Kapitel 6.

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Nachdem ich Jason eine Weile aus dem Weg gegangen war, dachte ich, er würde das Date absagen. Ich war immer noch sauer, dass er mich einfach geküsst hatte, und das zeigte ich ihm auch. Was ihn anscheinend nicht davon abhielt, weiter an meinem Hintern zu kleben und alle Chancen, mir näher zu kommen, nicht verstreichen ließ.

Er hatte mir ein Datum genannt, wann ich zu ihm kommen sollte, und egal wie sehr ich mich dagegen sträubte, ich hatte es Emily und dem Kotzbrocken versprochen. Der Tag war immer schneller entgegen gerückt, und heute war es soweit. Jim würde uns abholen und mich dann meinem Schicksal ausliefern.

Emily hüpfte schon aufgeregt durch die Wohnung, solange ich ihre Übernachtungstasche packte. Währen ihre Laune stetig bergauf lief, rollte sich meine wie eine fette Lawine hinab ins Tal, um alles und jeden zu vernichten. Meine Miene war finster, aber das störte Emily kein bisschen.

"Dann gibst du Jason auch einen Bussi so wie mir immer! Und dann werdet ihr ein Ehepaar und ich habe zwei Papas!" Ich grummelte nur unverständlich. Das durfte ich mir schon den ganzen Tag anhören, und es hing mir zum Halse heraus. Ich möchte doch einfach nur meine Ruhe haben, wieso wollte das niemand verstehen?

Als ich sie zur Tür schob, musterte sie mich argwöhnisch. "Du hast dich gar nicht schick gemacht", stellte sie enttäuscht fest, und ich zuckte mit den Schultern. Ich hatte geduscht, mich ausnahmsweise sogar rasiert und ein frisches, dunkelblau-kariertes Hemd angezogen. Das sollte doch wohl reichen.

"Hab' ich", sagte ich und deutete auf mein Hemd. Sie rümpfte nur mit der Nase. Ganz wie die Mama.

Frustriert steckte ich sie in ihre Jacke und in ihre Schuhe, bevor ich sie mit ihrem Rucksack vor die Tür schob, um mich selbst anzuziehen. Jim dürfte jeden Augenblick hier sein, um mich und Emily abzuholen.

Ich hatte ihn gebeten, mich zu Jason zu fahren, denn ich wettete, Greenfield hatte irgendeinen teuren Wein oder Champagner gekauft, und den würde ich mir auf keinen Fall entgehen lassen. Zurück würde ich mir einfach ein Taxi nehmen, am nächsten Morgen dann Ems von Jim abholen. Eigentlich ein ausgeklügelter Plan, und was daran am besten war, er kam sogar von Emily. Dieses Mädchen hatte wirklich Motivation, mich und Jason zu verkuppeln. Tut mir leid, mein Schatz, aber daraus wird leider nichts.

Sobald ich fertig war, schlüpfte ich ebenfalls aus der Wohnungstür und zog diese zu, um abzuschließen und dann mit Emily aus dem Treppenhaus zu gehen, wo Jim schon wartete. Emilys Lächeln wurde noch breiter, als sie ihn sah, und stürmte mit ihrem kurzen Beinchen so schnell wie möglich auf ihn zu.

"Onkel Jiiiiim!", rief sie fröhlich und sprang ihm in die Arme, Jim fing sie lachend auf und drückte sie an sich. Ich musste bei dem Anblick leider auch ein wenig lächeln, was Jim natürlich sofort bemerkte und mit: "Hey Griesgram, du kannst ja lächeln!", quittierte. Ich zeigte ihm den Mittelfinger, aber nur so kurz, dass Emily das nicht bemerkte. Ich wollte ja ein gutes Vorbild sein.

Jim grinste breit, dann setzte er Emily wieder auf den Boden und tätschelte ihren Kopf.
"Wie geht's den E's denn?", fragte Jim und öffnete mir den Kofferraum, um mich Emilys Tasche verstauen zu lassen. Das sah Emily als ihre Chance, gleich wieder in einem enormen Schwall Wörter aus ihrem Mund sprudeln zu lassen.

Ich half ihr schweigend ins Auto und schnallte sie auf ihrem Kindersitz an, den Jim schon damals für sie gekauft hatte. Bald konnte er ihn für sein eigenes Kind verwenden. Dann setzte ich mich auf den Beifahrersitz und gab Jim die Adresse von Jason.

"Heute keinen Babysitter bekommen?", fragte Jim, woraufhin ich nur mit den Schultern zuckte. Was er nicht wissen brauchte, das konnte ich auch schön verschweigen. Dachte ich zumindest.

"Nein, Papa hat ein Date mit Jason, deswegen kann er nicht auf mich aufpassen!", rief Emily von der Rückbank des Autos, und ich verzog gequält das Gesicht.

Kissable Daddy (ManxMan)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt