Kapitel 7 - Versprechen

1.2K 53 2
                                    

„Wer ist denn das?“, fragte ich eine unserer Mägde. Sie waren mir einfach viel lieber als die Damen, die sich in ihren extravaganten Kleidern kaum bewegen konnten.
„Er ist erst seit kurzem hier in Mystic Falls. Seine Name ist Niklaus und er ist meines Wissens nach ein Lord.“ Nachdenklich nickte ich. Titel interessierten mich nicht, doch der attraktive Mann, der eben den Ball betreten hatte, weckte mein Interesse und das war sonderbar, denn Männer waren eigentlich nie wichtig für mich gewesen.
Vor einigen Tagen erst hatte ich erfahren, dass ich die einzigen beiden Männer verloren hatte, die mir etwas bedeutet hatten. Stefan und Damon waren tot und ich musste jetzt irgendwie damit leben, dass ich allein war.
„Wieso ist denn die hübscheste Frau in diesem Saal so traurig?“ Der Mann, den die Magd eben noch Niklaus genannt hatte, war vor mich getreten. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass er sich mir überhaupt genähert hatte. Ich musste lachen.
„Ich mag keine Männer, die lügen. Ich bin ja vieles, aber sicher nicht die hübscheste Frau hier. Dazu fehlen eindeutig noch ein paar Zentimeter.“ Niklaus schien überrascht zu sein und noch etwas anderes lag in seinem Blick. Etwas, das ich nicht deuten konnte.
„Ich  denke, dass Sie sich da unterschätzen, Miss Salvatore. Aber darf ich Sie um diesen Tanz bitten?“

Ich versuchte zu lächeln, als ich auf Klaus zuschritt. Bevor ich mich aber auch nur ein Stück vorwärts bewegen konnte, wurde ich grob am Arm gepackt.
„Damon, du tust mir weh", zischte ich und funkelte meinen Bruder wütend an.
„Es gefällt mir nicht, was du vorhast. Klaus tut nichts, ohne dafür eine Gegenleistung zu erwarten." Wütend riss ich mich los.
„Habe ich da meinen Namen gehört?“ Innerhalb weniger Sekunden stand Klaus bei uns. Es war seltsam, welche Auswirkung seine Nähe immer noch auf mich hatte. Bei unserem letzten Treffen war es mir sichtlich leichter gefallen, meine harte Schale aufrecht zu erhalten.
„Da musst du dich verhört haben“, erklärte Damon gespielt freundlich, während er versuchte, mich zwischen ihn und Stefan zu schieben, doch so leicht machte ich es meinen Brüdern nicht.
„Wir müssen reden, Klaus“, gab ich von mir. Lachend zog der Urvampir mich zwischen meinen Brüdern hervor.
„Würden Sie mir diesen Tanz schenken, Miss Salvatore?“ Es lief mir eiskalt herunter, als Klaus mich auf die Tanzfläche zog. Es weckte einfach zu viele Erinnerungen.

„Ich meinte das ernst, Miss Salvatore, Sie sind mir sofort aufgefallen, als ich den Raum betreten habe.“ Ich musste mich bemühen, nicht ein weiteres Mal zu lachen.
„Geben Sie sich keine Mühe. Ich bin nur hier, weil mein Onkel Lucas es von mir verlangt und sobald er nicht mehr auf mich achtet, bin auch schon wieder von hier verschwunden.“ Niklaus begann zu grinsen.
„Und wohin verschwinden Sie?“
„In den Wald“, antwortete ich ehrlich. Es war mir egal, was der Lord oder was auch immer er war von mir dachte. „Diese Feste langweilen mich. Ich weiß nicht einmal, was hier gefeiert werden soll. Es ist schließlich noch nicht lange her, dass...“ Ich unterbrach mich selbst. Das ging diesen Niklaus nun wirklich nichts an.
„Ich hörte von Eurem Verlust und will Euch herzlich mein Beileid aussprechen. Es sind viele ums Leben gekommen hier in Mystic Falls. Auch meine Cousine ist verschwunden. Ihr Name war Katherine.“ Bei diesem Namen musste ich schlucken. Dieses Biest hatte einen Keil zwischen meine Brüder getrieben und meinen Vater dazu gebracht, mich in ein Mädchenkloster zu schicken. Wie ich sie doch gehasst hatte. Ohne Katherine würden meine Bruder nun mir mit hier sein und argwöhnisch jeden Mann mustern, der mit mir tanzen wollte.
„Ich konnte sie auch nicht leiden“, gestand Niklaus plötzlich und zog so meine Aufmerksamkeit wieder auf sich. Er war irgendwie anders als die anderen Männer.

„Warum bist du hier?“, fragte Klaus, während er mich über die Tanzfläche führte.
„Das hat Elijah mich auch schon gefragt.“
„Was wollte Elijah von dir?“ Klaus schien wütend. Wieso meinten plötzlich alle, mich kontrollieren zu müssen?
„Dasselbe wie du“, erwiderte ich knapp, als Klaus mich auch schon plötzlich näher an sich zog und mir tief in die Augen sah.
„Das hoffe ich nicht für ihn“, hauchte der Urvampir. Ich hatte das Gefühl, als würde mein Herz wieder damit beginnen zu schlagen und doch bekam ich keine Luft. Zum ersten Mal in meinem Dasein war ich froh, Kira zu sehen. Die junge Vampirin klammerte sich an Klaus' Arm und lächelte ihn verführerisch an. Während der Urvampir sichtlich verwirrt war, begann ich lauthals lachen.  
„Guten Abend“, flüsterte Kira, „Keine Angst, ich werde sie vor dieser Nervensäge retten.“ Wütend funkelte die junge Vampirin mich an, als ich noch lauter anfing zu lachen.
„Ich lass euch dann mal alleine.“ Mit diesen Worten verließ ich die Tanzfläche, doch dieses Mal suchte ich nicht nach Jeremy sondern ging einfach einen der langen Gänge entlang. Ich brauchte etwas Zeit für mich, in der ich verstehen konnte, was ich hier tat. Das alles wollte ich so nicht. Ich wollte weder Stefan noch Damon unter die Augen treten und ganz sicher hatte ich mir vorgenommen, niemals wieder Klaus zu begegnen. Die Welt war so groß und ich fühlte mich kleiner als jemals zuvor.
Vor einem riesigen Gemälde blieb ich stehen. Es wirkte düster und doch so voller Gefühl. Einsamkeit. Das lag zwischen den dunklen Farben und dem kleinen, roten Mond, der in einer Ecke des Bildes zu erkennen war. Im Mittelpunkt war eine junge Frau zu sehen, die ihre Hand nach dem Betrachter ausstreckte. Ihre ungewöhnlich langen Haare hatten sich um ihren Körper gewickelt oder flogen wirr um ihren Kopf. Selbst ihre Augen waren von den dunklen Haaren bedeckt. Zögerlich streckte ich meine Hand nach dem Bild aus, als ich auch schon zurückschreckte.
„Du mochtest meine Kunst schon immer“, murmelte Klaus neben mir. Ich hatte ihn gar nicht kommen gehört.
„Und du meine Musik“, erwiderte ich leise, ohne den Blick von dem Bild abzuwenden. Der Urvampir trat näher an mich und zog sanft meinen Kopf in seine Richtung. Kurz ließ ich ihn gewähren, bevor ich mich wieder einige Meter von ihm entfernte.
„Es gibt einen Grund, warum ich hier bin. Ich lebe jetzt in einer anderen Familie und die hat Angst, dass du dich rächen könntest wegen gestern und deshalb soll ich einen Friedensvertrag mit dir schließen.“ Klaus lachte.
„Einen Friedensvertrag? Du weißt, dass ich dir nie etwas tun würde.“ Den letzten Satz flüsterte der Vampir nur. Ich atmete tief ein, ehe ich nickte.
„Unterschreib bitte einfach diesen Vertrag, damit ich wieder gehen kann.“
„Nein.“ Ich wusste nicht, warum es mich so schockierte, dass der Urvampir so hart war. Eigentlich hatte ich damit gerechnet.
„Ich bitte dich, Klaus.“ Unwillkürlich trat ich einen Schritt auf ihn zu.
„Eine Woche. Eine Woche wirst du hier bleiben und mir jeden Wunsch erfüllen. Dann bekommst du deine Unterschrift.“ Fast hätte ich laut aufgeschrien.
„Was?! Das kannst du nicht verlangen! Gib mir bitte einfach diese Unterschrift.“ Ohne ein weiteres Wort wendete sich der Urvampir ab und schritt den Gang entlang. Erst als er fast aus meiner Sicht verschwunden war, drehte er sich noch einmal kurz um.
„Du kannst natürlich auch bei mir übernachten. Mein Anwesen ist groß genug.“ Damit war er verschwunden.
„Scheiße!“, schrie ich auf und schlug mit der Faust gegen die Wand, wodurch jedes einzelne Bild zu Boden fiel und das Glas der Bilderrahmen in tausend kleine Stücke zerbrach.
„Ich habe dir gesagt, dass er eine Gegenleistung erwarten wird.“ Damon trat hinter mich. Bevor er auch nur reagieren konnte, hatte ich ausgeholt und ihm mit der Faust ins Gesicht geschlagen. Wütend rannte ich in Menschengeschwindigkeit davon. In diesem Moment  hätte mein Bruder mich einfach nicht reizen sollen.
An der Bar blieb ich stehen und manipulierte den Barkeeper so, dass er mir gleich die ganze Flasche Bourbon überließ. Frustriert setzte ich sie an meine Lippen.
„Ich habe Eric schon informiert.“ Kira erschien neben mir. In diesem Zustand sollte gerade sie sich von mir fernhalten. „Die eine Woche darfst du hierbleiben und dann erwarten wir dich zurück.“
„Ich bin niemandem Rechenschaft schuldig“, wiederholte ich die Worte, die ich auch schon Jack an den Kopf geworfen hatte.
„Du solltest dir überlegen, wie du dich benimmst.“ Nun war auch Kira verschwunden. Ich atmete tief ein, nahm die Flasche und schritt draußen auf den Balkon. Von dort konnte ich auf den Parkplatz sehen. Elena stand dort mit Caroline und Bonnie. Die blonde Vampirin regte sich gerade wieder einmal über den Bund zwischen Elena und Damon auf und versuchte, Elena endlich klar zu machen, dass sie nichts aus freien Stücken tat, während diese immer wieder erklärte, wie sehr sie Damon liebte. Es war traurig.
„Was hat Klaus gesagt?“ Jeremy erschien neben mir und nahm mir kurzerhand den Bourbon aus der Hand.
„Ich werde eine Woche hierbleiben und ihm jeden Wunsch erfüllen müssen.“
„Du wirst also seine Vampir-Schlampe, ja?“ Jeremy war der einzige, den ich für diese Aussage nicht töten würde.
„Ich werde ganz sicher nicht alles machen, was er will, das kannst du mir glauben.“ Auf einmal ertönte ein lauter Knall und ich erblickte Elena, die sich ihre Wange hielt. Caroline hatte ihr doch tatsächlich eine Ohrfeige gegeben. In meinen Augenwinkeln sah ich, wie in Jeremys Augen ein trauriger Glanz entstand. Er hasste es, wie seine Schwester nun war.
„Ich werde ihr helfen“, flüsterte ich leise, sodass sich der Vampirjäger verwundert zu mir umdrehte.
„Helfen?“
„Ja, ich werde Elena von diesem Bund befreien.“ Ruckartig fuhren auch Carolines und Elenas Kopf zu mir herum. Natürlich hatten sie mich gehört.
„Wie?“, ertönte nun auch Stefans Stimme. Verfolgten meine Brüder mich etwa?
„So wie ich mich von meinem Bund gelöst habe“, erklärte ich trocken und diesmal war ich diejenige, die einfach verschwand und die anderen mit ihren Gedanken alleine ließ.

Never forget the past... (VampireDiaries - FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt