Kapitel 15 - Zwang

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„Samantha, ich kann mich nicht daran erinnern, dich zurückgerufen zu haben.“ Ich hatte Erics Wut gespürt, lange bevor ich die große Halle betreten hatte. Er saß in einem von ihm selbst ernannten Thron und überall um Jack und mich herum tauchten die anderen „Familienmitglieder“ auf. Es war erstaunlich, dass es wirklich so viele Vampire gab, die es an einem Ort zusammen aushielten. Mittlerweile waren wir schon um die fünfzig.
„Ich mich auch nicht“, erwiderte ich

schnippisch, weshalb Jack mir sofort beunruhigt die Hand auf die Schulter legte. Er machte sich Sorgen.
„Was suchst du dann hier?!“, donnerte Eric. Neben ihm tauchte Kira auf. Lässig lehnte sie mit einem selbstgefälligen Grinsen neben ihrem 'Meister' und sah mich mit einem Blick an, der sich durch die Verachtung auszeichnete, die sie mir entgegenbrachte. Hinter Eric standen noch fünf weitere Vampirinnen. Sie waren hübsch und genau deshalb hatte sie unser Familienoberhaupt wohl auch als seine Bräute auserwählt. Ich wusste nicht, wie man sich als Frau so herabstufen lassen konnte. Eine von vielen zu sein, konnte nur verletzend sein.
„Ich habe den Auftrag abgebrochen“, erklärte ich ehrlich und trat dabei einen Schritt nach vorne. Ich durfte jetzt keine Schwäche zeigen. Eric war stärker als ich und er würde mich ohne zu zögern töten, so viel war sicher.
„Wie bitte?!“ Eric erhob sich.
„Ich gebe dir mein Wort, dass Klaus dieser Familie niemals etwas antun wird. Mit oder ohne seine Unterschrift. Er ist an keinem hier interessiert.“
„An dir schien er interessiert zu sein“, kicherte Kira aus dem Hintergrund. Wie ich diese Tussi doch verabscheute. Wie konnte Jack sie nur so vergöttern.
„Und genau deshalb gab ich dir diesen Auftrag, Samantha. Du hast mich enttäuscht. Du hast deine Familie enttäuscht.“ Zustimmendes Gemurmel ertönte. Wie gerne hätte ich in diesem Moment all diesen fremden, verängstigten und verwirrten Vampiren gesagt, dass das hier keine Familie war und ich auch niemals dazu gehören würde.
„Ich gebe dir mein Wort, Eric...“, versuchte ich weiter den Vampir vor mir zu beruhigen.
„Was bedeutet dein Wort, Sam?! Das Wort einer Verräterin. Nun gut, ich will dir verzeihen. Geh zurück nach Mystic Falls und bringe die Sache zu Ende. Vielleicht lässt Klaus ja noch einmal mit sich reden.“ Ich atmete tief ein, ehe ich den Kopf schüttelte.
„Ich kann das nicht“, flüsterte ich. Kaum hatte ich diese Worte ausgesprochen, spürte ich auch schon die harte Wand in meinem Rücken. Eric hatte mich einmal quer durch den Raum geschleudert. Die Vampire, die ich entweder getroffen oder die mir hätten helfen können, waren aus dem Weg geschnellt. Sie trauten sich nicht, sich mir zu nähern, so wie es ihr Anführer gerade getan hatte.
„Was hast du gesagt?“, donnerte mir der ältere Vampir entgegen. Stöhnend richtete ich mich auf, während ich mir das Blut aus den Mundwinkeln wischte.
„Ich kann und werde nicht zurückkehren. Hier ist niemand in Gefahr, ich...“ Mit einem Fausthieb schlug Eric mich wieder zu Boden.
„Gehorche!“, brüllte mir der Ältere entgegen. Mit ungeheurer Kraft trat er gegen meinen kleinen Körper, sodass ich mehrere Knochen brechen hörte und spürte. Wieder krachte ich gegen eine der Wände.
„Eric!“, hörte ich Jack schreien, als ich mich stöhnend aufrichtete. Unser Familienoberhaupt drehte sich zu ihm herum. „Sie hat recht, sie kann nicht noch einmal zurück.“ Was tat er da? Wieso machte mein bester Freund Eric nun auch wütend auf sich? Ich konnte von hier verschwinden. Fliehen. Irgendwie, irgendwann. Aber er mochte die Sicherheit hier und vor allem liebte er Kira. Und diese würde diesen Ort hier niemals verlassen.
„Jack...“, murmelte ich.
„Schon gut, Sam. Eric, hör zu. Sie ist geflohen. Würde sie nun nach Mystic Falls zurückkehren, wäre das für Klaus ein Zeichen von Schwäche und das nicht nur von Sam, sondern auch von dieser Familie.“ Die Menge um uns herum begann zu murmeln. Was versuchte Jack da?
„Versuchst du gerade, mir unsere Strategie zu erklären?“, zischte Eric. In seiner Stimme klang der Wahnsinn mit, mit dem er mich so oft verprügelt oder versucht hatte, in seinen Harem aufzunehmen.
„Niemals, Meister. Ich versuche nur, ein gutes Familienmitglied zu sein. Klaus würde keine schwache Familie dulden und uns alle für Sams Verhalten zur Rechenschaft ziehen.“
„Und was schlägst du vor, Sohn?“ Ich zuckte zusammen. Was bildete Eric sich eigentlich ein, sich als Vater dieser Meute zu fühlen. Er war stärker und älter als wir. Das hatte er oft genug bewiesen, aber er war wohl eher ein Tyrann, als ein Vater.
„Lassen wir die Sache auf sich beruhen. Ich kenne Sam und ich kenne Klaus. Wenn sie sagt, dass er nicht kommen und uns richten wird, dann können wir ihr das glauben.“
„Glauben?“, donnerte Eric und begann zu lachen, „Habt ihr das gehört, meine Kinder. Wir sollen glauben. Sicherheit beruht nicht auf Glauben sondern auf harten Tatsachen.“ Es herrschte Ruhe, als Eric langsam auf seinen Thron zuschritt und sich wieder dort hinein setzte. Nachdenklich legte er die Hand an seine Stirn. Schmerzerfüllt sah ich ihn an. Natürlich heilte ich als Vampir, doch bei mir dauerte es viel länger als bei meinen Art
„Jeder Vater hat Kinder, die seiner mehr bedürfen als die anderen. Du bist so ein Kind, Sam.“
„Ich bin nicht deine Tochter“, knurrte ich.
„Und doch suchst du meinen Schutz wie ein kleines Kind.“
„Nicht mehr, Eric“, erklärte ich ehrlich, „Ich werde diese Familie verlassen.“
„NIEMAND VERLÄSST DIESE FAMILE. OHNE MICH BIST DU NICHTS, SAMANTHA SALVATOR. UND DESHALB WERDE ICH JETZT AUCH DERJENIGE SEIN, DER WIEDER EINMAL HINTER DIR AUFRÄUMEN MUSS.“
„Du musst gar nichts. Ich bin dir keine Rechenschaft und keinen Gehorsam schuldig. Nicht mehr.“ Mit einem Kichern tauchte Kira hinter ihrem Meister auf.
„Ich habe es doch gesagt, ich hätte dort bleiben sollen.“ Wütend fuhr Eric herum. Solch einen Gesichtsausdruck hatte ich noch nie bei ihm gesehen. Mit einem Knurren packte er Kira an der Kehle und hielt sie vor sich in meine Richtung.
„Kinder müssen bestraft werden, nicht wahr. Um sie auf den rechten Pfad zurückzuführen.“
„Ich...“, röchelte Kira. Blut floss aus ihrer Nase. Grinsend drückte Eric noch mehr zu.
„Und wenn das nicht mehr weiterhilft, muss ein guter Vater zu härteren Mitteln greifen.“ Was tat Eric da? Glaubte er wirklich, dass Kira mir auch nur eine Träne wert war?
„Ich werde Klaus hierher einladen. Ihn und seine Familie. Ein nettes Essen, ein offenes Gespräch und eine liebreizende Entschuldigung und schon wird dieses Missverständnis aus der Welt geschafft sein. Wir alle können wieder in Frieden und Sicherheit leben. Wir alle, Samantha.“
„Nein“, gab ich ernst zurück. Kira schrie auf, als Eric seine Fingernägel in ihren Hals bohrte.
„KIRA!“ Jacks markerschütternder Schrei erzeugte bei mir eine Gänsehaut. Blitzschnell war mein bester Freund an meiner Seite. Er wusste, dass er Eric nicht brechen konnte. Bei mir hingegen...
„Sam, bitte. Er wird sie töten.“
„Verlang das bitte nicht von mir, Jack“, flehte ich meinen besten Freund an.
„Genau das habe ich damals auch gedacht und doch habe ich das alles ertragen. Für dich, Sam. Für meine beste Freundin. Nie habe ich dich dafür um etwas geben. Jetzt hingegen wünsche ich mir, dass du dich dafür revanchierst.“ Ich fühlte mich wie leer gesaugt, als ich in Jacks Augen blickte. So voller Wut, Hoffnung und Verzweiflung. Er hatte recht. Es war wie damals. Nur dass wir nun die Rollen getauscht hatten. Nun war ich an der Reihe, ihm einen Wunsch zu erfüllen, der mehr abverlangte, als alles andere auf der Welt.  
„Nun gut.“ Eric lachte laut auf.
„Wie war das?“
„Nun gut....., Vater.“
„So ist es gut.“ Selbstgefällig ließ Eric Kira auf dem Boden ab. Bewusstlos fiel zu Vampirin zu Boden.
„KIRA!“ Ich hielt Jack fest, als er zu seiner Geliebten stürmen wollte. Verwundert sah er mich an, als er aber auch schon erblickte, was ich auch gesehen hatte. Schatten lösten sich aus der Dunkelheit hinter Eric und drei junge Vampire packten Kira und schleiften sie aus dem Raum.
„Meine Sicherheit. Wir werden das mit Klaus morgen gemeinsam regeln, meine liebe Samantha. Du wirst tun, was ich dir sage. Keine Fluchtversuche, keine Angriffe. Sei eine brave Tochter und hilf deiner Familie.“ Widerwillig nickte ich. Ich hatte gewusst, dass Eric mich nicht so einfach gehen lassen würde, doch das hier war selbst für ihn ein neuer Tiefpunkt.

Never forget the past... (VampireDiaries - FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt