Kapitel 7

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CAMILLA

„Scheiße Camilla, jetzt sag mir wer dort liegt und was los ist!" rief Gael schon zum hundertsten Mal. Er schaute abwechselnd von mir zur Straße, dabei hatte er die Hände fest um's Lenkrad.

Ich war nur am weinen und konnte nichts aus mir herausstoßen. Und sein Geduldsfaden hatte nicht mehr viel übrig für mich. Ich konnte ihm aber nicht sagen, wer dort liegt.

Außerdem würde er mich niemals ins Krankenhaus fahren, wenn er wüsste, dass es sich um einen anderen Mann handelt. Nicht aus Eifersucht, sondern aus Prinzip.

Das würde nur Ärger geben. Also musste ich lügen. „Miguel liegt dort und Sofia geht es nicht gut." Log ich weinend und putzte mir die Nase. Er drehte sich kurz überrascht zu mir. Es war total absurd wegen Miguel so einen Aufstand zu machen, im Prinzip war er „nur" mein Schwager. Deshalb hoffte ich er würde mir diese Lüge abkaufen. Etwas anderes war mir in dem Moment nicht eingefallen.

„Was ist ihm denn passiert?"

Ich schluchzte auf. „Ich konnte nichts verstehen, ich werde es gleich erfahren." meinte ich und hoffte er würde nicht mit hochkommen. Er bog auf den Parkplatz des Krankenhauses und ich stieg schnell aus. Ich beugte nochmal mich ins Auto.

„Bleib hier, ich schaue was los ist und komme wieder."

Er wollte widersprechen, doch da knallte ich die Tür zu. Ich durfte auf keinen Fall zu lange bleiben, sonst würde er hinter all dem kommen.

„Hallo, ich möchte zu dem Patient Issac. Issac Hawkin." bat ich und kämpfte mit den Tränen. Die Dame hinter dem Glas erwiderte meinen Blick nur grimmig, aber warf einen Blick in ihren Computer.

Sie tippte eine kurze Zeit und sah mich dann aus ihren Gläsern an. „Gebäude C, Etage 4, Zimmer 253." Ich nickte dankend und wiederholte ihre Worte immer wieder im Kopf.

Auf der vierten Etage erkannte ich wo ich war. Intensivstation. Oh Gott, was war nur los? Bei dem Gedanken, ihn gleich verkabelt anzutreffen, lief es mir eiskalt den Rücken hinunter.

Ich stieß die Tür mühsam auf und erkannte am Ende des Ganges einen Mann. Das müsste der Freund sein, der mich anrief. Ich joggte augenblicklich dorthin.

„Hey.." ich nahm einen tiefen Atemzug. Ich erkannte Malik, einen guten Freund von ihm. „Wo ist er? Was ist ihm passiert?" wieder kamen mir die Tränen hoch.

Malik sah mich mitfühlend an und strich mir über die Schulter, bevor anfing zu sprechen. „Wir waren in einer Bar etwas trinken, da sind irgendwelche Typen gekommen und haben sich mit ihm angelegt. Er hat es sich natürlich nicht gefallen lassen. Einer von ihnen hat dann ein Messer gezückt und ihn schwerverletzt. Er ist vor zwanzig Minuten aus dem OP-Saal entlassen worden."

Er fuhr sich gestresst über sein Gesicht. Ich zog scharf die Luft ein und sogleich liefen mir die Tränen. Ich schüttelte den Kopf. Gestern hatte ich seine Stimme noch gehört und jetzt lag er dort.

„Kann ich zu ihm?" Malik nickte und zeigte mir die Tür. „Bleib nicht zu lange, die Ärzte erlauben nur ein paar Minuten." Als würde es eine Rolle für mich spielen.

Die große Tür ging automatisch auf und der Anblick, der sich mir bat ließ mich laut aufwimmern. Issac lag regungslos auf dem Krankenbett. Eine Nadel schmückte seine große Hand, die mit der Infusion verbunden war.

Seine Nase war mit Sauerstoff verbunden und ich erkannte Drainagen, die aus der Decke herausragten. Das war überhaupt kein schöner Anblick. Ich hatte das Gefühl, jeden Moment das Bewusstsein zu verlieren.

„Kommen Sie rein." hörte ich eine leise Stimme. Ich erblickte eine Krankenschwester. Ich nickte dankend und machte einige Schritte zu seinem Bett, bis ich vor ihm stand.

Amor ForzadoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt