44. Party?

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„Willst du heute Abend immer noch feiern gehen?", fragt Joe mich als wir Zuhause ankommen.
Ich zögere kurz, nicke dann aber: „Ja, die Mädels freuen sich schon so darauf und trotz allem ist es mein letzter Tag hier."
„Okay. Dann lass uns jetzt erstmal etwas essen", sagt Joe und geht vor mir in die Küche. Ich habe zwar keinen Hunger, aber setze mich dennoch an den Küchentisch. Sofort versinke ich in meinen Gedanken. Wird es in London besser werden? Werde ich mich da auch weiterhin in den Schlaf weinen? Bekomme ich wieder eine Panikattacke?
„Sky? Hallo?", plötzlich sehe ich Joes Hand vor meinem Gesicht und schrecke aus meinen Gedanken hoch,
„Sorry, was hast du gesagt?"
„Ich habe dich gefragt, was du essen willst. Viel haben wir nicht, aber ich denke ein belegtes Brötchen tut es auch."
„Ich habe keinen Hunger!", antworte ich kurz.
„Ich habe aber nicht gefragt, ob du was essen willst, sondern was. Du isst in letzter Zeit kaum noch etwas, Sky. Ich weiß, wie nahe dir das alles geht und wie du leidest. Auch, wenn du nicht oft etwas sagst, sehe ich das. Bitte du musst was essen und wenn es nur ein halbes Brötchen ist."
Ich zucke mit den Schulter, was für Joe scheinbar eine Zustimmung ist. Er holt Brötchen aus der Tüte und fängt an diese zu belegen. Dann stellt er eins davon vor mich. Ich blicke auf das Brötchen. Joe hat recht. Ich esse in letzter Zeit deutlich weniger als normalerweise. Aber ich habe einfach keinen Appetit mehr. Trotzdem beiße ich in mein Brötchen. Joe scheint das zu beruhigen, da er jetzt auch anfängt zu essen.
Ich versinke wieder in Gedanken und wünsche mir mein Leben zurück. Als ich hierher gekommen bin und die erste Zeit vorbei war, hatte ich den Plan meine Mama zu überreden hierher zu ziehen. Wir hätten uns hier ein Haus oder eine Wohnung suchen können. Ich fühlte und fühle mich so wohl in der Clique. Und ich habe endlich mal so richtig das Gefühl Geschwister zu haben. Dadurch, dass ich seit ich fünf war, nur mit meiner Mama gelebt habe, hatte ich immer das Gefühl ein Einzelkind zu sein. Die Beziehung zwischen meinen Brüdern und mir fühlte sich eher an wie die zwischen Cousin und Cousine. Seit ich hier bin, weiß ich, wie schön es ist Brüder zu haben. Und dann war da natürlich noch Noah. Wir haben uns von Anfang an verstanden, auch wenn ich anfangs dachte er wäre der absolute Badboy. Aber eigentlich ist er das nicht. Ja, er ist in einer Gang und ich denke, er trinkt auch Alkohol und feiert gerne und vielleicht raucht er auch mal, aber sonst? Er ist ein wirklich toller Mensch. Und auch, wenn ich alles dafür gebe ihn zu vergessen, merke ich dennoch, wie sehr ich mich in ihn verliebt habe.
Meine Gedanken werden durch das Zufallen der Haustür unterbrochen. Kurz darauf erscheint Phil gefolgt von Aiden in der Küche.
„Hey, was machst du denn hier?", wendet Joe sich an Aiden.
„Ich hab gehört, heute Abend wird gefeiert!", antwortet Aiden grinsend. Joe zieht fragend eine Augenbraue hoch und wendet dann den Blick zu Phil.
„Ist es für dich in Ordnung, wenn Aiden mitkommt?", fragt Phil mich jetzt. Ich zucke mit den Schultern. „Ist doch ein öffentlicher Club, da habe ich doch kein Entscheidungsrecht, wer da sein darf und wer nicht."
Joe sieht mich noch einmal prüfend an, aber ich zucke nur wieder mit den Schultern.
„Wann wollt ihr los?", lenke ich vom Thema ab.
„Zwanzig vor acht würde ich sagen", antwortet Phil. Ich nicke und verabschiede mich in mein Zimmer. Das letzte was ich höre, ist ein „interessant eure Schwester" von Aiden. Ich ignoriere es und laufe die Treppen nach oben. Oben schaue ich auf mein Handy und sehe Nachrichten von Hailey und Alicia. Sie stellen die Frage nach den Outfits. Außerdem haben beide schon Bilder ihrer Outfits geschickt. Hailey zieht ein dunkelblaues kurzes Kleid an und Alicia einen pinken Jeansrock und ein weißes T-Shirt. Die letzten Nachrichten sind Fragen, was ich anziehe. Gute Frage! Was ziehe ich an? Ich öffne meine Koffer und versuche vorsichtig die Kleidung durch zu schauen ohne ein Riesen Chaos zu veranstalten.
Ich entscheide mich für meinen schwarzen Skaterrock und ebenfalls ein weißes Tshirt. Ich lege beides auf mein Bett und schicke den Mädels ein Bild. Dazu schreibe ich, dass ich noch mit meinen Brüdern unterwegs war. Als Schuhe werde ich meine silbernen Sandalen mit Absatz anziehen. Auch das schreibe ich den Mädels noch, da sie das vermutlich auch interessiert.
‚Heiß', kommentiert Hailey, während Alicia fast gleichzeitig ‚sexy' schreibt. Ich lache kurz darüber und schaue dann auf die Uhr. Es ist jetzt halb sieben, also entscheide ich mich dazu noch einmal schnell duschen zu gehen. Wobei ich meine Haare vorher wegstecke. Ich will nur einmal meinen Körper abduschen und meine Beine nach rasieren. Irgendwie gibt es nach dem rasieren immer einen kleinen Streifen, den man vergessen hat. Danach ziehe ich mir das Outfit an und mache mich an meine Haare. Diese stecke ich alle hoch, da ich aus Erfahrung sagen kann: Tanzen plus Alkohol ergibt Hitze. Daher ist es immer gut nicht auch noch eine dicke Haarpracht im Nacken kleben zu haben.
Zum Schluss habe ich vermutlich 60 Haarklammern in meinen Haaren, damit sich nichts löst. Noch ist es mir egal, heute Nacht werde ich mich selbst dafür hassen. Da ich jetzt schon weiß, dass ich denken werde: ach ich mach's morgen raus. Aber es werden mich verschiedene Klammern heute Nacht piksen. Aber wie gesagt: für den Moment ist es mir egal, Hauptsache die Frisur hält. Ich nutze noch ein wenig Parfüm und ziehe dann meine Schuhe an. Schminken tue ich mich eh nie. Heute ist außerdem die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass ich nochmal weine, von daher hat es erst recht keinen Sinn. Wenn man sich meine Statistik von heute so ansieht, habe ich tatsächlich schon sehr viel geweint. Eigentlich müssten die Tränen doch irgendwann leer sein, oder nicht?
„Sky? Kommst du?", höre ich in dem Moment Phil rufen. Irritiert gucke ich auf die Uhr. Aber es ist tatsächlich zwanzig vor. „Moment!", rufe ich zurück und binde meinen linken Schuh noch fertig. Dann stehe ich auf, ziehe meine schwarze Lederjacke an und packe mein Handy und meinen Ausweis in die Jackentasche. Mehr brauche ich heute nicht.
Ich laufe die Treppe runter und sehe, dass meine Brüder und Aiden schon warten. Die drei sind alle ähnlich angezogen, während Phil und Aiden blaue Jeanshosen tragen, trägt Joe eine schwarze Hose. Dazu trägt Joe ein dunkelblaues Tshirt, Phil ein weißes und Aiden ein dunkelgrünes. Sie betrachten alle einmal mein Outfit. Ich fühle mich kurz unwohl und überlege mich umzuziehen. Von Aiden ertönt ein kurzes Pfeifen, was mich noch mehr darin bestätigt, dass ich mich nochmal umziehen sollte. Joe gibt Aiden dafür einen Schlag auf den Hinterkopf und einen bösen Blick.
Ich rufe mir in der Zeit Joes Worte in den Kopf „du kannst nichts dafür, dass Dillen und Jerk Arschlöcher sind". Er hat recht. Und deshalb wird auch mein Outfit nichts daran ändern. Ich straffe meine Schultern und gehe die letzten beiden Stufen runter.
„Können wir?", fragt Joe mich. Ich nicke und so gehen wir zum Auto. Joe fährt und Phil lässt mich tatsächlich vorne sitzen und geht mit Aiden nach hinten.

Wo gehöre ich hin?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt