Götterrat, wie er heute wäre

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„Wieso bin ich eigentlich schon wieder hier?", murrte Hades, der seinem Gästestuhl einen Todesblick zuwarf, bevor er sich dann letztendlich setzte. Zeus war im letzten Jahr, wie schon immer, dagegen gewesen, dass Hades sich selbst einen Thron herzaubern dürfte. Das machte eben genannten noch mürrischer.

„Frag mal, wie es mir geht. Du bist nur einmal im Jahr da, ich jeden Monat", seufzte Poseidon, ohne ihn anzusehen.

„Weil ...", begann Zeus wichtigtuerisch und ignorierte seinen älteren Bruder vollkommen, „...wir hier wichtige Sachen entscheiden müssen. Also benimm dich und sei leise" Zeus war wieder einmal der einzige, der konzentriert und bei der Sache war.

Hades schaute sich die anderen Götter an, die sich alle nicht benahmen und rollte mit den Augen. Auch Aphrodite  sah nicht wahnsinnig begeistert aus, über dieses Familientreffen, versteckte es aber hinter einer Modezeitschrift, dessen Titel man nicht lesen konnte, denn er war hinter Blumen versteckt. Niemand wusste, wie sie hieß, aber man vermutete, das die Macher nicht sehr einfallsreich waren und sich keinen Namen ausdenken wollten. Aber Aphrodite liebte dieses Klatschblatt und machte sie nichts daraus, das sie damit die Einzige war.

Poseidons Thron stand neben dem von Zeus und er würde sich auch mit ihm streiten, wäre er nicht anderweitig beschäftig. Und damit war das Gezanke zwischen Poseidon und Athene gemeint, die irgendwelche alten Geschichten auspackten. Dabei waren sie eigentlich quitt und hätten ihren Streit beiseite legen können, aber dafür waren beide zu stolz. Und deswegen mussten sich jetzt alle auf dem Olymp ihr Gezanke anhören. Und das war echt einfallslos, denn eigentlich warfen sie sich nur andere Namen für Gott des Meeres und Göttin der Weisheit vor den Kopf.

Aber auch Artemis und Apollo stritten darüber, wer denn nur älter sei. Und obwohl jeder sagte, Artemis sei als erstes gekommen und hätte sogar bei der Geburt geholfen, glaubte Apollon nicht, das sie älter sein könnte. Und wenn es einmal nicht um ihr Alter ging, dann darum, das Apollon mit den Jägerinnen flirtete, oder darum, wer besseres Hackfleisch machen könnte. (Eindeutig Artemis, Apollons waren immer verkohlt) Und dann ging es manchmal um Apollons Haikus und anderen Gedichtarten, die manchmal, sagen wir, interessant waren.

Wie Dyonisos  bei diesem Lärm schlafen konnte, war Hades ein Rätsel. Das Wichtige war, das er es schaffte. Dann entdeckte er in dessen Ohren die Weinranken, die als Stöpsel dienten. Hades hätte nur zu gerne mit seinem Neffen getauscht. Dann könnte er jetzt wenigstens schlafen.

Hera saß mit eiskalter Miene auf dem Thron neben ihrem Ehemann. Sie würdigte ihn keines Blickes, denn dieser hatte sie mal wieder betrogen. Immer wieder tauchten Kuhfladen vor seinen Füßen auf, die sie herbei zauberte. Er rümpfte nur die Nase, wagte aber nicht, sich zu beschweren, schließlich hatte er sie betrogen und nicht andersherum. Ansonsten missbilligte sie vor allem die anderen, die sich gar nicht wie eine Familie verhielten. Aber das tat sie ja auch nicht, wenn man das mal genau betrachtete ...

Hephaistos war wohl einer der einzigen, die sich selbst beschäftigten, ohne die anderen zu nerven. Er saß vergnügt auf seinem Thron und bastelte an irgendetwas herum, das man wahrscheinlich eh nie mehr brauchen würde. Er hatte von diesem Schrott einen ganzen Haufen, der sich neben seinem Sitz auftürmte. Es lagen solche unbrauchbaren Dinge, wie eine Brot-schneide-Maschine oder auch ein Bananen - Schäl - Apparat. Er konnte zwar Dinge erfinden, aber sich niemals Namen ausdenken.

Hermes saß neben ihm und scrollte durch sein Handy, auf der Suche nach guten Pranks. Bisher war er noch nicht erfolgreich, also stibitzte er lieber Handys aus den Hosentaschen seiner Familie, die davon nicht einmal etwas mitbekam. Zwischendurch sprach er auch mit den Schlangen an seinem Caduceus und checkte, wie es bei seinem Versandhaus lief.

Und während alle so mehr oder weniger Spaß hatten, musste Hades sich vor Demeter verstecken, die immer noch sauer war, weil Persephone nun ein halbes Jahr in der Unterwelt bleiben musste, statt bei der Mutter zu bleiben. Und, dass diese dieses halbe Jahr nicht einmal vollends ausnutzte, brachte sie dann endgültig auf die Palme. Außerdem aß Hades zu wenig Müsli und Getreide, was sich eindeutig auf seine Figur ausübte. So hager wie er war, war es kein Wunder, das so viele ihn einfach übersahen.

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