40 - Déjà-vu

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Ich konnte ihn nur anstarren. Wie er da stand. In seinem lässigen Anzug und den mäßig gebändigten Haaren, sah er aus wie immer. Das feine Lächeln auf den Lippen gab mir den Rest.

„Josh?", fragte ich und hatte mich noch nie so zwiegespalten gefühlt wie in diesem Moment. Er stand bereits vor mir, während ich noch versuchte mit seiner Anwesenheit klarzukommen. „Geht es dir gut?", fragte er. Ich klammerte mich an den Kaffeebecher, der wie durch ein Wunder heil geblieben war.

„Was tust du hier?", gab ich zurück, statt zu antworten, da mein Verstand nicht arbeitete. Er war damit beschäftigt dieses Déjà-vu, welches irgendwie doch keines war, den Schock und die plötzliche Anwesenheit von Josh zu verarbeiten.

„Ich habe einen Termin bei deinem Chef", antwortete er mir und vergrub die Hände in die Taschen. Ich nickte, als hätte ich davon gewusst. In meinem Kopf überschlugen sich jedoch die Fragen. Was tat er hier? Hier wie in hier in London. War er nicht in New York? Warum sollte er nun etwas mit Mr. Lee besprechen? Warum wusste ich nichts davon? Immerhin war das meine Aufgabe.

„Bist du sicher, dass es dir gut geht?", fragte Josh und trat einen Schritt näher an mich heran. Ich sah zu ihm hoch und das Bedürfnis ihn zu umarmen wurde beinahe übermächtig. Ich konnte nur nicken. Joshs grüne Augen nahmen meine gefangen und ich war unfähig wegzusehen. Konnte ihn nur anstarren und den Drang unterdrücken ihn anzuspringen. Es war als würde eine unsichtbare Schnur mich näher zu ihm ziehen.

„Ich sollte gehen, Mr. Lee wartet auf mich", schaffte ich es zu sagen. Ich hob den Kaffeebecher an, wie um zu zeigen, dass ich etwas zu tun hatte.
„Ich komme gleich nach", gab er zur Antwort und sah mich mit einem undefinierbaren Gesichtsausdruck an. Ich drehte mich um und ging so schnell ich konnte zum Hintereingang.

Während ich die Treppen zum Büro hoch stiefelte versuchte ich das Ganze zu verarbeiten.

Josh war hier, nicht in Amerika und musste anscheinend zu meinem Chef. Das Implizierte das er ein Projekt hier in England vorhatte. Ein Projekt, welches wir mitplanen würden.

War es etwa doch eine Hochzeit? Hatte er sich umentschieden und wollte nun Marissa doch heiraten? Wer war die Frau damals am Telefon gewesen? War das Marissa oder jemand anderes?

Mir schwirrte der Kopf.
„Jane, was hat so lange gedauert?", fragte Mr. Lee als ich eintrat, ohne von seinen Unterlagen aufzublicken. Ich stellte den Kaffee vor ihm ab. „Haben sie heute ein Meeting mit Josh Banks?", fragte ich und seinen Namen laut auszusprechen war wie ein Schlag in die Magengrube. Mr. Lee hob den Kopf. „Habe isch, ja, ich wollte sie nosch informieren." Er sah ein wenig so aus, als täte es ihm Leid es verpasst zu haben. Was mich ein wenig überraschte. „Aber ich brauche sie nischt bei die Meeting, Hannah kann misch begleiten", fügte er hinzu und toppte meine Überraschung von gerade eben noch. Ich nickte. „Danke Mr. Lee."

Ich spürte den mitleidigen Blick, welcher mir aus dem Raum folgte deutlich. Mein Weg führte mich direkt zu den Toiletten. Ich lehnte mich gegen das Waschbecken und sah mich im Spiegel an. Meine Teddy-Augen, wie sie Dad immer nannte, waren riesig groß und die Pupille stark erweitert. Es sah beinahe fiebrig aus. Ich atmete tief durch und legte mir ein feuchtes Papiertuch in den Nacken.

Sollte ich mich einfach hier verstecken bis Josh wieder gegangen war? Ich wollte ihm nicht noch einmal begegnen. Dazu hatte ich wirklich keine Lust. Das Gefühlschaos zwischen Schmerz und Verlangen, welches er in mir auslöste, war mehr als nur unangenehm. Es war beinahe nicht auszuhalten.
Ich sah mich im Spiegel an und entschied: Nein.

Ich würde mich nicht verstecken und diese Schwäche eingestehen. Ich würde nicht zeigen wie sehr mir unsere Trennung zugesetzt und wie sehr es mich verletzt hatte, dass es ihm anscheinend sehr wenig ausgemacht hatte.

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