42. Eine einsame Rückkehr

3K 232 128
                                    

In die WG zurückzukehren, nachdem ich so lange weg war, war irgendwie seltsam. Niemand war zuhause, die Lichter waren alle aus und irgendwie fühlte ich mich ab dem ersten Moment, als ich über die Türschwelle getreten war, alleine. Meine aufgedrehten Schwestern fehlten mir und Dads Geschichten aus der Arbeit hatten mich doch auch immer erheitert. Zuhause war immer etwas los und jetzt plötzlich wieder so alleine zu sein, war seltsam.

Ich hatte Hunter auf seine Nachricht nicht mehr geantwortet und während er danach mehrmals versucht hatte mich zu erreichen und mir ab und an eine Guten Morgen Nachricht geschickt hatte, hatte ich versucht so wenig wie möglich an ihn zu denken. Ich wollte nicht mit ihm sprechen, ich wollte nichts von ihm hören und sehen wollte ich ihn erst recht nicht. 

Ja, wir hatten eine Pause und ja, ich wollte ursprünglich mit ihm Schluss machen, aber dass er mit jemand anderem geschlafen hatte und es mir dann auch noch so belanglos per Nachricht mitteilte, tat furchtbar weh und hatte mir auch die restliche Zeit bei meiner Familie kaputt gemacht. 
Seit seiner Nachricht war meine Laune im Keller, das war auch meiner Familie aufgefallen, woraufhin sie alle ein wenig Abstand zu mir gehalten hatten, um mir meinen nötigen Freiraum zu geben. 

Einerseits war das sehr nett von ihnen, andererseits hatte es mich zunehmend traurig gestimmt, da ich eigentlich Zeit mit ihnen verbringen wollte und nicht meinen Liebeskummer alleine in meinem Zimmer auskurieren. 

Ich seufzte schwerfällig, als ich meine Tasche mit einem lauten Plumps fallen ließ und mir erst einmal etwas zu trinken holte. Die lange Autofahrt hatte mich ausgelaugt und nach einer Dusche würde ich sofort ins Bett gehen, immerhin war es auch schon recht spät. 

So lag ich zwanzig Minuten später bereits im Bett und ließ mich von meiner Fernseher beschallen, während ich gelangweilt durch mein Handy scrollte. 

Nancy und Jaxon hatte ich eine Nachricht geschrieben, damit sie Bescheid wussten, dass ich wieder da war, woraufhin Abraham mir gleich eine Sprachnotiz geschickt hatte, dass er morgen dringend mit mir sprechen musste. Dass das Gespräch persönlich sein musste, hatte er dabei unglaublich oft betont, was eindeutig darauf hindeutete, dass es irgendetwas wirklich wichtiges sein musste. Dafür hatte er mich sogar extra zu sich nach Hause eingeladen. 
Um sechs Uhr morgens. Eine utopische Uhrzeit für mich, aber da ich bereit jetzt im Bett lag, würde das kein Problem darstellen. Hoffentlich.

Als mein Wecker dann wenige Stunden später klingelte, hätte ich Abe am liebsten umgebracht. Selbst die Sonne ließ sich nur schemenhaft am Horizont erkennen und im Bad musste ich sogar noch das Licht einschalten, weil die Sonnenstrahlen nicht ausreichten, damit ich wirklich etwas sehen konnte. 
Die gottlose Uhrzeit bereitete mir zunehmend Kopfschmerzen und das laute Surren meiner Elektrischen Zahnbürste machte das Wummern nicht besser. 

Erst als ich mir mit kaltem Wasser das Gesicht auswuscht, klärte sich mein Verstand etwas und ließ mich deutlich wacher erst das Badezimmer und dann die Wohnung verlassen. 

Die Fahrt zu Abraham verlief still. Der Radio war ausgeschaltet und die Straßen waren zum Glück leer, sodass ich auch im Halbschlaf unbeschadet an der Villa ankam. 

Abraham hatte mir extra gesagt, dass ich nicht in der Einfahrt parken sollte, sondern eine Straße weiter, damit seine Eltern nicht geweckt wurden. Noch ein Grund, warum wir uns einfach später hätten treffen können. 

Der einzige Vorteil waren die angenehmen Temperatur um diese Uhrzeit. Die Sonne brach noch nicht herunter und langsam ging der Sommer sowieso zu Ende, sodass ich mit Shorts und Pullover gut ausgestattet war. 

Abes Nachweisen folge leistend, schrieb ich dem Brünette eine kurze Nachricht, dass ich da war, da ich auch nicht klingeln durfte und konnte mir ein genervtes Seufzen nicht verkneifen, als Abraham mit kleinen, verschlafenen Augen die Tür öffnete und mir sofort anzeigte, dass ich leise sein musste, in dem er sich den Zeigefinger vor die Lippen hielt. 

Der One Night Stand ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt