13. Ein ehrliches Gespräch

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Ich konnte die Tränen nicht aufhalten. Stumm tropften sie von einem Gesicht auf mein Oberteil, durchnässten den Stoff langsam.
Nach ewig langem herumirren, war ich kraftlos auf einer Parkpark zusammengesackt. Meinen Kopf lag auf der Rückenlehne und gedankenverloren starrte ich in den klaren Sternhimmel hinauf.

Ich schämte mich so sehr.
Wie konnte ich mich nur auf Hunter einlassen? Wie konnte ich so dumm sein?
Er war viel zu nah. Verdammt, wir wohnen in einer WG. Wie sollte ich jemals wieder nach Hause gehen können?

Ich dachte wirklich, dass da etwas zwischen uns ist. Eine Freundschaft, vielleicht sogar mehr.
Warum sonst hatte er mich immer so angelächelt? Warum war er am nächsten Morgen so lieb?
Wir haben gekuschelt, herum gealbert, so viele sanfte Küsse ausgetauscht. Das konnte nicht alles nur Fassade sein.
Oder?

Ich schluchzte leise auf und versuchte die Tränen von meinen Wangen zu streichen. Doch unaufhörlich quollen weitere heraus, sodass ich schnell laut schluchzend, kaum zu Luft kommend, am heulen war.
Erbärmlich irgendwo auf einer Parkbank in der Dämmerung.

Zumindest war es warm.
Regen hätte meine Laune besser getroffen.

Deswegen waren die Mädels oft so vernarrt. Jetzt konnte ich es verstehen.
So wie er mit mir umgegangen war, konnte ich doch gar nicht anders als so zu denken. Zu denken, dass er mich irgendwie mochte.

Ob er mit Elly genauso umging? So liebevoll sanft? Ob sie auch kuschelten?

Von meinen eigenen Gedanken genervt, entkam mir ein verlorenes Brummen.
Wieso traf es mich so sehr, dass Hunter mich nur als leichten Fick sah?
Ich hatte was ich wollte. Ich hatte mit einem zweiten Kerl geschlafen und damit die Bestätigung, dass es nicht nur an ihm lag, sondern am Sex selbst.

Warum reichte mir das nicht?
Warum konnte ich mich damit nicht zufrieden geben?

Ich hatte einstimmig die Entscheidung getroffen, dass ich keine Gefühle für Hunter hatte. Es war einzig und allein der Sex. Der sehr gute Sex.

Warum also heulte ich ihm jetzt hinterher?!

Mein Handy vibrierte und als es auch nach wenigen Minuten noch nicht damit aufgehört hatte, zog ich es fluchend aus meiner Hosentasche.
Nancy versuchte mich anzurufen.

Ich starrte so lange auf den Bildschirm bis der Anruf abbrach. Ich wollte nicht mir ihr reden. Nicht, wenn Hunter vielleicht in der Nähe war.

Nancy (Fr., 19:45 Uhr)
Wo bist du? Alles ok?

Ich schüttelte nur stumm den Kopf. Ich würde ihr ganz sicher nicht antworten.

Von der plötzlichen Verzweiflung gepackt, drückte ich statt auf Nancys Nummer auf Lillys.

Die Brünette brauchte nur wenige Augenblicke, ehe ich ihre süße Stimme im Hörer hören konnte.
»Hey Preston, so eine Überraschung. Ist euer Filmeabend schon vorbei?«

Es kostete mich einige Versuche bis ein richtiger Ton über meine Lippen kam. »Ich bin gegangen.«, flüsterte ich.

»Pres... weinst du?« Ihre besorgte Stimme triggerte etwas in mir, wodurch ich wieder haltlos zu schluchzen begann.

»Hey Pres. Alles ist gut. Shh. Nicht weinen. Was ist passiert? Geht es dir gut?« Ich hörte etwas rascheln, wahrscheinlich lag sie bereits im Bett oder auf dem Sofa.

Ich konnte meine Schluchzer kaum unter Kontrolle bringen, sodass kein richtiges Wort über meine Lippen kam. Beim besten Willen konnte ich ihr nicht antworten.

»Wo bist du? Bist du zuhause?«, fragte Lilly hörbar besorgt. »Pres, bitte antworte mir.«

»I-ich b-bin im Park.«, keuchte ich kraftlos und sackte wieder gegen die Rückenlehne.

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