10. Ein unschönes Mittagessen

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Die nächsten Tage vergingen ereignislos.
Abraham und ich verbrachten viel Zeit in der Bücherei und lernten für unsere anstehenden Prüfungen. Nancy war irgendwie im Back-Fieber und zauberte alle zwei Tage ein neues Gebäck, während Jaxon es sich zur Hauptaufgabe gemacht hatte mindestens 90% davon zu verschlingen, sodass ich mich mit Nancy um die Überbleibsel streiten musste.
Hunter war die letzten Tag wieder kaum anwesend und jetzt wo ich darauf achtete, fiel mir auf, dass er tatsächlich gar nicht so viel Zeit vorm PC verbringen konnte, weil er irgendwie eh nie zuhause war.

Wenn wir uns dann mal sehen, ob in der WG oder mal zufällig an Campus, dann lächelte er mir bereits von der Ferne entgegen. Gesprochen hatten wir dennoch nicht mehr.

Und das war ok.
Denn nach einer weiteren schlaflosen Nacht, war ich zu dem Endergebnis gekommen, dass ich meine Gefühle, die der "neue" Sex, also der Sex mit Männern, in mir auslöste, absolut missinterpretiert hatte.
Ich hatte keine Gefühle für die Männer.
Ich hatte nur Gefühle wegen den Männern. Völlig unabhängig davon, welcher Mann es schlussendlich war.

Klar, die Gespräche waren beiden wirklich gut, aber mir war es schon immer leicht gefallen mit fremden Menschen Gespräche zu führen, weshalb ich das jetzt nicht so hochhalten durfte.

Schlussendlich war es einfach nur extrem guter Sex.
Keine Ahnung, aber Analsex hatte Türen der Befriedigung geöffnet, von dene ich nicht wusste, dass sie existierten.
Und jetzt wo ich mehr oder weniger ins Reine gekommen war, konnte ich das auch recht gut differenzieren.
Immerhin war ich anfangs der Meinung gewesen, dass der Sex mit ihm nur so gut war, wegen ihm. Doch der Sex mit Hunter hatte das widerlegt.

Alle guten Dinge waren drei, weshalb ich mir für die nächste Party - nach meinen Prüfungen - vorgenommen hatte, vielleicht eine andere verwirrte, männliche Seele zu finden um austesten zu können, ob mir der Sex mit Männern wirklich so zusagte.
Vielleicht diesmal sogar mit getauschten Rollen.

»Ah, Abraham... weil es mir gerade wieder einfällt.« Der Angesprochene hob fragend seinen Kopf und legte dabei den Highlighter in seiner Hand beiseite. Wir waren wie so oft die letzte Zeit wieder in der Bücherei. Es war kurz nach Mittag und gegen vierzehn Uhr trafen wir uns mit Elly - seiner besten Freundin - zum Brunch. Bis jetzt hatte ich sie noch nicht persönlich kennengelernt, aber die Geschichten über sie waren alle ziemlich amüsant.

»Wir machen Freitagabend einen WG-Filmeabend mit Pizza und Popcorn und alles was halt dazugehört. Wenn du Bock hast kannst du auch kommen.«

»Sounds like fun, aber Freitag ist mein 'beste Freunde Abend' mit Elly, da muss ich leider passen.« Er rollte lachend mit den Augen und auch ich musste lachen.

»Du kannst sie auch einfach mitbringen. Nancy hat sicher nichts gegen weibliche Unterstützung bei der Filmauswahl.«, gluckste ich und brachte Abraham mit meinem Argument zum nicken.

»Ich schreibe ihr gleich.«, informierte mich der Braunhaarige und zückte sofort sein Handy.

Die nächsten zwei Stunden vergingen rasend schnell und nach einigen verzweifelten Versuchen etwas zu lernen, packten wir unsere Sachen und schlenderten zu Abrahams Auto, weil wir uns außerhalb des Unigeländes mit seiner besten Freundin trafen.

»Du wirst sie mögen.«, versprach mir Abraham und zwinkerte mir vielsagend zu als wir aus seinem Auto stiegen und das zugegebenermaßen niedliche Café betraten. Er begrüßte die Bedienung, die ihn anscheinend gleich erkannte.
»Hey Lilly.«, lächelte Abraham und die brünette Schönheit kicherte. »Hi Abe.«

»Das ist mein Kumpel Preston. Preston. Lilly.« »Hey, schön dich kennenzulernen.«, schmunzelte ich und beobachtete wie ihre Hand leicht zitterte als sie eine gelockte Strähne hinter ihr Ohr schob. »Hi Preston.«

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