CAMILLA
„Ich versteh dich nicht?"
Würde ich Harper nicht kennen, so hätte ich wirklich gedacht, dass nichts dahinter stecken würde. Von ihrer Nervosität war plötzlich keine Spur mehr zu sehen, eher stand sie mir sehr sicher gegenüber. Doch ich wusste mehr als ihr lieb war.
„Kommst du kurz raus?" fragte ich ohne zu antworten. „Ich ruf' dich später an." beendete sie das Telefonat und wieder kochte es in mir. „Mit wem hast du telefoniert?" Eigentlich wusste ich es ohne zu fragen, doch diese Einleitung des Gesprächs gefiel mir.
Sie schluckte. „Grace." erwiderte sie und ich lachte humorlos auf. „Harper. Für wen hältst du mich eigentlich?" Ich zeigte mit dem Finger auf sie. „Du bist so falsch!" schrie ich wütend. „Verdammt, wir kennen uns seit der Grundschule! Das ist eine verfluchte Ewigkeit, in der ich so viel mit dir erlebt habe. Sofia und du wart für mich auf dem gleichen Stand!"
Harper sah mich perplex an, konnte wahrscheinlich die Situation gar nicht deuten. Wie sollte sie auch drauf kommen, dass ich von ihrer Angelegenheit mit Issac sprach? Sie waren extra außerhalb von Springfield ausgegangen, um es zu vermeiden, erkannt zu werden. Doch beide wussten nicht wie klein die Welt und wie groß das Schicksal ist.
„Camilla.. Ich verstehe gerade gar nichts. Was habe ich gemacht?" Sie kam mir einen Schritt näher, doch ich ging zurück und lachte humorlos auf. „Du gehst mit meinem Ex-Freund aus. Das ist los!" schrie ich wutentbrannt.
Sie hätte diese Lüge weiter ausgelebt, es war ihr egal. Durch das Licht der Eingangstür erkannte ich wie jegliche Farbe ihr Gesicht verlassen hatte. Sie realisierte nun, was los war. „Camilla, ich wollt es dir sagen. Wirklich!" beteuerte sie mit bebender Stimme.
„Sag mal, soll ich jetzt lachen und den Verstand verlieren? Glaubst du es hätte die Sache einfacher gemacht, wenn du es mir persönlich gesagt hättest?" entgegnete ich wütend auf ihre dumme Aussage.
„Denkst du, ich wäre dann glücklich und lachend durch's Leben gegangen? Du wusstest unter welchen Umständen ich Issac verlassen habe, du hast alles gewusst und die Situation ausgenutzt. Du bist so widerlich!"
Harper zuckte zusammen, ertrug die Wahrheit nicht. „Wir saßen heute in der Uni an einem Tisch, du hast bei mir zuhause aus meinem Teller gegessen, du hast mit mir gelacht. Hast du dich dabei nicht schlecht gefühlt? Hattest du nicht ein bisschen schlechtes Gewissen in dir?"
Sie wollte gerade zum Ansetzen sprechen, doch das ließ ich nicht zu. „Wie lange geht das schon? Seit wann hintergeht ihr mich?" stellte ich die ersehnte Frage. Harper's stockte bei der Frage. Sie ließ sich Zeit mit der Antwort.
„Camilla..-" setzte sie an. Wieder ging ich ein Schritt auf sie zu, sodass ich ihre großen Pupillen erkennen konnte. „Ich will nichts mehr hören! Antworte auf meine Frage, sofort!" Verlangte ich und wurde nur ungeduldiger. Ich wäre nicht ohne meine Antworten gegangen, egal wie sehr sie mich treffen würden.
„Er, er hatte es schon während ihr noch zusammen wart ein paar Male versucht, aber ich habe immer wieder abgeblockt. Als ihr euch dann getrennt habt, hat er es wieder einige Male probiert und ich-" sie brach ab, traute sich nicht mehr zu sagen.
Ich verlor meine Selbstbeherrschung als ich sie so fest ohrfeigte, dass ihr Gesicht nach rechts schellte. „Wie konntest du nur?! Du saßt neben mir und hast mir das Taschentuch gereicht, weil ich unendliche Tränen verlor nach der Trennung. Und im selben Moment hast du gewusst was er getan hat."
Harper schaute nicht mehr niedergeschlagen aus, sondern sehr wütend. So kannte man sie fast gar nicht. Das lag wahrscheinlich an der Ohrfeige. Doch das interessierte mich kein bisschen. Sie hatte es verdient! „Was glaubst du eigentlich wer du bist? Fass mich nie wieder an, hast du das verstanden?" kreischte sie.
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Amor Forzado
RomanceSeit zweiundzwanzig Jahren lebt Camilla den strengen Tagesablauf, den ihre konservativen Eltern regeln. Freunde, Partys, Jungs. Damit hatte sie eigentlich nie was am Hut. Aber als rauskommt, dass Camilla heimlich einen Freund hat, der auch noch kei...