45. Ein überraschendes Fußballspiel

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Die nächsten zwei Wochen verbrachte ich ausschließlich damit, meine liegengebliebenen Unisachen nachzuholen und aufzuarbeiten, für Klausuren zu lernen und schaffte es auch endlich den Stapel an ausgeliehenen Büchern zurück in die Bücherei zu bringen. Die Strafe, die ich zahlen musste, hatte mich zwar verärgert, war aber immer noch billiger, als ich nach drei Monaten erwartet hätte.

Ich verbrachte viel Zeit mit Abraham, der von meinem Eifer deutlich profitierte. Wir nutzten so ziemlich jede freie Minute zum lernen oder zum nacharbeiten der Vorlesungen, wodurch wir bald beide ein ganz neues Niveau erreicht hatten, das auch von unseren Professoren nicht unbemerkt blieb.

Mit Nancy und Lilly hatte ich über mehrere Tage hinweg einen Desperate Housewives Marathon gemacht, der von maßenhaft Süßigkeiten, Pizza und ungesunden Getränken unterstützt wurde. Sogar Jaxon und Abraham hatten sich für ein paar Folgen dazu gesellt, bis sie sich dazu entschieden hatten, dass Zocken doch cooler war.

Dank meiner Freunde und dem Lernstress, den ich mir größtenteils selber machte, schaffte ich es kaum einen Gedanken an Hunter und Lincoln zu verschwenden. Beim Duschen hörte ich jedes Mal extra laut Musik oder einen Podcast, damit meine Gedanken nicht abschweifen konnten und abends lernte ich entweder so lange, dass ich todmüde ins Bett fiel oder ich ließ mich so lange vom Fernseher berieseln, bis ich gar nicht merkte, dass ich einschlief.
Das war nicht unbedingt gesund, aber es erfüllte seinen Zweck.

Auch meine Tränen wurden immer weniger, sodass ich wieder ernsthaft lachen und die Zeit mit meinen Freunden genießen konnte. Es wurde von Tag zu Tag besser, auch wenn es auch nur Tappelschritte waren.

Die Beiden spukten trotz allem weiterhin in meinem Kopf. Egal was ich tat, sie waren irgendwie immer präsent. Ich konnte die beiden nicht einfach so vergessen.

Tatsächlich war ich von Hunters Idee einer Dreierbeziehung nicht gänzlich abgeneigt. Der Gedanke gefiel mir sogar sehr gut. So musste ich mich nicht für einen der Beiden entscheiden und würde niemanden verletzen. Für mich wäre das eine bloße Win Win Situation.

Und da Hunter und Lincoln ohnehin bereits Freunde waren und sich mittlerweile auch näher gekommen waren und Hunter Linc sogar von seinem Plan erzählt hatte, wenn auch mit falschen Tatsachen, war es wohl für die beiden auch nicht mehr abwegig.

Deswegen erwischte ich mich auch immer öfter, wie meine Tagträume zu Szenerien mit den beiden übergingen. Wie wir zu dritt in meinem Bett lagen, zu dritt kochten, zu dritt duschten. Dieser Gedanken hatten mich mehr als nur einmal zum lächeln gebracht.

Andererseits verletzte mich Hunters Alleingang weiterhin ungemein. Warum konnte er nicht einfach mit offenen Karten spielen? Warum musste er alles kaputt machen, anstatt einfach mit mir zu reden?
Ich war ja offensichtlich nicht davon abgeneigt. Das hätte Hunter gewusst, wenn er ein Mal mit mir geredet hätte.

Obwohl dieses schmerzhafte Chaos zwischen uns Dreien passiert war, konnte ich es mir seltsamerweise noch immer gut vorstellen. Das würde jedoch keiner der beiden als erstes von mir hören. Sie durften ruhig auf mich zukommen.

Die letzten zwei Wochen hatte Hunter mir mehrmals zugegebenermaßen süße Nachrichten geschrieben, ohne dabei aufdringlich zu sein. Er ließ sich zuhause kaum blicken und versuchte mir damit etwas Freiheit und Abstand zu geben. Trotz allem achtet er immer darauf, dass genügend Schokoladenpuddings im Kühlschrank waren und ab und an hatte ich schon eine frische Pizza vor meiner Zimmertür entdeckt.

Von Abraham wusste ich, dass sein Bruder schon des Öfteren nach mir gefragt hatte und sich offenbar große Sorgen um mein Befinden machte. Im Gegensatz zu Hunter hatte er jedoch noch keine Mühen gezeigt, um sich mit mir in Verbindung zu setzen. Laut Abraham traute er sich nicht, weil er zu große Schuldgefühle hatte.

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