Kapitel 12

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CAMILLA

„Findest du es sieht noch schlimm aus?" fragte ich Gael und sah ihn durch den Spiegel im Schlafzimmer an. Er kramte in der Schublade und drehte sich dann zu mir. Ich drehte mich hin und her auf dem Stuhl.

Ich fuhr mir wieder über die Verletzungen und konnte nicht einschätzen ob ich so in die Uni konnte. „Zeig mal her." antwortete Gael und ich drehte mein Gesicht zu ihm. Er beugte sich zu mir und kam näher mit seinem Gesicht.

Aus dieser kurzen Entfernung konnte man neben seiner grauen Augenfarbe, leichte blaue Pigmente in seiner Iris sehen, die mir so noch nie auffielen. Er hatte wirklich schöne Augen. Sie zogen einen in den Bann, so faszinierend waren sie. Seine Duftwolke war auch nicht zu über riechen, bei der Nähe. Er roch so gut, dabei war es erst zehn Uhr in der Früh. Wie kann man morgens so gut riechen?!

„Das sieht man fast gar nicht mehr, mach dir keinen Kopf." meinte er und ging wieder mit seinem Oberkörper hoch. Ich blickte hoch zu ihm. Ich war noch leicht hypnotisiert von seinem Geruch, sodass ich es wie benebelt aussprach.

„Du hast wirklich schöne Augen."

Gael, der dabei war zurück zu seiner Aufgabe zu gehen, hielt inne und lachte kurz auf. Er streckte seine Hand nach mir aus und kniff mir leicht in die Wange. „Danke, du auch." komplimentierte er zurück.

Und schon drehte er sich um. Ich musste automatisch schmunzeln, obwohl es so komisch war. Vor zwei Wochen hätten wir uns fast die Köpfe eingeschlagen und jetzt lächelten wir uns an. Das fühlte sich so unwirklich an. Trotzdem genoss ich diese Ruhe zwischen uns. Wer weiß, wann es wieder knallen könnte.

Da heute Sonntag war, würde ich morgen das erste Mal wieder in die Uni fahren. In den letzten Tagen hatte ich versäumten Stoff zugeschickt bekommen und diesen natürlich auch nachgearbeitet. Ich wollte das Studium so schnell wie möglich beenden und nicht zehn Jahre drin hängen. Ich hatte nur noch ein Jahr vor mir und das freute mich ungemein. Ich konnte es kaum abwarten, ins Berufsleben einzusteigen.

Ich sah wieder in den Spiegel und betrachtete die Verletzungen. Für mich sah es einfach total sichtbar aus, obwohl er meinte, man sehe es fast nicht mehr. Wahrscheinlich war meine Wahrnehmung einfach verzerrt. Fertig mit dem Betrachten, packte ich meine Tasche schon Mal für die Uni morgen.

***

„Camilla!" hörte ich jemanden nach mir rufen und verwirrt drehte ich mich um. Grace kam mit Harper im Schlepptau auf mich zu und die beiden hatten ein Grinsen drauf, dass bis nach Timbuktu reichte. „Mein Gott, deine Abwesenheit hat sich wie eine Ewigkeit angefühlt." Sagte Grace und drückte mich einmal fest. Genau wie Harper.

„Wir haben dir geschrieben und dich angerufen, aber du hast nicht darauf reagiert." Meinte Harper. „Sorry Leute, mir ging es echt nicht gut. Habe mir irgendwas eingefangen." Entschuldigend blickte ich die beiden an. So wie ich sie kannte, werden sie mir nicht böse sein können.

Und genauso war es auch, sie winkten einfach ab und wir liefen zusammen über den Campus ins Gebäude. Da die beiden gemeinsam Architektur studierten, verabschiedete ich mich und lief in meinen Vorlesungssaal. Ausnahmsweise setzte ich mich in die vorderen Reihen und packte mein Material aus. Der Dozent trat herein und somit fing die Vorlesung auch an.

Nach neunzig Minuten Unternehmensführung entließ uns der Dozent und ich machte mich schnell auf den Weg in die Cafeteria. Ich setzte mich an einen freien Tisch und packte mein Material zum Lernen aus. Ich hatte noch eine Stunde zur nächsten Vorlesung. Nebenbei hielt ich Ausschau nach den zwei Mädels.

Im nächsten Moment spazierten die beiden gemeinsam rein und sahen so aus als würden sie eine Diskussion führen. Als sie an meinem Tisch ankamen, schienen sie sich beruhigt zu haben. Grace verdrehte nur die Augen. "Wieso seht ihr so aus, als würdet ihr euch gleich die Köpfe einschlagen?"

Amor ForzadoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt