29. Die Sache mit der Hoffnung

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Alicia und ich verbringen noch den ganzen Abend zusammen. Joe holt mich erst kurz nach Mitternacht ab. Zuhause mache ich mich schnell fertig und gehe auch schon schlafen, denn morgen ist wieder Schule.

Am nächsten Morgen mache ich mich im Bad wie immer fertig und frühstücke mit meinen Brüdern. Wir reden ein bisschen über den gestrigen Abend, aber sonst sind wir eher ruhig beim Frühstück. Es ist ja auch noch früh. Bevor wir losfahren, packe ich mir noch ein Paket Taschentücher ein. Ich werde Hailey, Dan und Alex heute auch erzählen, dass ich am Samstag wegziehe. Und da vermute ich, dass zumindest ich noch einmal Taschentücher brauchen könnte.

Wir treffen uns als Clique vor der Schule auf dem Schulhof. Ich habe lange hin und her überlegt, ob ich vor der Schule mit den Anderen spreche oder erst danach. Mit Alicia habe ich dann entschieden es vor der Schule zu machen, da sie mich sehr wahrscheinlich nach dem Wochenende fragen werden. Von Alicia weiß ich auch, dass sie den Anderen von der Entführung erzählt hat. Also alles was sie auch wusste. Als alle da sind, ist es soweit. Wie Alicia und ich vermutet haben, fragt Hailey mich nach meinem Wochenende.

"Mein Wochenende war wirklich toll. Es war so schön meine Mama wiederzusehen und zu sehen, dass es ihr besser geht. Und es war auch toll meine Mädels wiederzusehen und auch wieder mal in London zu sein. Aber dadurch, dass es meiner Mama besser geht und ich sie sehr vermisse, haben wir uns entschieden, dass ich nächste Woche zurück nach London ziehen werde", antworte ich schnell und merke wie der Kloß in meinem Hals wiederkehrt. Die anderen Drei schauen mich überrascht an. "Ich weiß, das kommt sehr plötzlich, aber ich vermisse meine Mama sehr und die ganze Sache mit den Gangs überfordert mich einfach. Aber ich weiß jetzt schon, dass ich euch alle unfassbar vermissen werde. Und deshalb müsst ihr mir jetzt schon versprechen, dass ihr mich sobald es geht in London besuchen kommt!"

"Ja, dass kommt wirklich plötzlich", sagt Hailey. Sie hat wie ich Tränen in den Augen. Wir nehmen einander in den Arm und flüstern uns zu, wie gern wir uns haben und wie sehr wir uns vermissen werden.

"Wir werden dich definitiv auch vermissen und wir kommen dich definitiv in London besuchen!", schließt sich Alex an und nimmt mich auch in den Arm.

"Auf jeden Fall! Und bevor wir London unsicher machen, verbringen wir hier noch eine schöne Woche zusammen", sagt Dan und nimmt mich auch noch in den Arm.

Ich lächle leicht und wische mir eine Träne aus dem Gesicht. "Ihr seid wirklich großartig!", sage ich.

"Das wissen wir doch! Aber du bist auch nicht schlecht!", sagt Alicia und bringt uns damit alle zum Lachen und so fallen wir noch in eine Gruppenumarmung. Wir werden durch die Klingel unterbrochen.

"Der Ernst des Lebens ruft!", sagt Dan lachend. Und wir verabschieden uns von einander. Ich habe jetzt mal wieder Geschichte mit Noah, wenn er da ist. Das Gespräch mit der Clique lief definitiv besser als ich gedacht hatte. Da ist mir definitiv ein Stein vom Herzen gefallen. Jetzt fehlt noch Noah. Ich habe mich gestern Nacht dazu entschieden, dass ich auch mit ihm sprechen sollte. Er wird es sowieso erfahren und da ist es mir lieber, er hört es von mir, denn auch, wenn aus uns als Paar nie etwas wird, waren wir ja doch so etwas wie Freunde. Dennoch habe ich Angst vor dem Gespräch und weiß deshalb nicht, ob ich mir wünsche, dass er da ist oder besser nicht.

Ich laufe zum richtigen Raum und schon davor kommt mir Noah entgegen. Er lächelt mich an und wir gehen zusammen in den Raum.

"Hey, wie geht es dir?", fragt Noah vorsichtig, als wir uns hingesetzt haben. Unsere letzte Unterhaltung, bevor ich geflogen bin, war ja nicht so gut. Wenn man das überhaupt Unterhaltung nennen kann, geredet hat nur Noah.

"Soweit ganz gut. Aber ich würde gerne heute Nachmittag mit dir reden, wenn du Zeit hast?", frage ich direkt raus, denn sonst traue ich mich vielleicht nicht mehr.

"Ja klar, ich wollte auch noch mit dir sprechen!", sagt Noah sofort, wirkt jedoch etwas überrascht. Im Anbetracht der letzten Unterhaltung zu recht.

Unser Lehrer betritt den Raum und Noah lächelt mich noch ein letztes Mal an, bevor wir beide nach vorne gucken. Die Stunde vergeht recht schnell und Noah und ich verabreden uns noch schnell für nach der Schule vor dem Eingang, bevor wir wieder in unterschiedliche Richtungen weggehen. Auf dem Weg zu meiner nächsten Stunde begegne ich Phil und sag ihm Bescheid, dass ich nicht mit den beiden nach Hause fahre.

Auch der restliche Tag vergeht schnell und unspektakulär. Ich verabrede mich für heute Abend mit der Clique bei Alicia und Alex, damit wir zusammen kochen und essen können. Und dann ist der Schultag auch schon rum und ich laufe auf den Schulhof. Ich sehe, dass das Auto von Joe bereits weg ist. Ich lehne mich an eine Mauer und beobachte den Eingang. Kurz darauf sehe ich Dillen. Er blickt einmal über den Schulhof. Ich hoffe, dass er mich entweder nicht sieht oder einfach ignoriert. Wie sagt man so schön? Die Hoffnung stirbt zuletzt. Aber naja, was soll ich sagen? Sie stirbt trotzdem. Zumindest in diesem Fall, denn Dillens Blick bleibt genau bei mir hängen und er fängt an zu grinsen. Dann kommt er auf mich zu gelaufen.

"Na, wen haben wir denn da? Du hättest mir gerne erzählen dürfen, dass du eine Evans bist!", sagt er grinsend.

"Du hast ja nicht gefragt!", antworte ich ironisch. Ich habe übrigens nicht aus meinen Fehlern gelernt, einfach mal den Mund zu halten. Dillens Blick verändert sich vom Grinsen zu einem ernsten Blick.

"Hör zu, nur weil Noah sich mal für dich eingesetzt hat, heißt dass noch lange nicht, dass du unter dem Schutz der Black Shadows stehst. Deine Brüder tragen die Verantwortung für dich und was soll ich sagen? Sie sind nicht mehr da. Also wäre ich an deiner Stelle ganz vorsichtig, was ich sage", während Dillen spricht, kommt er bedrohlich auf mich zu. Ich beiße mir von innen auf die Lippe und bleibe ruhig.

"Geht doch! Und jetzt erzähl doch mal: wie hast du es geschafft, dass Noah sich nicht einmal, sondern gleich zweimal für dich eingesetzt hat?" Ich zucke nur mit den Schultern.

"Haste ihn wohl rangelassen, mhm? Und deshalb ist er auch beim ersten Mal dazwischen gegangen, er wollte dich für sich haben. Und beim zweiten Mal wollte er wohl sein Spielzeug nicht verlieren. Dann musst du ja wirklich gut sein im Bett." Während Dillen spricht, leckt er sich über die Lippen. Ich bekomme wieder einen Kloß in meinem Hals.

"Aber wenn du ihn ranlässt, lässt du mich dann auch? Ich mein wirklich besser kennen kannst du ihn nicht als mich, also was sagst du?" Dillen kommt immer weiter auf mich zu und ich weiche zurück. Und ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich habe Angst und bekomme keinen Ton raus. Die Situation erinnert mich daran, als ich bei den Timid Demons war. Das macht das alles nicht besser. Ich schüttle den Kopf und hoffe, dass Dillen mich in Ruhe lässt. Merkt denn hier auf dem Schulhof niemand etwas? Ich versuche jemanden anzusehen, aber dadurch, dass Dillen größer ist als ich, sieht mich wahrscheinlich niemand.

"Auf wen hoffst du? Deine Brüder, die sind weg. Deine Clique? Die haben keine Chance gegen mich. Oder hoffst du auf Noah? Er hat dich beim Ball sitzen lassen und wenn ich mich richtig erinnere, habt ihr letzte Woche kaum ein Wort gewechselt."

Dillen hat recht. Auf wen soll ich noch hoffen? Ich gebe auf.

"Dillen? Was machst du hier?", ertönt auf einmal eine Stimme und ich schöpfe neue Hoffnung.

Wo gehöre ich hin?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt