Kapitel 5

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CAMILLA

Mehr als zwei Wochen waren vergangen und heute würden unsere Familien uns das erste mal besuchen. Das ist eine spanische Tradition. Dem Ehepaar erstmal Zeit zu lassen, die Zweisamkeit zu genießen.

Völliger Schwachsinn. Die glauben doch nicht wirklich, dass wir romantisch auf dem Sofa abends sitzen, jeden Tag vögeln und uns anschmachten? Wir teilen nicht einmal, dasselbe Zimmer.

Nichtsdestotrotz hatte ich Sofia sehr vermisst und freute mich auf sie. Diego war auch eine gute Unterhaltung hier. Bevor die Stimmung überhaupt kippen kann, hielt er sie aufrecht.

„Kannst du das Essen aus dem Ofen nehmen?" bat ich Gael, der gerade die Küche betrat. Währenddessen war ich mit dem Spülen beschäftigt.  Ohne etwas zu sagen, nahm er das Essen daraus und tat es auf den Esstisch.

Ich spülte das letzte Glas ab und trocknete mir die Hände ab. Dann deckte ich den Tisch und setzte mich an dem Tisch. Gegenüber von Gael, der mich anstarrte. Ich sah ihn fragend an.

„Habe ich was im Gesicht?" motzte ich. „Ne." er zuckte mit den Schultern. „Ich mag dich zwar wirklich nicht, aber du kannst echt gut kochen." Ich rollte die Augen. Was für ein Esel.

„Wieso kannst du es so gut?" er legte den Kopf in die Faust und sah mich neugierig an. Wow, interessierte sich Gael gerade für das Uninteressanteste in meinem Leben?

„Wenn man strenge Eltern hat, muss man sich halt Hobbys aneignen, die nicht draußen stattfinden." erwiderte ich. Er schmunzelte und nickte nur.

Ich hatte ehrlich gesagt, gar keine Lust auf diesen Besuch. Ich war weder ein Fan von seinen, noch von meinen Eltern. Vor allem seine Mutter, war unerträglich. Die Hauptsache war, dass Sofia kommt.

„Wann kommen die denn?" seufzte ich und genau in dem Moment klingelte die Tür und ich sprang auf. Ich öffnete die Tür und erblickte Miguel mit meiner Schwester und meine Eltern.

„Kommt rein." begrüßte ich sie und die vier betraten meine neue Wohnung. Sie gingen geradeaus in die Küche. Ich wollte gerade hinterher, da klingelte es wieder.

Das müsste dann meine Schwiegerfamilie sein. Ich öffnete die Tür und erblickte Onkel Mateo mit seiner Frau Carla. Diego im Schlepptau. Ich begrüßte sie genauso und bat sie herein.

Tante Carla sah sich skeptisch um und ich wusste schon was in ihrem Kopf vorging. Ihr gefiel die Einrichtung nicht und am liebsten würde sie mir sagen, was ich ändern sollte.

Wir setzten uns an den Tisch und fingen gemeinsam an zu essen. „Wie waren eure ersten Tage bisher?" ertönte Tante Carlas Stimme. Ich hielt inne und sah sie an. Wie respektlos war denn solch eine Frage? Ich kaufe zu Ende.

„Ganz okay." lächelte ich.

Ich gab ihnen mit einem Blick zu verstehen, dass es dazu nichts weiter zu besprechen gab. Das restliche Essen verlief relativ ruhig und dann setzten wir uns ins Wohnzimmer. Unsere Eltern waren Gott sei Dank mit sich beschäftigt und wir konnten in Ruhe uns unterhalten.

Ich stellte die Snacks und Getränke auf den Tisch ab und setzte mich neben Sofia. Ich hatte sie so vermisst. Ich hakte mich bei ihr ein und hörte ihren Gesprächen zu.

„Wir planen die Hochzeit nächstes Jahr zu feiern. Dann haben wir nicht so einen Stress." sagte Miguel. Sofia nickte. „Habt ihr eine Location?" fragte ich.

„Wir haben nächste Woche ein paar Termine, mal schauen was dabei ist." antwortete Sofia und ich nickte wieder. Plötzlich vibrierte etwas neben mir auf dem Sofia und ich sah neben mich.

Das Handy gehörte Gael. Ich nahm das Handy und wollte es ihm geben, als ich den Namen darauf las. Amanda, stand auf dem Display. Wer ist bitte Amanda?

„Jemand ruft dich an." meinte ich und reichte ihm das Handy. Er nahm es nickend und sah drauf, während ich ihn genau betrachtete.

Er sah mit einem undefinierbaren Blick auf das Display, während er darauf herumtippte. Amanda. Mir sagte der Name überhaupt nichts. Vielleicht eine Arbeitskollegin.

„Und cuñada? Wie gehts dir?" Ich sah zu meiner rechten und lächelte Diego an. „Gut und dir cuñado?" Er lehnte sich zurück. „Also mir geht es immer super, wenn ich dich sehe!" Ich lachte.

„Sag mal, fallen die Frauen echt auf solche Sprüche rein?" Lachte ich. „Klar, was glaubst du denn? Gerade bei meinem unglaublichen Aussehen."erwiderte er stolz. „Was finden sie nur an dir?" sprach Gael, als er sein Handy wegsteckte.

Diego lachte auf und lehnte sich vor. „Camilla ist nicht einmal freiwillig mit dir, also sei leise da drüben." Grinste Diego. „Und ich auch nicht mit ihr." konterte er.

Ich verdrehte die Augen. Das musste er ja natürlich betonen. Sonst wäre er sicherlich erstickt. „Bla bla bla, ich höre dich nicht." provozierte Diego.

„Sei froh, dass wir nicht alleine sind." Diego lachte und zuckte mit den Schultern. „Camilla, mein Kind." Tante Carla, meine Schwiegermutter, setzte sich zu mir.

„Wie geht es dir?" fragte sie und lächelte. „Gut, danke und dir?" lächelte ich zurück. Das sie so nett zu mir war, war mir ein Rätsel. „Gott sei Dank. Sag mal, wieso hattest du denn dieses Kleid an? Wir hatten uns doch auf das andere geeinigt."

Wieder das Thema. „Mir hat es aber nicht gefallen." erklärte ich und hoffte sie würde aufhören. „Darin sahst du aber etwas pummelig aus." Ich hielt inne und versuchte zu realisieren, dass sie das wirklich sagte.

„Wie bitte?" Ich sah sie aus hochgezogenen Brauen an. „Wie du es siehst, ist mir egal. Es war meine Hochzeit und nicht deine." Ich drehte meinen Kopf weg und damit war dieses Gespräch auch beendet.

„Kritik kannst du ja gar nicht vertragen, meine Güte." hörte ich sie und am liebsten wäre ich ihr an die Gurgel gegangen.

„Hör nicht auf sie, Camilla. Du weißt doch, dass sie nicht anders kann." stupste mich Diego an. „Alles gut." lächelte ich. Doch nichts war gut. Weder mein Ehemann, noch seine Mutter waren mir ein Segen. Wie sollte ich das bloß aushalten?

Nach ein paar Stunden, verabschiedeten sich endlich unsere Familien und wir hatten unsere Ruhe. Jetzt konnte ich es ansprechen. „Wieso hast du nichts gegen deine Mutter gesagt? Du bist mein Mann!"

Gael sah überrascht vom Fernseher zu mir. „Wow, ich bin dein Mann. Trotzdem sage ich nichts gegen meine Mutter." sprach er. „Wie bitte? Sie hat gesagt, dass ich fett aussah! Das ist respektlos!" erwiderte ich.

„Vielleicht hatte sie ja recht." entgegnete er und ich sah ihn nur schockiert an. „Nein hatte sie nicht! Ich bin nicht fett! Seid ihr komplett dumm?" rief ich und ging sauer aus dem Wohnzimmer raus. Ich hörte ihn lachen.

So ein Arschloch! Ich ging in das Schlafzimmer und legte mich in das Bett. Ohne es zu wollen, liefen die Tränen. Ich wollte das alles nicht. Ich wollte weg. Glücklich sein, ohne Gael.

Ich nahm mein Handy in die Hand und wählte die Nummer. Die Nummer, die ich auswendig lernte für jeden Ernstfall. Ich drückte auf den grünen Hörer und ließ das Handy zu meinem Ohr gleiten.

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Sorry, für die Verspätung. Wie findet ihr es und wen ruft sie an?

painofbella

Amor ForzadoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt