtsausdruck. Dieser Moment, in welchem er so aussah, dauerte bestimmt nur eine halbe Sekunde an, aber ich sah es ganz genau. Darauf lächelte er mich sofort wieder an und kicherte. Oder zumindest versuchte er es.
„Tut mir leid.“, nuschelte ich.
„Wofür entschuldigst du dich, Manu?“
„Hast du Hunger?“, wechselte ich das Thema.

„Was machen wir jetzt?“
Satt und gelangweilt saßen wir in meinem Zimmer. Der eine auf dem Boden und mit einem Papierknäul spielend, der andere auf dem Bett.
„Ich weiß nicht. Ich muss gleich noch eine Folge hochladen“, antwortete ich. Dabei ließ ich mich auf mein Bett fallen, um dann an die Decke zu starren. „Hm“, konnte ich als Antwort vernehmen.

„Warum…“, setzte ich an und versuchte dabei im liegen Blickkontakt aufzunehmen, „Warum wolltest du denn jetzt unbedingt bei mir übernachten?“
Ungewollt bildete mein Gesicht einen Hauch von Skepsis. Langsam sah man leichte Röte auf dem Gesicht des Jüngeren, bevor er seine Gesicht ein wenig zu Seite drehte und anfing zu sprechen: „Na ja, ich weiß auch nicht so Recht. Ich hatte einfach mal so ein Verlangen dich zu sehen.“
„…Frag‘ mich nicht warum!“, fügte er noch schnell hinzu und warf das Papierknäul nervös von der einen Hand in die andere.
Amüsiert stand ich nun auch auf, tätschelte Taddl den Kopf und fuhr meinen Computer hoch.
„Dauert nicht lang. Muss das Video nur noch hochladen.“
Nun stand der Blauäugige auch auf, um sich dann mit dem Kopf an der Rückenlehne meines Bürostuhls anzulehnen.
„Oh, ich hol‘ dir grad‘ einen Stuhl.“ „Ach nee, geht schon!“, versicherte er mir.
„Willst du vielleicht auf meinem Schoß sitzen?“, fragte ich darauf mehr sarkastisch als ernst. „Jaa!“, rief Taddl dann aber in seiner behinderten Stimme. Zu meiner Überraschung muss ich sagen. Und das meinte er ernst! Er ließ sein Gewicht einfach auf meinen Schoß fallen.
„Hn“, entkam es mir. Er war jedoch leichter als ich erwartet hatte. „Bin ich zu schwer?“, nahm bei dieser Frage auch schon ein wenig Gewicht von mir.
„Nein, nein, ich war nur überrascht.“, lachte ich. Oh man… irgendwie ist das ganze hier ziemlich schwul.

Nachdem ich mein Video endlich hochgeladen hatte, was bei meiner Internetleitung echt lange dauert, hat Thaddeus mich schlussendlich dazu überredet mal raus zu gehen. Er meinte ich solle ihm Essen zeigen. Haha.

Wir sind einfach ein wenig im Abendrot herumgeirrt und haben uns dann auf einer Parkbank an einem Teich hingesetzt. Damn, Klischee!

Der Mond fing inzwischen an hell zu leuchten und auf dem fast tiefschwarzen Himmel war leider, oder war es doch gut, keine Sterne zu sehen. Ich schenkte meine Aufmerksamkeit selten der Natur. Damals wusste ich so etwas noch nicht zu schätzen. Nun weiß ich, dass mindestens die Erinnerungen daran mir Gold wert sind.

Der Moment als Taddl sich dann zu mir drehte…mit dem schönsten und trotzdem unsicheren Lächeln auf den Lippen. Mir tief in die Augen sah, so wie wir es schon einmal taten. Tief Luft holte, um mir es zu erzählen…

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