50. Ich muss dir noch etwas sagen, mein Schatz!

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Heute ist Montag. Das Wochenende habe ich dazu genutzt mit meiner Mama zu telefonieren und meine Sachen wieder auszupacken. Meine Mama war sehr froh, dass ich meine Meinung geändert habe, da sie gemerkt hat, dass ich mit der Entscheidung nicht glücklich war. Außerdem hat sie mir erzählt, dass sie Dublin auch vermisst und ihr die Krankheit gezeigt hat, wie wichtig es ist seine Familie um sich herum zu haben. Deshalb möchte sie Phil, Joe und mich nicht länger trennen und möchte auch nicht mehr in einem anderen Land als ihre eigenen Söhne leben.

Der Plan ist also, dass sie sobald sie aus dem Krankenhaus kommt, was tatsächlich vermutlich in drei Wochen sein wird, anfängt alles zu regeln, so dass sie auch nach Dublin ziehen kann. Außerdem hat sie mir noch eine Sache gebeichtet.

~Samstag Nachmittag~

"Ich muss dir noch etwas sagen, mein Schatz!", sagt meine Mama zu mir am Telefon.

"Was ist los?", frage ich sofort. Ich habe Angst, dass sie sagt, dass bei der Chemo etwas falsch gelaufen ist und jetzt...

"Sky! Es ist nichts schlimmes! Hör auf so zu gucken!" Ich richte meinen Blick wieder auf mein Handy, wo meine Mama zu sehen ist.

"Der Grund, warum euer Vater kaum bei euch zu Hause ist, ist der, dass er bei mir ist."

"Was?", frage ich erstaunt und mein Mund bleibt offen stehen.

"Ich weiß, es kommt für dich überraschend."

"Aber seit wann spricht ihr überhaupt wieder?"

"Nun ja, seit ich das mit dem Krebs weiß. Ich habe mit deinem Papa gesprochen, weil ich wollte, dass du bei der Familie bist, wenn ich es nicht schaffe. Von da an waren wir viel im Austausch. Und dein Papa wollte für mich da sein und hat mich mit einem Besuch überrascht. Dabei haben wir angefangen uns über unser Leben zu berichten. Wir haben viele Stunden zusammen verbracht und gemerkt, wie sehr wir einander vermissen. Der Grund für unsere Trennung war niemals die fehlende Liebe. Wir haben uns immer geliebt. Was gefehlt hat, war die Wertschätzung. Nach so einer langen Zeit in einer Beziehung haben wir einander für selbstverständlich genommen. Und dann haben wir angefangen an einander vorbei zu leben. Deshalb haben wir uns damals getrennt. Aber wir konnten beide nie so richtig neu anfangen, trotz der unterschiedlichen Länder."

"Und jetzt?", frage ich nach.

"Wir haben uns dafür entschieden, es noch einmal miteinander zu versuchen. Und es funktioniert bisher einwandfrei. Wir arbeiten alles auf, was uns gestört hat und was uns gefehlt hat und arbeiten hart an uns und unserer Beziehung. Und jetzt wollen wir gerne endlich eine Familie werden. Aber nur, wenn du und die Jungs das auch wollen!"

Ich bin sprachlos. "Sky?" - fragt meine Mama - "wenn du das nicht willst oder ein schlechtes Gefühl bei der Sache hast, dann sprich mit mir! Du stehst für mich an erster Stelle."

"Nein, dass ist es nicht. Ich bin nur überrascht. Fast mein ganzes Leben bestand meine wirkliche Familie nur aus dir und mir. Seit ein paar Monaten sind Joe und Phil auch endlich ein richtiger Teil meiner Familie und es fühlt sich nicht mehr so an, als wären sie meine Cousins. Und jetzt sollen wir endlich eine Familie werden? Das klingt, als würde endlich wieder alles perfekt werden!"


~zurück am Montagmorgen~

Es ist vielleicht naiv zu glauben, dass unsere Familie jetzt einfach wieder zu einer Familie wird oder dass mein Papa dann jetzt immer zu Hause sein wird. Aber ich glaube, dass wir das schaffen können. Als Familie!

Noah holt mich aus meinen Gedanken. Er hat mich heute Morgen zur Schule abgeholt, obwohl ich ihm gesagt habe, dass er das nicht muss, da ich auch mit Joe und Phil fahren kann. Aber er wollte unbedingt.

"Bist du eigentlich bereit der ganzen Schule zu zeigen, dass wir ein Paar sind?", fragt er mich.

"Mir sind die Anderen ziemlich egal. Von daher dürfen sie das gerne wissen!"

Grinsend führt Noah meine Hand zu seinen Lippen und küsst meinen Handrücken. Er fährt auf den Schulparkplatz und parkt sein Auto.

"Na dann!", sagt er motiviert und öffnet seine Autotür.

Ich öffne meine Autotür ebenfalls, jedoch nicht ganz so motiviert.

"Alles klar bei dir? Warum hast du so gute Laune?", frage ich amüsiert. Ich bin montagmorgens immer eher müde, als so hochmotiviert, wie Noah es heute ist.

"Weil ich mich freue, dass du an meiner Seite bist!", antwortet er und gibt mir einen kurzen Kuss auf die Nasenspitze. Dann greift er meine Hand und läuft Richtung Schulhof. Lachend folge ich ihm.

Schon auf dem Parkplatz scheinen die ersten die Situation mitbekommen zu haben. Um uns herum geht sofort das Getuschel los. Wir ignorieren das und gehen auf eine Gruppe der Black Shadows zu. Alicia und der restlichen Clique habe ich am Wochenende schon die Neuigkeiten verraten, woraufhin Alicia und Hailey sofort ausgerastet und zu mir gefahren sind, dann habe ich ihnen alles erzählt. Ich sehe die Clique etwas weiter weg stehen, aber da gefühlt ein hellleuchtender Scheinwerfer auf Noah und mich gerichtet ist, haben sie uns auch schon entdeckt. Alicia und Hailey zwinkern mir zu, während die Jungs mir kurz zu nicken.

Kyle ist der erste, der aus der Black Shadows Gruppe etwas sagt und sich an uns wendet: "Na endlich! Das war ja nicht länger auszuhalten!"

Nach diesen Worten bekommt er ein Schlag von Noah gegen den Oberarm. Danach nehmen sie sich aber auch noch freundschaftlich in den Arm. Dann wendet sich Kyle an mich: "Ich habe es von Anfang an gewusst!" Dann zieht er mich in eine kurze Umarmung und flüstert mir zu: "Wehe du verrätst irgendwem, was ich am Freitag zu dir gesagt habe!" Kurz bin ich irritiert, doch dann löst er sich schon von mir und grinst mich an. Ich spüre auch Noahs Blick auf mir, welcher fragend eine Augenbraue hochzieht.

"Na, neugierig, was er gesagt hat?", frage ich ihn neckend und spiele damit sehr bewusst auf all die Momente an, wo Kyle Noah etwas zugeflüstert hat.

"Glaub mir, ich bekomme raus, was er dir gesagt hat! Einer von euch wird es mir veraten!", antwortet Noah und schaut zwischen Kyle und mir hin und her. Wir grinsen nur.

Dann mischt sich Dillen ein. Beziehungsweise will er das. Aber Marko kommt ihm zuvor: "Ein falsches Wort und du bist raus! Du hast schon zwei Verwarnungen wegen deiner Aktionen!" Diese Worte sind sehr klar an Dillen gerichtet. Dieser schaut noch einmal zwischen Noah und mir hin und her, bevor er verschwindet.

"Und jetzt zu euch: ich deute es jetzt mal so, dass ihr beide ein Paar seid und deine Brüder, Sky, das auch wissen?", wendet Marko sich jetzt an Noah und mich. Ich nicke.

"Na, dann! Du bist damit zwar kein offizielles Mitglied, aber da du jetzt unter dem Schutz der Black Shadows stehst, wünsche ich dich hiermit im Namen aller Mitglieder herzlich willkommen!" Nach diesen Worten verfallen alle Black Shadows in lautes Gröllen. Was mich sehr überrascht. Ich schaue fragend zu Noah und Kyle, die noch neben mir stehen. Wobei Kyle auch mitgröllt, während Noah nur grinst und die Situation beobachtet.

"Mach dir keine Sorgen! Das ist die übliche Reaktion, wenn jemand neues in unserem Kreis aufgenommen wird. Aber du wirst in keinerlei Ganggeschäfte reingezogen."

Noah zieht mich wieder näher zu sich und legt seinen Arm um mich. Gemeinsam beobachten wir die Situation bis es klingelt. Dann gehen wir gemeinsam nach drinnen. Wir haben jetzt zusammen Geschichte. Und es fühlt sich wieder an wie mein erster Tag:

Wieder gehe ich mit Noah zum Kurs.

Doch etwas ist anders: wir sind keine Fremden mehr. Nicht einfach nur zwei Schüler, die sich zufällig über den Weg gelaufen sind und in einem Kurs gelandet sind.

Wir sind ein Paar! Und ich bin, das wohl glücklichste Mädchen an dieser Schule.

Wo gehöre ich hin?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt