Kapitel 7
Taddls Sicht:Aufmerksam beobachtete ich wie Tanja die Stirn ihres Sohnes sanft berührte.
„Er ist heiß“, nuschelte sie konzentriert, „aber ich denke nicht, dass es nur sein Fieber ist“. Sie fing an in dem Erste-Hilfe-Täschchen zu kramen und holte dann ein Thermometer heraus, welches sie ihm dann in den Mund steckte.
Lange sah ich den bewusstlosen Manuel einfach nur an. Plötzlich fingen seine Lider an zu zucken. Dann öffnete er seine Augen für den Bruchteil einer Sekunde. Ich sah dieses sanfte Grün seiner Augen kurz aufblitzen, bevor er sie wieder zusammenkniff.
Auf einmal fing der Thermometer an zu piepen und die Mutter zog das Teil vorsichtig aus Manus Mund heraus.
„39,3… Das ist nicht gut.“
Bedrückt stand sie schließlich auf, erklärte mir, dass sie in die Küche ginge und ich sie ruhig fragen soll, wenn ich etwas brauche, und ging.Sofort setzte ich mich ein wenig näher an Manus Kopf und strich im die dunklen Haarsträhnen aus dem blassen Gesicht. Bei diesem Anblick muss man einfach lächeln. Es geht nicht anders.
Nun öffnet Manuel vollends seine Lider und schaut mir müde in mein strahlendes Gesicht. Ich musste echt beschissen aussehen bzw. grinsen wie der letzte Depp.
Ich weiß nicht, ob ich es mir nur vorstellte, aber es bildete sich auch auf Manuels Lippen ein sanftes Lächeln.
Langsam öffnete er seinen Mund, wollte scheinbar etwas sagen, jedoch kam nur ein krankes Krächzen heraus, worauf er dann auch anfing zu husten.
„Naa? Wie geht es dir?“
Der Angesprochene schaute mich nur verdutzt an und hob seine Hand an seinen Kopf.
„Hast du Kopfschmerzen?“, hakte ich dann weiter nach.
Vorsichtig nickte er, brach dabei den Blickkontakt nicht ab. Plötzlich fing er an sich mit seinen Armen hochzupressen, um sich wahrscheinlich auszusetzen.
„Nana“, ich drückte ihn wieder zurück in das weiche Sofa, „Schön liegen bleiben! Schwester Taddl kümmert sich um dich.“
„Aber ich--“ „Kein aber!“, unterbrach ich ihn. Wieder setzte er zu Sprechen an: „Aber ich muss mal ins Bad…“, er grinste mir entgegen und ich musste verlegen wegschauen.
„Okay. Überredet.“
Ein kurzes Kichern entkam dem Älteren und er versuchte erneut sich aufzusetzen. Kurzer Hand half ich ihm, indem ich seinen Arm zu mir hochzog.Angelehnt warte ich vor dem Badezimmer und schaue mir wieder die Bilder an den Wänden der Wohnung an. Der auf der Toilette sitzende Junge hat es selbstverständlich nicht geschafft allein ins Badezimmer zu gelangen, weshalb ich ja auch warten muss, bis er sein Geschäft verrichtet hat.
*Klick* Die Tür öffnet sich und Manuel schleift seinen Körper aus dem hellen Raum.
„Danke…“, flüstert er, als ich ihm wieder unter die Arme greife.
„Kein Problem. Dafür sind Freunde doch da.“
Er schaut mich nun an und obwohl ich ihm ein liebevolles Lächeln entgegne, bleibt seine ernste, bedrückte Miene erhalten. Dann schaut er wieder auf den Fliesenboden: „Ich…wer…Wer bist du eigentlich?“Autsch.
Das Ziehen in meiner Brust tauchte ganz plötzlich und kurz auf. Es verebbte auch erst langsam wieder. Jedoch versuchte ich mir nichts anmerken zu lassen.
„Ich bin Taddl… Einer deiner besten Freunde, denke ich.“, ich setzte wieder ein freundliches Gesicht auf, „Hast…Hast du vielleicht deine Erinnerung verloren? Also dein Gedächtnis?“
Meine Stimmlage war ruhig und ein wenig zittrig. Dann schaute ich wieder neben mich.
Manuel betrachtete immer noch den Boden unter uns und schien zu überlegen.
„Ja, scheint so.“, antwortete er plötzlich und bestimmt, „Es tut mir Leid.“
Überrascht riss ich die Augen auf. „Warum entschuldigst du dich?“, flossen mir meine Gedanken aus dem Mund. „Ich…weiß nicht. Willst du…mir helfen?“, die letzten Worte sprach er langsam und vorsichtig aus, während er meine Reaktion darauf genau beobachtete.
Erst hob ich meine Augenbrauen, überlegte, ob ich dazu überhaupt im Stande bin und nickte dann langsam. „Klar. Ich versuche zu tun, was ich kann.“, versicherte ich enthusiastisch.
Er wusste also nichts von gestern. Wusste nichts von meinen Gefühlen. Ich war mir nicht ganz sicher, ob ich diese Tatsache als gut oder schlecht auffassen sollte. Fakt war, dass ich mich wohl nie wieder trauen würde dieses Geständnis zu wiederholen. Leider, werde ich wohl auch die Erklärung für seine Reaktion zu dieser Zeit niemals erfahren, aber vielleicht ist es auch besser, wenn er von nichts mehr weiß und ich einen Neuanfang starten kann. Dann werde ich ihn zumindest nicht als Kumpel verlieren…denn das würde ich echt nicht überleben. Einfach so tun als wäre nichts geschehen. Einfach vergessen, auch wenn es leichter gesagt ist als getan…
„Also… weißt du auch nicht warum du nichts mehr weißt, ja?“
Wir haben uns schon in sein Zimmer gesellt, nachdem wir Tanja Bescheid sagten, dass es ihrem Sohn wohl besser gehe. Obwohl sie meinte, er solle unbedingt mal ins Krankenhaus, hat er sich gewehrt wie er es wohl sonst auch getan hätte. Vielleicht hat er ja noch Erinnerungen an seine Mutter und Geschwister. Jedenfalls hat er es sich wieder mal auf seinem Bürostuhl gemütlich gemacht und ich sitze ihm auf dem Bett gegenüber.
„Nein. Ich weiß nur, dass ich heute Morgen auf der Straße zu mir gekommen bin…“
Konzentriert zog ich die Brauen zusammen. Es könnte wirklich alles sein. Drogen. Ein Schlag auf den Hinterkopf. Alles.
Und da er leider seine sture, dickköpfige Art behalten hat, können wir ihn nicht von einem Arzt untersuchen lassen.
„Was weißt du denn noch alles?“, hakte ich dann weiter nach.
„Vieles. Ich kenne meine Familie, meine Schulzeit habe ich auch noch in Erinnerung und natürlich meine Zukunft!“
„Hm. Okay, alles kla— Warte, was?“, ich musste schmunzeln und schaute mein Gegenüber belustigt an. Dieser brach auch sogleich in Lachen aus.
„Och, Manu, jetzt bleib‘ doch einmal ernst!“, prustete ich ihm genauso ernst entgegen.
„Ach papperlapapp! Hab‘ mal Spaß im Leben!“ Grinsend drehte er sich einmal mit seinem Stuhl und kam genau vor meinem Gesicht wieder zum Stehen.
„Okay. Auf was hast du jetzt gerade Bock?“
„Hmm…“, wieder drehte er sich, blieb aber mit dem Blick an seinem PC hängen, „Zocken!“
„Das ist mein, Manuel!“, lachte ich, stand auf und klopfte ihm auf die Schulter.
„Taddl?“, er sprach es so aus wie immer. Ich konnte einfach nicht glauben, dass er sich nicht an mich erinnern kann. Es ist unmöglich. Tut er vielleicht nur so? Nein. Nein, das traue ich ihm nun wirklich nicht zu.
„Hallo? Erde an Taddl~“
„Hm? Was?“, schreckte ich aus meinen Gedanken.
„Wohnst du eigentlich hier? Oder warum warst du eigentlich sofort zur Stelle?“, erwartend schaute er zu mir hoch.
„Öhm. Na ja ich wohne eigentlich in Köln. Wir haben uns durch das Internet…“, ich wurde langsamer und schaute zu ihm herunter, „…auf YouTube kennengelernt.“
Manuel Augen weiteten sich und er wiederholte noch einmal meine letzten Worte. Darauf schien er ein wenig abwesend, war wahrscheinlich in Gedanken. Sofort kam mir eine Idee.
„Genau! YouTube!“, rief ich laut.
Ein wenig zuckte er auf dem Stuhl zusammen und schaute mir neugierig zu, als ich anfing seinen Rechner hochzufahren.„Nehmen wir einfach die neuste Folge!“, ich klickte auf eine Folge TTT von GermanLetsPlay. Sofort waren auch viele Stimmen auf einmal zu hören wie sie entweder total durcheinander sprachen oder doch geordnet mit einander kommunizierten. Auch meine tiefe Stimme meldete sich nach einigen Sekunden, nachdem Manuel in dem Video „Täddl von GLPäddl, wo bist du gerade?“, gerufen hat. In diesem Moment sah ich, dass sich sein Mund leicht öffnete und er mich und den Bildschirm abwechselnd ansah. Nach ein wenig hin und her grinste er auf einmal sein schönstes Lächeln seit langem. Ich weiß nicht was ihn packte, aber er schien glücklich. Genau in diesem Moment hätte ich nichts lieber getan als ihn liebevoll in den Arm zu nehmen.
Und als hätte er meine Gedanken gelesen, schlang er seine Arme um meinen Oberkörper und presste diesen feste an seinen.

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Who are you?
FanficDer liebe Thaddeus bettelt GermanLetsPlay, den maskierten LetsPlayer, an, ihn ein Wochenende bei ihm schlafen zu lassen. Schließlich lässt sich Manuel doch breittreten, doch er ahnte ja noch nicht, was an diesem Wochenende alles passiert. Es endet a...